Bei Startelf-Premiere: Jansen schnürt Doppelpack!

Trotz Kantersieg: „Ich hoffe, dass kein Spieler mit seiner Leistung zufrieden ist“

01. Dezember 2018, 01:09 Uhr

„High five“: Marcell Jansen (Mi.) bejubelt seinen Doppelpack mit Kristijan Augustinovic. Foto: Küch

Gerade hatte der eingewechselte Jendrik Bauer seinen Sololauf durch die SCALA-Hintermannschaft mit dem Treffer zum 4:0 gekrönt (77., alle Highlights im LIVE-Ticker), da ging der Blick sofort raus zur Ersatzbank: „Wacker, ist geblieben?“, rief der Torjäger mit energischer Stimme seinem gelbgesperrten Teamkollegen Torben Wacker fragend zu. Dieser entgegnete nur mit einem einsilbigen „Ja!“, woraufhin Bauer seine Mannschaftskameraden noch einmal lautstark nach vorne trieb: „Kommt, Jungs – weiter!“, forderte er. Denn: „Paloma hat nur Unentschieden gespielt!“

Jendrik Bauer (li.) trifft nach seinem Sololauf zum 4:0. Foto: Küch

Der Grund für Bauers „Geilheit“ auf weitere Tore: Durch das 1:1 des Spitzenreiters beim heimstarken SSV Rantzau könnte der HSV III mit einem Sieg im abschließenden Nachholspiel gegen Nikola Tesla punktemäßig zu den Uhlenhorstern aufschließen. Doch die „Tauben“ weisen das deutlich bessere Torverhältnis auf. Und so pushte Bauer seine Mannen weiter nach vorne – doch letztlich sollte nur noch er selbst, trotz diverser weiterer Chancen, einen Treffer per Strafstoß nachlegen (86.). Zuvor wurde der langjährige Alstertaler von Andree Junior Garcia Ancaas, der dafür die Ampelkarte sah, zu Fall gebracht. „Es soll nicht arrogant klingen, aber wenn man ganz ehrlich ist, dann muss man hier zehn oder zwölf Tore machen. Das tun wir nicht. Und wenn‘s dann mal aufs Torverhältnis ankommt, erinnert man sich an diese Spiele zurück und sagst: ‚Da hast du vielleicht fünf Tore zu wenig gemacht.‘ Und das Schöne war ja eigentlich, dass der Gegner nicht gemauert hat, sondern mitspielen wollte. Wir hatten so viele Räume, haben die aber nicht genutzt“, resümierte HSV III-Coach Marcus Rabenhorst, der nach den 90 Minuten „nur mit den drei Punkten“ zufrieden war. Ansonsten sei das „unterm Strich viel, viel zu wenig“ gewesen. „Nach 15 oder 20 Minuten muss man 4:0 oder 5:0 führen, wenn man‘s klarer ausspielt. Das hat mich genervt – auch in der Halbzeit“, so Rabenhorst, der anfügte: „Nach der Pause haben wir es nicht viel besser gemacht.“

Hanssen: „Ich muss die Spieler ja irgendwie bei Laune halten“

Marcell Jansen (Mi.) entledigt sich seiner Gegenspieler. Foto: Küch

Das abgeschlagene Schlusslicht wehrte sich hingegen nach Leibeskräften und hatte durchaus auch immer mal wieder gute spielerische Ansätze nach vorne. „In den ersten zehn Minuten haben wir Glück, dass wir nicht gleich ein, zwei oder auch drei Tore kriegen. Dann haben wir eigentlich alles gut gemacht – bis fünf oder acht Meter hinter der Mittellinie. In dem Bereich danach ist in den ersten 45 Minuten ein einziger Pass angekommen“, befand SCALA-Coach Holger Hanssen – und sprach damit auf jene Szene an, die sich unmittelbar vor dem Pausentee ereignete, als Luciano Felipe Dias urplötzlich völlig blank vor „Rothosen“-Keeper Yannick Heuer auftauchte, aber zu ungenau zielte (44.). Es wäre – nach der schnellen Hausherren-Führung durch Kristijan Augustinovic (15.) – der Ausgleich gewesen. „Das habe ich auch in der Halbzeit gesagt, dass es mit ein bisschen Glück 1:1 stehen kann. Aber leider sind bei uns eine Unmenge von Pässen nicht angekommen. Ansonsten war ich mit dem Spiel an sich zufrieden“, konstatierte Hanssen, der früh im zweiten Abschnitt – als dann auch endlich mal alle Hosen der Spieler da waren – zweimal wechselte. „Ich muss die Spieler ja irgendwie bei Laune halten. Denn für uns geht es ja um nichts mehr. Aber man merkt halt, dass die jungen Spieler noch überfordert sind und den Unterschied – vor allem im Zweikampfverhalten.“

Rabenhorst: „Ich hoffe, dass kein Spieler mit seiner Leistung zufrieden ist“

Zwei Buden durfte „Cello“ feiern und zum 5:0-Sieg beisteuern. Foto: Küch

Das nutzte der ehemalige Bundesliga-Star Marcell Jansen, der sein Startelf-Debüt für die „Dritte“ des HSV feierte und dieses mit einem Doppelpack krönte. Erst vollstreckte „Cello“ nach feiner Vorarbeit von Edward Pfister (59.), dann traf er mit einer Hinterkopf-Bogenlampe zum zwischenzeitlichen 3:0 (69.). „Er war jetzt die letzten zwei Wochen regelmäßig da und wir wollen ihn auch richtig in Saft kriegen. Das geht nur über Spiele. Hinzu kommt, dass wir ein paar angeschlagene und mit Gelb vorbelastete Spieler hatten, so dass sich das heute ergeben hat und er 90 Minuten Gas geben konnte“, erklärte Rabenhorst später, befand aber auch: „Er hat zwar zwei Tore gemacht, doch letztendlich gab es heute so gut wie keinen Spieler, bei dem man sagen kann: ‚Mit der Leistung kann man zufrieden sein.‘ Und ich hoffe auch, dass kein Spieler mit seiner Leistung zufrieden ist. Denn in der nächsten Woche haben wir ein ganz anderes Spiel, wo uns mehr abverlangt wird, vor der Brust. Da können wir uns so eine Chancenverwertung nicht erlauben.“ Während die Norderstedter einen Pflichtsieg landeten (Rabenhorst: „Wenn man da oben bleiben will, muss man das auch voraussetzen, dass man hier gewinnt“), bilanzierte Hanssen – trotz einer kämpferisch ordentlichen Leistung seiner Schützlinge: „Am Ende steht wieder ein 0:5 zu Buche und es sieht so aus, als ob alles Scheiße war. Aber so schlecht war es nicht.“

Autor: Dennis Kormanjos

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