Der „Angst vorm Versagen“ getrotzt: Berne kurz vor der Meisterschaft!

TuS-Coach Neben: „Traurig, dass eine der drei Mannschaften auf der Strecke bleibt“

14. Mai 2017, 19:46 Uhr

Aufatmen und fertig machen zum Jubeln: Der TuS Berne besteht gegen den FC Alsterbrüder und hat nun das "Meisterschaftsspiel" vor der Brust. Foto: timelash.de

Der Aufstiegskampf in der Bezirksliga Nord ist einen Spieltag vor Toreschluss an Spannung kaum zu überbieten! Sowohl der ETV (5:1-Sieg trotz Unterzahl gegen BU II) als auch der SV Bergstedt (3:1-Erfolg bei Niendorf III) hatten ihre Hausaufgaben bereits erledigt. Nun musste der TuS Berne nachziehen, um die „PolePosition“ zurückzuerobern. Ansonsten bliebe am Ende wahrscheinlich nur die „goldene Ananas“ in Form des dritten Tabellenplatzes. Der Druck war nicht nur groß, sondern während der 90 Minuten gegen den FC Alsterbrüder auch überaus deutlich spürbar. „Wir sind vor Angst fast gestorben“, konstatierte Trainer Frank Neben.

Eine gute Stunde war im „Berner Beu“ vorüber, als Neben in Richtung seines Assistenten Dennis Fernando treffend erkannte: „Wir haben Angst vorm Versagen!“ Knappe zehn Zeigerumdrehungen darauf befand er: „Wir betteln förmlich!“ Die Beine der „Berner Boys“ zitterten, der Kopf schien alles andere als frei zu sein. Bereits in der Anfangsphase spielten die Gäste deutlich zielstrebiger. Man merkte den Alsterbrüdern an, dass sie einem Meisterschaftsanwärter auf dem Weg dorthin noch einmal in die Suppe spucken wollten. Und Chancen dazu waren da. Reichlich sogar. Aber Stephan Wulf (2., 61., 72.), Felix Niebuhr (10., 26.), Patrick May (16.), Jan-Hendrik Otto (79.) und Maximilian Heine (90. +1) versagten entweder die Nerven – oder aber TuS-Torsteher Jan Mehlhorn hielt seine Farben im Rennen. Hinzu kamen Halbchancen, die zu absoluten Hochkarätern hätten werden können, wenn es der FCA nicht so kompliziert gemacht hätte. In Minute 57 kombinierten sich Wulf und Niebuhr beispielsweise durch die gegnerische Hintermannschaft. Letztgenannter wollte noch einmal quer legen, anstatt selbst den Abschluss zu suchen. Das Ende des Liedes: Nico Rosenfeld eilte zurück und rettete in höchster Not.

Einwurf-Variante bringt Berne auf die Siegerstraße

Die Führung! Marco Theis (re.) bekommt noch die Fußspitze ran und die Kugel tropft ins lange Eck. Foto: timelash.de

„Um ein Spiel zu gewinnen, gehört oftmals auch eine gewisse Portion Glück dazu. Allerdings muss man sich das auch erarbeiten. Wenn es hier Unentschieden ausgeht, dann können wir auch nichts sagen“, lautete Nebens ehrliche Einschätzung. Auch der Führungstreffer nach etwas mehr als einer halben Stunde brachte nicht die erhoffte Lockerheit. Nachdem der starke Lars Richter (12.), Torjäger Tom Wohlers (13.) sowie der vor allem in der ersten Halbzeit unsichere Benjamin Kroll per Kopf (29.) das 1:0 noch verpassten, und eine Führung auch nicht wirklich in der Luft lag, schleuderte Maik Rubbert einen Einwurf von rechts gen Fünf-Meter-Raum. Dort verlängerte Philipp von Karger mit dem Hinterkopf und Marco Theis hielt die Fußspitze rein – drin (34.)! Vorbereiter von Karger hätte wenig später eigentlich nachlegen müssen, als ihm Rosenfelds abgefälschter 40-Meter-Freistoß vor die Füße fiel. Doch der Verteidiger verzog ohne jegliche Bedrängnis aus allerkürzester Distanz, weil er die Kugel nicht richtig traf (42.).

Richter sorgt für Berner Aufatmen

Nach Wiederanpfiff drängten die Gäste, die ihren Kapitän Gunnar Hitscher zur Pause verletzungsbedingt verloren, auf den Ausgleich. Doch was kam? Zehn Minuten vor Ultimo war es erneut ein Einwurf, der die FCA-Abwehr düpierte. Diesmal von Kroll weit vors Tor gebracht, entstand ein heilloses Durcheinander im Strafraum der „Gelb-Blauen“. Nutznießer war der nimmermüde Richter, der mit purer Entschlossenheit noch zwei Mann stehen ließ und dann aus halbrechter Position flach ins lange Eck einschweißte – 2:0! Nun kannte der Jubel keine Grenzen mehr. All die Anspannung wich der puren Erleichterung. Und plötzlich lief es auch. Denn kurz darauf deuteten die Hausherren mal an, wozu sie eigentlich in der Lage sind. Sicherlich auch, weil die Alsterbrüder nun komplett aufmachten. Marco Theis narrte drei Gegenspieler, chipte das Spielgerät auf den durchstartenden Kroll. Dieser behielt freistehend die Ruhe und Übersicht, hob den Ball über den bereits am Boden liegenden Moritz Kühn hinweg und ermöglichte Tom Wohlers dessen 26. Saisontor (86.)!

"Empfinde es als traurig, dass eine der drei Mannschaften auf der Strecke bleibt!"

Der starke Jonathan Zinn (re.) lief sich über 95 Minuten die Lunge aus dem Hals. Foto: timelash.de

„In dieser Phase der Saison sind Schönspielerei und taktieren nicht mehr gefragt. Um zu taktieren, muss man natürlich auch frei sein im Kopf – und das waren wir zumindest heute nicht“, so Neben, der nach Schlusspfiff aufatmen konnte – und dem Gegner ein Lob aussprach. „Großer Respekt vor Alsterbrüder! Allerdings kommen die natürlich auch hierher und haben absolut nichts zu verlieren. Mit dieser ‚Scheißegal-Einstellung‘ kannst du natürlich völlig befreit und ungebunden aufspielen. Während es für uns so kurz vor Saisonende ja um alles geht.“ Die Tabellenführung ist zurückerobert. Nun fehlt nur noch ein Schritt zur Meisterschaft und zum Aufstieg in die Landesliga. Wenngleich der SV Bergstedt punktgleich und nur aufgrund des um drei Treffer schlechteren Torverhältnisses dahinter lauert. Doch der TuS hat die vermeintlich leichteste Aufgabe mit einem Auswärtsspiel beim abgeschlagenen Schlusslicht Walddörfer SV. Unterdessen bekommt es Bergstedt mit dem TSV Sasel II, wo die Luft seit Wochen auch schon raus ist, zu tun. Der ETV – zwei Punkte zurück – gastiert beim ebenfalls abgestiegenen Glashütter SV. Auf die Frage, ob es nächste Woche Grund zum Feiern für den TuS Berne geben wird, entgegnete Neben: „Das hoffe ich!“ Die schönsten Worte ließ er jedoch abschließend folgen – und dem können wir uns nur anschließen: „Ich habe ja auch die Spiele vom ETV und Bergstedt gesehen. Deshalb empfinde ich es als traurig, dass es eine von diesen Dreien am Ende nicht schafft! Das muss ich ganz einfach sagen – ganz egal, wen es letztlich trifft. Allergrößten Respekt vor den anderen Mannschaften!“

Autor: Dennis Kormanjos