Ein Pokalheld mit 73 Jahren? "Ur-TuRaner" kegelt Sasel raus!

Harksheide-"Opa" sorgt für "geiles Gefühl" beim Trainer

22. Juli 2017, 01:16 Uhr

Der Matchwinner: Elbasan Latifaj sorgte mit seinen 32 Jahren für das TuRa-Weiterkommen. Foto: KBS-Picture.de

„Jedes Jahr kommt da ein neuer Junger, der den Auftrag hat, den ‚Opa‘ wegzubeißen. Und Jahr für Jahr setzt sich der ‚Opa‘ in der Vorbereitung durch.“ Kllingt ganz danach, als wäre da jemand in einen Jungbrunnen gefallen. Und im Fall von Elbasan „Elba“ Latifaj trifft das auch tatsächlich zu. Der Routinier sorgte am Freitagabend für „den TuRa-Moment“, wie sein Trainer Marcus Fürstenberg wenig später meinte. „Der kommt da mit seinen 73,5 Jahren rein und macht das so souverän“, war „Fürste“ zu weiteren Späßen aufgelegt. „Natürlich ist es auch für mich etwas Besonderes und es freut mich gerade für Elba, der immer wieder so viel Konkurrenz kriegt. Sowas ist immer geil, wenn der Ur-Turaner das entscheidende Tor schießt.“

104 Minuten waren am Exerzierplatz bereits gespielt, als der klassentiefere Hammonia-Landesligist zum Pflichtspielstart in der ersten Oddset-Pokalrunde für den „Luckypunch“ sorgte, wie Sasel-Coach Danny Zankl hinterher befand. Malte Carolus spielte links aus der eigenen Hälfte einen Steilpass auf den eingewechselten Latifaj, der urplötzlich freie Bahn hatte und vor Todd Tuffour die Nerven behielt. Es war der Treffer zur 2:1-Führung für Harksheide – und im Endeffekt auch gleichzeitig das Siegtor! „Auch wenn wir der Underdog waren, haben wir immer an uns geglaubt“, verriet der Matchwinner anschließend, um dann seine Gefühlslage in Worte zu fassen: „Es ist natürlich ein Traum für jeden Fußballer. Man kommt rein und macht das entscheidende Tor – das ist einfach der Wahnsinn. Ein schönes Gefühl.“ Die Situation hatte Latifaj wie folgt im Kopf: „Ich habe auf den Ball spekuliert. Aber dass der tatsächlich durchkommt, hätte ich nicht gedacht. Danach war alles nur noch Instinkt.“

So groß die Freude beim Außenseiter auch war, umso größer war der Frust beim Oberliga-Neuling. „Ich verliere nicht mal im Training gerne ein Spiel. Aber ich bin eigentlich relativ gefasst. Nur am Ende musste ich mal etwas lauter werden, weil die Mannschaft sehr unzufrieden war“, erklärte Zankl, dessen Elf schon früh in Rückstand geriet, als der Ball Dren Hoti nach einem Standard von Lukas Raphael über den Rücken ins Tor huschte (18.). Allerdings antwortete Sasel – nach einer Verkettung von Fehlern in der TuRa-Defensive – umgehend, als Enrik Nrecaj nach einer Vorarbeit von Marcel Perz zur Stelle war (22.). „Wir wussten, dass Sasel viel durchs Zentrum spielen möchte – das haben wir sehr gut zugestellt und sie häufig auf die Außen gelassen, wo sie oft in Unterzahl waren und wir sie zugepresst haben. Sasel hat das nicht so schlecht gemacht. Aber wenn ein Gegner anders spielt und das vorher nicht erkennt, dann können sie bestimmt ganz anders aufspielen. Von daher muss ich meinen Jungs ein großes Kompliment machen“, so Fürstenberg.

Es war wahrhaftig nicht das Spiel des TSV Sasel. Viele Bälle landeten beim Gegner, einige Flanken hingegen im Niemandsland. Und doch waren die Chancen da. „Wir hatten viele Freistöße und gerade in der zweiten Halbzeit einige hundertprozentige Chancen“, konstatierte Zankl. Die ruhenden Bälle, wie in der 55. Minute von Nico Zankl getreten, entschärfte Jannik Flint stark. Und die sogenannten „Hundertprozenter“ würden kläglich vergeben. Lukas-Gabriel Kourkis schoss ebenso am völlig verwaisten Gehäuse vorbei, wie auch Enrik Nrecaj oder Tobias Steddin. Zudem landete ein Kourkis-Schuss von der Strafraumgrenze am Außenpfosten. „Wir müssen das besser zu Ende spielen, dann führen wir auch irgendwann 2:1 – und alle sagen: gutes Spiel, viel Tempo drin, alle haben es versucht und Sasel war den Tick besser. So hat Harksheide das Spiel durch den Luckypunch gewonnen – glücklich, aber sie haben es sich durch die Defensivarbeit auch verdient. Aber wenn man Torchancen und Spielanteile sieht, dann wären wir wohl der etwas verdientere Sieger gewesen“, bilanzierte Zankl, der trotzdem bemängelte, dass seine Jungspunde in einigen Situationen „zu naiv und nicht wach“ gewesen seien, „die Widerstandsfähigkeit“ in einigen Momenten fehlte, und „dumme Fehler“ zum letztlichen Ausscheiden führten.

„Wir werden erst in vier bis acht Wochen eine richtige Oberliga-Mannschaft sein. Aktuell sind wir vielleicht auf Augenhöhe mit Harksheide. Wir hatten die zehnprozentige Chance, einen Kracher-Gegner zu kriegen. Mit Harksheide haben wir den bekommen. Ich hätte auch lieber irgendwo auf dem Dorf in der Walachei gespielt. Gewinnen wollten wir das Spiel zu 100 Prozent – es kam nur einfach noch zum falschen Zeitpunkt. Ich bin nicht unzufrieden, aber das Ergebnis stimmt natürlich nicht“, meinte Zankl. Während dessen Gegenüber nach einer bärenstarken Leistung seiner Mannen zu Protokoll gab: „Wenn man sieht, dass da bei uns ja noch einige ganz wichtige Leute fehlen, muss man sagen, dass das schon echt gut war. Die Jungs haben alles reingehängt und viel, das war schon stark. Und es war ja auch nicht so, dass Sasel aus dem Spiel heraus viele Chancen hatte. Dabei haben sie am Mittwoch ganz bewusst ihre ‚Stars‘ geschont und wir haben gestern noch trainiert“, so Fürstenberg, der abschließend zugab: „Natürlich ist das ein Prestige-Duell. Vor allem, weil Sasel uns die Jungs immer wegschnappt. Die haben nun mal andere Möglichkeiten als wir. Deshalb ist das schon wichtig für uns.“

Autor: Dennis Kormanjos