Inter „wie Tag und Nacht“: Hamm macht „die geilen Tore“ und siegt

HUFC feiert 4:1-Erfolg an der Snitgerreihe gegen den Aufsteiger

25. August 2018, 19:03 Uhr

HUFC-Trainer Sidnei Marschall (Im Kreis) lobte sein Team nach dem Spiel. Foto: Knötzsch

Furkan Pinarlik war unzufrieden. Sehr unzufrieden. Der Offensivspieler von Inter 2000 feuerte weit nach dem Ende des Spiels einen Ball einfach vor die Gitterwand, die auf dem Sportplatz an der Snitgerreihe zwischen Kabinen und Kunstrasen steht. Dann irgendwann zog sich der 22-Jährige sein Trikot über den Kopf. Und als sein Gesicht wieder zu sehen war, fluchte Pinarlik vor sich hin. Kurzum: Die 1:4-Niederlage des Aufsteigers in die Landesliga Hansa gegen Hamm United (Hier gibt’s das Spiel zum Nachlesen im Live-Ticker) hatte seine Spuren hinterlassen. Nicht nur bei Inters Neuzugang, der vor der laufenden Saison vom Meiendorfer SV gekommen war.

Auch Eren Sen war nicht unbedingt begeistert von dem, was er in den vorherigen 90 regulären Minuten, die Schiedsrichter Alexander Nehls (SC Eilbek) im zweiten Durchgang um eine fast sechs Minuten andauernde „Overtime“ erweiterte, gesehen hatte. Der Coach der Gastgeber drückte es allerdings diplomatischer aus als sein fluchender Schützling. „Das war wie Tag und Nacht: Die erste Halbzeit haben wir total verpennt. Das war nicht das Inter, das ich kenne. Wir wussten, dass Hamm gut steht und auf Konter lauern wird. Das war dann auch der Fall. Aufgrund der ersten Halbzeit war das 0:3 zur Pause verdient, den dritten Treffer hauen wir uns dabei selbst rein“, erklärte Sen nach dem Schlusspfiff.

Marschall: „Wir haben uns nach der Pause leider ein bisschen zu weit hinten rein drücken lassen“

Inters Furkan Pinarlik versucht den ball gegen gleich zwei Widersacher im HUFC-Trikot aus der eigenen Hälfte zu schlagen. Foto: Knötzsch

Kurz bevor der ertönt war, hatte Alessandro Schirosi den Schlusspunkt gesetzt und den Ball an Emre Palteki, dem Inter-„Goalie“, vorbei zum vierten United-Treffer ins Netz befördert (90.+5). Immerhin vier Treffer. Draußen an der Außenlinie hatte sich HUFC-Coach Sidnei Marschall zuvor, nachdem Dimitri Patrin einen von Schirosi und Jan Landau eingeleiteten Konter vergeben hatte (90.+4), noch aufgeregt: „Eigentlich müssen wir längst 6:1 führen.“ Völlig Unrecht hatte er damit nicht, vergab für den HUFC Landau, der erst die Latte traf (71.) und dann an Palteki scheiterte (86.), gleich doppelt. Allerdings: Auch Inter, das nach sechs Minuten in der zweiten Hälfte durch Mustafa Karaaslan, der noch in einen Schuss von Habib Zagre hereinsprang (51.), ausglich, hätte durchaus noch einen zweiten Treffer erzielen können. Doch gegen Carlos Rodigues Padinha parierte Keeper Adrian Zellner zur Ecke (61.), dann pflückte der Schlussmann den Ball kurz vor Timo Strauß, der ansonsten eingeköpft hätte, weg (70.) und schließlich stand er auch Zagre (72.) im Weg.

Dabei ist der 34-Jährige noch nicht mal der Mann, der regelmäßig im HUFC-Kasten steht: Zellner fungiert bei United als Torwart-Trainer, „war unter der Woche aus beruflichen Gründen gar nicht da und ist heute morgen erst um neun oder zehn Uhr in Hamburg gelandet“, verriet Sidnei Marschall, der den letztjährigen Stammkeeper Samuel Graudenz (Leistenzerrung) zur Not auf der Bank sitzen hatte. „Eigentlich war heute bei Adrian ein Familientag geplant. Aber seine Frau hat ihn freigegeben und er hat sich zur Verfügung gestellt. Ich muss seiner Frau, ihm und der Mannschaft einen ausgeben“, so der HUFC-Coach, dessen Elf bereits vor dem Seitenwechsel die berühmten Weichen auf Sieg stellte: Erst knallte Raffael Kamalow im zweiten Anlauf den Ball zum 1:0 unter die Latte (27.), nur eine Minute später legte Patrin für Christian Ayim auf, der auf 2:0 erhöhte. Nach 36 Minuten traf Landau, der rechts in der Box angespielt wurde, zum 3:0 (38.). Zuvor hatten bereits Ayim (29., 36.) und Marcel Schwarck mit einem Distanzschuss (33.) den dritten Treffer auf dem Fuß.

Sen: „Im Moment können wir noch keine ambitionierten Ziele haben“

Samet Yazici (Mitte) musste bei den Gastgebern früh raus und wurde durch Mustafa Karaaslan (re.) ersetzt. Foto: Knötzsch

„Am Anfang hatte ich das Gefühl, dass wir Angst oder Respekt hatten, auf dem nassen Boden Fußball zu spielen. Nach zehn, 15 Minuten hat das dann besser geklappt. Wir haben die Treffer im richtigen Moment erzielt. In der ersten Halbzeit haben wir ganz klar guten und schönen Fußball gespielt und geile Tor gemacht, so dass wir verdient mit der 3:0-Führung in die Halbzeit gegangen sind“, analysierte HUFC-Übungsleiter Marschall, der schon in der Pause wusste, was kommen würde: „Inter musste mehr machen, weil sie 0:3 zurücklagen. Wir haben uns leider ein bisschen zu weit hinten rein drücken lassen und zu wenig Fußball gespielt. Wir waren zu hektisch und haben die Konter nicht vernünftig ausgespielt. Inter kann auch Fußball spielen, deswegen war es wichtig, dass wir so lange es geht kein Gegentor kassieren. Irgendwann ist es doch gefallen und wir haben versucht, hinten dicht zu machen, um die drei Punkte zu halten.“

Dass bei Inter spätestens nach dem 0:3 erst einmal die Köpfe runtergingen, hatte derweil auch Eren Sen erkannt. „Wir sind immer noch auf dem Weg, erst einmal eine Mannschaft zu werden. Leider ist es jetzt schon öfter vorgekommen, dass wir nach dem ersten direkt das zweite Gegentor bekommen – so wie im Pokal gegen Teutonia. Wir befinden uns in einem Lernprozess. Das sind Erfahrungen. Mit der Zeit wird das besser“, so der Trainer der Hausherren, der bekannte: „Im Moment können wir noch keine ambitionierten Ziele haben. Das kommt erst, wenn wir alle zusammen sind und kontinuierlich trainieren“, sagte der Übungsleiter, der die letzten drei Wochen urlaubsbedingt fehlte: „Sieben Punkten aus drei Spielen ohne mich – das war eine gute Quote. Aber die wirklichen Kracher kommen jetzt. Nach Hamm sind das Bramfeld und Dersim. Auch Ohe hat eine gute Truppe. Das wird ein hartes Stück Arbeit.“

Jan Knötzsch

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