„Kann uns bitte endlich mal jemand das Wasser reichen?!“ – Nein!

TuS Dassendorf schreibt Oberliga-Geschichte: Fünfte Meisterschaft am Stück fix

27. April 2018, 20:46 Uhr

Die TuS Dassendorf feiert den fünften Meistertitel nacheinander. Foto: KBS-Picture.de

„Kann uns bitte endlich mal jemand das Wasser reichen?!“, fragte und forderte die TuS Dassendorf nach der Meisterschaft in der Vorsaison, der vierten nacheinander, etwas provokant in Richtung Oberliga-Konkurrenz. Die Antwort auf jenen Schriftzug, der auch die Meistershirts zierte, fällt kurz und knapp aus: Nein! Durch einen 7:2-Kantersieg gegen den HSV III ist das „Star-Ensemble“ von Trainerduo Peter Martens/Thomas Hoffmann vorzeitig nicht mehr vom Thron zu stoßen. Ein historischer Coup. Denn noch nie zuvor gewann eine Mannschaft in Hamburg fünfmal in Folge den Titel! Die gesamte FussiFreunde-Redaktion gratuliert der TuS Dassendorf zu diesem Triumph!

Der überragende Yannick Heuer verhinderte mit etlichen Paraden eine noch höhere Demontage. Foto: KBS-Picture.de

„Die Art und Weise, wie wir das erreicht und gemacht haben, und die Dominanz machen diese Meisterschaft besonders. Wenn du nur ein Spiel verlierst und sonst alles gewinnst, ist das überragend. Das ist der Top-Augenblick, um zu sagen: Wir hören auf. Denn viel besser geht es nicht“, ließ Thomas Hoffmann seinen Emotionen freien Lauf. Fünfmal in Folge Hamburger Meister: Das ist noch keinem anderen Team gelungen! „Was die Mannschaft fußballerisch leisten kann, ist außergewöhnlich. Aber das Außergewöhnlichste von allem ist die Mentalität. Die Truppe geht raus und sagt sich jede Woche aufs Neue: Wir gewinnen. Wir sind die Besten. Wir gehen raus und zeigen auch, dass wir die Besten sind. Natürlich macht das auch mich als Trainer total stolz“, so Hoffmanns kongenialer Trainer-Gegenpart Peter Martens. Jene Mentalität machte auch TuS-Sponsor Michael Funk als Erfolgsrezept aus: „Eine ganz, ganz tolle Truppe, keine Querelen das ganze Jahr – und wenn eine Mannschaft so einen Charakter hat, dann zahlt sich das auch aus.“

Brendel egalisiert zweimalige Dassendorf-Führung

Jubel bei den Doppeltorschützen Marcel von Walsleben-Schied (mi.) und Sven Möller (re.) sowie Joe Warmbier, der bei den fünf Meisterschaften dabei war. Foto: KBS-Picture.de

Ein Punkt gegen den abstiegsgefährdeten HSV III hätte den „Wendelweglern“ schon zum nächsten Titelgewinn gereicht. Doch darauf wollte man es vor 362 Zuschauern nicht ankommen lassen. Stattdessen lieferte man den Besuchern ein echtes Spektakel als „Meisterstück“. Sven Möller (9.) und Jeremy Karikari (22.) feuerten den Ball aus nahezu identischer Position - 22 Meter zentraler Position - ins linke untere Eck und ließen „Rothosen“-Fänger Yannick Heuer keine Abwehrchance. Dasselbe Toreck visierte Pascal Nägele mit dem Pausenpfiff an, als er von Henrik Dettmann par excellence in Szene gesetzt wurde - und traf (45.). Zwischendrin gelang den Gästen jedoch gleich zweimal der Ausgleich. Beide Male war Manuel Brendel zur Stelle. Erst nach Vorarbeit von Damian Ilic (11.), dann nach einem langen Heuer-Abschlag (!), als sich TuS-Keeper Christian Gruhne und Joe Warmbier uneins waren, und der Angreifer die Konfusion zu nutzen wusste (37.).

Martens: "Es hätte auch 15:2 ausgehen können!"

In Anlehnung an die insgesamt sechste Hamburger Meisterschaft der TuS Dassendorf präsentiert Samuel Louca das Titelshirt: „Erfolg macht sechsy“. Foto: KBS-Picture.de

„Es war kein Spannungsabfall, sondern einfach die eine oder andere Unkonzentriertheit. Es wurde nicht genug kommuniziert untereinander. Nichtsdestotrotz muss man ja sagen, dass es schon zur Halbzeit eigentlich 7:2 stehen muss. Aber was wir in der zweiten Halbzeit abgeliefert haben, das war eines Hamburger Oberliga-Meisters mit dem Vorsprung würdig“, so Martens, dessen Team den Tabellenvorletzten, der keine Gegenwehr mehr leistete, nun nach allen Regeln der Fußballkunst vorführte und daher spielte. Marcel von Walsleben-Schied (52., 73.), Sven Möller (71.), und sogar Finn-Lasse Thomas (82.) schraubten das Resultat auf 7:2 in die Höhe! Und man muss es so deutlich sagen: Damit waren die Rabenhorst/Rahn-Kicker noch allerbestes bedient. Denn Keeper Yannick Heuer verhinderte - schon im ersten Abschnitt - mit unzähligen Mega-Paraden eine ganz heftige Abfuhr. „In der zweiten Halbzeit haben wir sie auseinandergenommen. Nicht nur, weil es am Ende 7:2 stand – es hätte auch wirklich 15:2 stehen können. Das war schon klasse!“, befand Martens. „Egal, ob es der Tabellenletzte oder der Zweite ist: Wir nehmen jedes Spiel ernst, gehen jedes Spiel mit der nötigen Konzentration an und strahlen immer diese Mentalität, dass wir das Spiel gewinnen wollen, aus. Jeder weiß um seine Qualität und um die Qualität der Mannschaft. Und es geht immer nur zusammen als Mannschaft.“

Warmbier: "Art und Weise, Zeitpunkt und Punktzahl machen es einzigartig"

Mit dem Schlusspfiff mussten die Sekt- und Champagner-Flaschen dran glauben. Foto: KBS-Picture.de

Diese Eigenschaft macht die TuS seit nunmehr fünf Spielzeiten nahezu unbezwingbar. „Dass wir Geschichte geschrieben haben, macht es natürlich besonders“, so Joe Warmbier, der neben Torhüter Christian Gruhne der einzige Akteur ist, der bei allen fünf Meisterschaften dabei war. „Auch die Art und Weise, es zu dem frühen Zeitpunkt und mit der Punktzahl geschafft zu haben, machen es einzigartig“, fügte er an. „Man hat echt gemerkt, dass ein großer Teil der Truppe jetzt schon seit Jahren zusammen ist. Sie haben das, was wir als Trainer gefordert haben, immer besser umgesetzt, weil sie selbst gemerkt haben, dass man damit erfolgreich ist. Viele Leute sind ja schon länger dabei – und die haben es einfach drauf. Die gehen mit solch einer Siegermentalität auf den Platz, wo ich mir manchmal denke: ‚Puh, ich weiß gar nicht, ob das nicht etwas übertrieben ist.‘ Aber wenn der Pfiff kommt, dann schalten sie um, dann geht’s ab und dann wollen sie dieses Spiel gewinnen. Jeder stellt die Mannschaft an die allererste Stelle. Und das ist der absolute Hammer in diesem Jahr! So etwas habe ich ganz, ganz selten erlebt“, plauderte Hoffmann über das Erfolgsgeheimnis - und führte aus: „Das Umfeld, was uns vom Verein geboten wird, ist für Oberliga-Verhältnisse natürlich herausragend.“ Nun werde man aber erst einmal „im Clubheim ein bisschen Radau machen und dann wird es wahrscheinlich im Stadtteil mit den bunten Lichtern enden“, so „Hoffi“ mit einem Schmunzeln.

Hoffmann: "Die Mannschaft spielt nicht am Limit"

Erfolgstrainer Peter Martens (li.) bekommt von Marcel von Walsleben-Schied die Sektdusche verpasst. Foto: KBS-Picture.de

An seinen Abschied verschwendet Hoffmann, der die Anfänge in der Landesliga ebenfalls miterlebte, noch keinen Gedanken, wie er sagt. „Jetzt ist erstmal Freude pur angesagt!“ Allerdings ist er auch der Meinung - und das dürfte durchaus als Drohung an die Konkurrenz ausgelegt werden: „Die Mannschaft spielt nicht am Limit. Ich könnte mir vorstellen, dass sie nächstes Jahr mit einem neuen Trainer, wo sich alle neu beweisen müssen und ein paar Verstärkungen dabei sind, noch stärker sein könne, wenn alles passt.“ Auch Funk ist der Ansicht, dass man „nächstes Jahr noch stärker“ werde. Doch noch ist die Saison ja längst nicht vorbei. „Wir haben ja noch einiges vor!“, warnt Martens und spitzt Augen sowie Ohren bereits auf den kommenden Dienstag, wo es im Halbfinale des ODDSET-Pokals beim FC Teutonia 05 um den Finaleinzug geht. Das wäre dann das i-Tüpfelchen auf eine grandiose Saison und ein „unfassbares Kalenderjahr 2017“, wie auch Martens abschließend meint.

Handfeste Auseinandersetzung nach Schlusspfiff

Auch bei Amando Aust (ob.) und Finn Thomas war die Freude groß. Foto: KBS-Picture.de

Einziger Wermutstropfen des Abends: Nach dem Schlusspfiff sorgten einige HSV III-Anhänger, dem Vernehmen nach war ein provokanter Spruch eines Dassendorf-Sympathisanten der Auslöser, für eine handfeste Auseinandersetzung. Dabei gingen auch einige Bänke und Stühle, die am Spielfeldrand sowie auf dem benachbarten Parkplatz standen, in die Brüche. Am Ende musste sogar die Polizei mit einigen Streifenwagen anrücken. Der gemietete Fan-Bus der „Rothosen“ wurde auf der Rückfahrt angehalten und sämtliche „Fans“ von der Polizei verhört. Ein unschönes Ende eines denkwürdigen „Dasse-Tages“…

Autor: Dennis Kormanjos

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