Lorenzen außer sich – „Schiri des Jahres“ Hass unter Beschuss!

Bramfeld verspielt sicher geglaubten Sieg

06. September 2014, 00:24 Uhr

Foto zum Spiel: noveski.com

„Ich frage mich wirklich, wie dieser Schiedsrichter gerade zum Besten gewählt werden konnte? Das ist eine Farce! Was der sich heute zusammengepfiffen hat, war eine Voll-Katastrophe!“, stand Kenny Lorenzen, Trainer des MSV Hamburg, nach der turbulenten Partie gegen den Bramfelder SV, in der seine Mannen aus einem 0:2- und 1:3-Rückstand ein 3:3-Unentschieden machten, immer noch voll unter Strom und war auf 180.

„Uns wurde ein reguläres Tor nicht gegeben, er hat bei uns für jedes noch so kleine Foul Gelbe Karten verteilt – allein in der ersten Halbzeit waren es sechs. Hinzu kamen Abseits-Entscheidungen, die keine waren. Wenn so einer zum Schiedsrichter des Jahres gewählt wird, tut mir der Hamburger Amateurfußball echt leid!“ Gemeint war Marcel Hass (TuS Osdorf), der nach Meinung der Hausherren bereits nach 240 Sekunden seinen ersten Fehler beging, als Timorschah Yasini flankte und Daniel Balanescu zur vermeintlichen Führung traf. „Ich frage mich ernsthaft, wie es Abseits sein kann, wenn der Ball von der Grundlinie kommt. Der Assistent winkt da, als wäre er im Fluglotsenstreik“, so Lorenzen, dem auch der Freistoß-Pfiff vor dem 0:1 gründlich missfiel: „Es war ein Pass ins Nirvana – die beiden Spieler sind, ohne sich dabei anzuschauen, ineinander reingelaufen. Dann gab’s dafür auch noch Gelb.“ Bramfelds Routinier Christopher Skalnik schlenzte die Kugel aus 19 Metern herrlich über die Mauer hinweg ins kurze Eck – 0:1 (21.)!

Wenig später konterten die Gäste den MSV nach einem eigenen Eckball gnadenlos aus: Marcel Perz schickte Matthias Müller steil, der umkurvte Leon Giese und schob ein – 0:2 (28.)! „Die erste Halbzeit war sensationell von uns“, lobte Hardy Brüning seine Schützlinge fast schon überschwänglich. „Das war die beste Halbzeit in dieser Saison!“ Dennoch musste man noch den Anschlusstreffer hinnehmen: Edison Sa Borges Dju mit einem Steilpass auf den bärenstarken Serkan Sarkarya, der uneigennützig quer legte, Matthias Juckel hatte keine Mühe mehr (40.)!

Brüning: „Haben den Gegner zurückgeholt“

Auch im zweiten Abschnitt ging es munter weiter. Mo Azaizi stellte unter gütiger Mithilfe von Giese den alten Abstand wieder her. Sein Schuss von der rechten Strafraumgrenze ins lange Eckschien nicht unhaltbar (58.)! „Wir haben es danach wieder nicht geschafft, konzentriert weiterzuspielen und ruhig zu bleiben. Durch eigene Fehler und Undiszipliniertheiten haben wir den Gegner zurückgeholt“, bemängelte Brüning. Nur fünf Zeigerumdrehungen nach dem 1:3 währte man einen harmlos erscheinenden Eckball zu kurz ab. Sarkarya brachte die Kugel wieder in die Gefahrenzone, Wjatscheslaw Obert nahm das Spielgerät aus halbrechter Position mit links direkt ab und schweißte flach im langen Eck ein – 2:3 (62.)!

Anschließend erlebte das besondere Verhältnis zwischen Lorenzen und Referee Hass seinen vorläufigen Höhepunkt: „In der 64. Minute musste ich gehen“, so der MSV-Coach und erklärt: „In der ersten Halbzeit gab es Momente, da hätte man mich durchaus der Bank verweisen können – das gebe ich gerne zu. In dieser Szene hat er ein Foulspiel gegen uns geahndet, woraufhin mein Spieler dem Bramfelder Akteur den Ball auf Fußhöhe zugeworfen hat. Nichts Unfaires oder sonst was! Daraufhin hat er unserem Spieler Gelb gezeigt und ich habe ihn nur gefragt, wofür es die gibt, ob ihm das zu schnell war? Danach musste ich runter. In der Summe ist das gerechtfertigt, das nehme ich auch auf meine Kappe.“ Ein weiterer individueller Fehler brachten Bramfeld um den verdienten Lohn. Azaizi verlor im Angriff den Ball – Tino Oschetzki musste den Fehler im eigenen Sechzehner mit einem Foulspiel gegen Sarkarya ausbügeln. Juckel blieb erst im Nachschuss der Sieger – 3:3 (79.)!

Lorenzen: „Nehme die Glückwünsche entgegen“

Der MSV versuchte das Spiel zu machen – die gefährlichere Mannschaft war aber ohne Frage der Oberliga-Absteiger. In der Schlussphase ließ man einige gute Möglichkeiten ungenutzt und musste sich somit mit dem 3:3 zufrieden geben, was Brüning durchaus schwer fiel: „Wir haben uns wieder nicht belohnt. Man führt und muss dann immer wieder Nackenschläge hinnehmen. Nachdem wir die letzten beiden Spiele nicht gewonnen haben, fehlt natürlich auch ein wenig das Selbstvertrauen. Die Kräfte haben nachgelassen – trotzdem hatten wir viele Chancen, um das Spiel doch noch zu gewinnen.“ Sein Gegenüber konnte mit dem Punkt indes gut leben: „Wir haben ein 0:2 und 1:3 aufgeholt, da nehme ich die Glückwünsche gerne entgegen“, zeigte sich der 34-Jährige letztlich doch noch versöhnlich.

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