Oberliga

Nach „einer Woche mit merkwürdigen Entscheidungen“ – Großkopf dankt seinen Protagonisten!

04. März 2024, 09:53 Uhr

Routinier Davidson Eden (li.) feierte seinen Keeper Moritz Junge nach dessen Riesentat gegen Allan Muto. Foto: Heiden

Die Ansprache im Mannschaftskreis fiel kurz aus. Sehr kurz sogar. Nach einer turbulenten Woche und der Bekanntgabe, dass Jörn Großkopf in der kommenden Saison kein Cheftrainer mehr beim FC Alsterbrüder sein wird (HIER mehr dazu), trotz überaus erfolgreicher Arbeit, ging es für den 57-jährigen Fußballlehrer ausgerechnet im ersten Spiel gegen seinen „Herzensverein“ HEBC (alle Highlights im LIVE-Ticker). Doch zurück zu Großkopfs Ansprache nach den 90 Minuten: „Vielen Dank“, hauchte er jedem einzelnen Spieler zu – und entließ seine Mannen in den Fußball-Feierabend.

Wollte sich eigentlich zurückhalten, gab aber gewohnt energisch die Richtung vor: Alsterbrüder-Coach Jörn Großkopf. Foto: Heiden

Kurz darauf erklärte er auf Nachfrage, dass die Situation natürlich „nicht so wie sonst“ gewesen sei. „Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, gar nicht aktiv zu sein an der Seitenlinie und einfach ruhig zu bleiben. Aber die Jungs liegen mir einfach am Herzen. Und es haben eine ganze Menge mitgespielt, die diese Entscheidung nicht nachvollziehen können. Für die Jungs bin ich da, aber auch für die anderen. So werden wir bis zum Ende um jeden Punkt fighten – und dieser Punkt ist Gold wert.“ Ein Punkt, den sich auch Ex-HEBC-Keeper Moritz Junge, der im Hinspiel noch äußerst unglücklich vom Platz flog (HIER der Bericht), auf die Fahnenstange schreiben und heften kann.

"Er hat uns den Punkt gewonnen"

Allan Muto hatte die größte Chance der ersten Halbzeit, als er freistehend an Moritz Junge scheiterte. Foto: Heiden

„Wir hatten heute mit ‚Mo‘ einen Keeper, der den Punkt gewonnen hat. Das muss man sagen“, gab auch Großkopf unumwunden zu. Der Schlussmann der Alsterbrüder vereitelte zweimal in sensationeller Manier einen Gegentreffer. Erst gegen den von Höhe der Mittellinie völlig frei auf ihn zusteuernden Allan Muto, als Junge fast in den Spagat ging und das linke Bein ausfuhr (39.). Eine gute Viertelstunde vor Ultimo stand Junge ein weiteres Mal einem Torerfolg der Gäste im Weg, als der völlig blank stehende Magnus Hartwig das Kunststück vollbrachte, das Runde aus kürzester Distanz nicht im Eckigen und am Schlussmann vorbeizubringen (76.).

"Ich weiß, dass einige Spieler die Entscheidung komisch fanden"

Magnus Hartwig (re.) hätte die Gäste vom Reinmüller in der zweiten Halbzeit zum Sieg schießen können, wenn nicht gar müssen. Foto: Heiden

„Ich kann heute auch keinem anderen aus dieser Mannschaft in irgendeiner Art und Weise einen Vorwurf machen nach dieser Woche mit einigen merkwürdigen Entscheidungen. Das haben die Jungs richtig gut gemacht“, lobte Großkopf sein Team – und verriet: „Ich habe sie auch ein bisschen in die Pflicht genommen und weiß, dass heute auch Spieler dabei waren, die diese Entscheidung komisch fanden. Insofern habe ich jedem Einzelnen nur ‚vielen Dank‘ gesagt.“

Zu Beginn des Spiels überraschte Großkopf seine „Ex-Liebe“ mit einer etwas offensiveren Gangart. „Wir haben vorne gepresst, was die Jungs auch sehr gut gemacht und umgesetzt haben. „Wir wollten einfach nicht nur gegen den Ball laufen, das ist auch nicht unbedingt das Spiel unserer Truppe.“ Mit fortlaufender Spielzeit zog sich der FCA mehr und mehr zurück – und überließ den Gästen die Kontrolle über die Partie. „Der Punkt ist nicht unverdient – auch wenn HEBC ein deutliches Chancenplus hatte“, bilanzierte Großkopf.

"Ein Sieg wäre verdient gewesen - aber auch nicht extrem"

Im Kampf um die Lufthoheit: Ex-Profi Davidson Eden (re.) behält gegen Tjorven Köhler die Oberhand. Foto: Heiden

In eine ähnliche Kerbe sprang Özden Kocadal, Nachfolger von Großkopf am Reinmüller: „Nach den zwei dicken Torchancen wäre ein Sieg verdient gewesen, aber auch nicht extrem.“ Es sei „einfach schade“, so Kocadal, dass man aus den zwei Großchancen, „die man sich gegen Alsterbrüder erstmal erarbeiten und erspielen muss, keine drei Punkte ziehen“ konnte. „Trotzdem haben wir zu Null gespielt. Das war gut – und keine 100-prozentige Torchance zugelassen.“ Die Möglichkeiten des HEBC waren zwar größer, befand nicht nur Kocadal, „aber es geht ja nicht immer darum, wer den Sieg verdient gehabt hätte, sondern wir müssen auch gucken, was wir in der zweiten Halbzeit teilweise gespielt haben“.

"So viele Kerzen siehst du nicht mal an Weihnachten"

Man habe „ein bisschen gebraucht, um reinzukommen. Als wir endlich gemacht haben, was wir wollten und auch erwarten, sah es teilweise besser aus. Das war die beste Phase des Spiels“, sah Kocadal einige „Steil-Klatsch-Kombinationen“, aber auch, dass man „den Gegner im Zentrum gut bewegt“ habe und „so zu Möglichkeiten gekommen“ sei. Das große Manko: „Immer dann, wenn wir in die gefährlichen Zonen gekommen sind, war die Durchführung einfach schlecht. Ich weiß gar nicht, wie oft wir auf dem Ball ausgerutscht sind oder Situationen nicht erkannt haben.“ Und weiter: „Ich habe das Gefühl, ich muss Ballwegschlagen trainieren, weil unsere Befreiungsschläge nach zehn Metern wieder runtergekommen sind. So viele Kerzen siehst du nicht mal an Weihnachten“, scherzte der 40-Jährige – und meinte abschließend: „Das war kein Spiel für Ästeten, trotzdem war viel Leidenschaft und Power in Sachen Grätschen von beiden Mannschaften drin. Aber eher die Power eines Trabbis.“

Autor: Dennis Kormanjos

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