Oberliga

Niendorf zeigt krasse Klasse – doch dann zieht Farhadi die böse Grimasse!

17. März 2024, 21:45 Uhr

Ibrahim Ali (li.) bejubelt seinen toll herausgespielten und sehenswert abgeschlossenen Führungstreffer für den Niendorfer TSV. Foto: noveski.com

„Die Sonne scheint und wir spielen nicht am Freitagabend hier. Zwei grüne Haken sind schon gesetzt, den dritten müssen wir uns jetzt erarbeiten“, war Ali Farhadi vor Anpfiff optimistisch und gut gelaunt. Umso überraschender war das, was aus dem Trainer-Vulkan des Niendorfer TSV in der 58. Spielminute an der Seitenlinie herausplatzte (alle Highlights im LIVE-Ticker). Wutentbrannt warf Farhadi seine Mappe beiseite und schimpfte wie ein Rohrspatz. Ein kleiner Auszug: „Was ist das für ein Auftritt, Mensch! Einen Scheiß spielt ihr! Da kommt nix! Wir gewinnen nicht einen Zweikampf mehr – das ist null!“

Was den Chefcoach der „Sachsenwegler“ in jenem Moment so sehr auf die Palme brachte, dass die Hutschnur im wahrsten Sinne platzte? In der Phase zwischen der 46. und der angesprochenen 58. Spielminute gab sein Niendorfer TSV eine sicher geglaubte Führung komplett aus der Hand und lag auf einmal im Hintertreffen! Hauptgrund dafür: Die Passivität, ein schlechtes Defensivverhalten – und Vedat Düzgüner. Der ehemalige Niendorfer spielte groß auf und bereitete binnen dieser zwölf Zeigerumdrehungen sämtliche drei Treffer seines ETSV Hamburg mustergültig und traumhaft vor.

Düzgüners Assist-Hattrick

Yannick Siemsen zelebriert seinen Kopfballtreffer, der aus einem 0:2-Rückstand eine 3:2-Führung für die Eisenbahner machte. Foto: noveski.com

Zunächst servierte er Marco Schultz das Spielgerät mit einer butterweichen Hereingabe auf dem Silbertablett, so dass dieser keine 60 Sekunden nach Wiederanpfiff per Volley ins lange Eck den Anschluss herstellen konnte (46.). Dann luchste „Vedo“ ausgerechnet Ex-Profi Daniel Brückner den Ball ab, nahm Tempo auf und sah den im Rückraum lauernden Marcel Andrijanic, dessen Schuss entscheidend abgefälscht wurde und in die Maschen hoppelte (55.). Und schließlich flankte Düzgüner nach einem Einwurf so scharf gen Zentrum, dass Yannick Siemsen seine Kopfballqualitäten einmal mehr unter Beweis stellen konnte und die Kugel über Rene Melzer hinweg schädeln konnte (58.). Aus einem 0:2 ein 3:2 gemacht!

Niendorf mit zwei sehenswert herausgespielten Toren

Nachdem seine Mannschaft eine scheinbar sichere 2:0-Führung aus der Hand gab, platzte Ali Farhadi komplett der Kragen. Foto: noveski.com

Siemsen war es auch, der die erste große Chance des Verfolgerduells hatte, aber nach einem Freistoß von Andrijanic freistehend das kurze Toreck verfehlte (14.). Die Eisenbahner kamen eigentlich gut in die Partie, in der es um den dritten Platz ging, verloren dann aber völlig den Zugriff. Und Niendorf? Zeigte seine ganze spielerische Klasse. Über den starken Fynn Huneke und einen immens eifrigen Ante-Akira Kutschke kam der Ball zu Ibrahim Ali, der auf halblinks davon zog und Gianluca Babuschkin per Chip ins lange Eck überwand (25.)! Keine 60 Sekunden später: Leon Meyer mit dem herrlichen tiefen Pass auf den startenden Leon Neumann, der von rechts scharf vors Tor spielte, wo Linus Meyer mit dem ersten Kontakt veredelte (26.)!

ETSV mit 0:2 gut bedient - Gross setzt nächstes Highlight

Die Achselhöhle von ETSV-Keeper Gianluca Babuschkin (re.) verhindert gegen Stephan Wemakor den Einschlag. Foto: noveski.com

Zwei blitzsaubere und schnell vorgetragene Angriffe, die auch die Defizite der in jenem Fall streikenden Eisenbahn offenbarte. Wenn es mal zügig nach vorne ging, kam der ETSV kaum hinterher – und war mit dem 0:2 zur Pause sogar noch gut bedient. Kutschke hätte gegen Lesley Karschau wohl einen Elfmeter kriegen können, wenn nicht gar müssen (34.). Dann blockte Karschau einen Schuss von Ali nach toller Stafette in höchster Not (42.), ehe der NTSV abermals umschaltete, aber Kutschke zielte nach einem Angriff über Neumann, Li. Meyer und Ali knapp drüber (44.).

Umso verständlicher war der Ausbruch von Farhadi nach dem schläfrigen Beginn seiner Mannen im zweiten Durchgang. Auf einmal lag Niendorf hinten, schlug aber postwendend zurück. Und auch das 3:3 war fußballerisch zum mit der Zunge schnalzen: Li. Meyer und Kutschke setzten Falk Gross in Szene. Dieser sah, dass Babuschkin weit vor seinem Tor stand und überlupfte den ETSV-Schlussmann aus 17 Metern halblinker Position (61.)!

NTSV versiebt drei Hochkaräter - Düwel vergibt den "Lucky Punch"

Max Düwel (re.) vergab den "Lucky Punch" in der Schlussminute, verfehlte aber das verwaiste Gehäuse und beförderte den Ball an den Pfosten. Foto: noveski.com

In der Folge hätte Niendorf erneut in Front gehen müssen, aber Stephan Wemakor (74.) und Li. Meyer (81.) konnten Babuschkin aus kürzester Distanz nicht überwinden, ehe Lennart Merkle vor dem leeren Tor den Ball nicht voll traf (82.). Alle drei Hochkaräter wurden von Neumann per Flanke perfekt vorbereitet. Kaum verwunderlich, dass Farhadis Blick immer wieder ungläubig gen Anzeigentafel ging. „Wie konnten wir das hergeben?!“, rätselte er murmelnd in sich hinein – und gab kurz vor Ultimo dem an der Seitenlinie zur Einwechslung bereitstehenden Fawaz Kassimou mit auf den Weg, ein besonderes Augenmerk auf die Defensive zu legen. Denn: „Wir haben schon genug hergeschenkt!“ 

Aber: Kaum auf dem Platz, spielte Kassimou einen eklatanten Fehlpass, der dem ETSV tatsächlich den „Lucky Punch“ ermöglichte. Max Düwel wurde von Fabio Parduhn geschickt, umkurvte Melzer stark, brachte das Runde aber nicht im verwaisten Eckigen unter, sondern traf nur den Pfosten (90.)! Wahnsinn! Schluss!

Auf der PK fanden beide Trainer deutliche Worte zum Spiel:

Autor: Dennis Kormanjos