No Prielipp, no party: Niendorfer siegen, zwei HTB-Spieler und ihr Coach fliegen

NTSV II-Trainer Jobmann stellt trotz Sieg fest: „Wir haben mit Sicherheit schon bessere Spiele absolviert“

18. November 2018, 19:09 Uhr

Der Harburger Torben Rembacz (Nummer sechs) steigt zum Kopfball hoch. Foto: Knötzsch

Es war eigentlich ein ganz normales Landesliga-Spiel. Bis zur Schlussphase. Oder besser gesagt: bis fast zur letzten Minute. Dann stand nicht nur die 0:2-Niederlage des Harburger TB beim Niendorfer TSV fest (Hier gibt’s das Spiel zum Nachlesen im Live-Ticker), sondern auch, dass die Gäste nicht nur drei Punkte, sondern auch drei Mann verloren hatten: Zwei Spieler und ihren Trainer. Denn ehe Schiedsrichter Björn Struckmann (FC St. Pauli) das Match beendete, sollte er mehr als noch einmal im Mittelpunkt stehen. Er – aber eben auch drei Harburger...

Es lief die 89. Minute, als es Steffen Prielipp zu bunt wurde. Nach einer Entscheidung des Referees kommentierte der HTB-Coach selbige draußen auf seiner Trainerbank lautstark. Nach dem Geschmack von Spielleiter Struckmann zu lautstark und zu vehement. Der Spielleiter, von Prielipp soeben angeschrieen, schrie über eine Entfernung von 10, 15 Metern zurück und hatte dann die Faxen dicke. Er beorderte Kapitän Kirill Schneider zu sich und gab diesem zu verstehen, er möge bitte seinem Coach mitteilen, dass dieser den Innenraum der Kunstrasenanlage am Sachsenweg verlassen solle. Prielipp leistete dem, wenn auch widerwillig, letztlich Folge. Der Schlusspunkt war dies aber noch nicht.

Kollotzek sorgt für die Führung, Thele macht alles klar

Verletzungsunterbrechung: Niendorfs Kayahan Demirtag (li.) sitzt nach einem Foulspiel am Boden. Foto: Knötzsch

Die Partie lief noch weiter – und Schiri Struckmann hatte sich spätestens mit dieser Aktion den Unmut der Gäste endgültig zugezogen. Die Konsequenz: Auf dem Platz wurde es hektischer, ein Wort gab das andere: Und plötzlich hatte Struckmann, bis dahin ein besonnener und guter Spielleiter, wohl eine Beleidigung in seine Richtung vernommen. Jedenfalls schritt er mit den Worten „Das hab ich gehört, Nummer fünf“ auf Cafer Eken zu, nestelte an seiner Hosentasche und zückte die Rote Karte (90.+1). Die Gästeakteure quittierten den Platzverweis mit Unverständnis, einige Augenblicke später pfiff der Unparteiische ab und schickte sich bereits an, den Platz zu verlassen, als er auf einmal kehrt machte, sich zu Ferhat Ören bewegte und auch diesem die Rote Karte unter die Nase hielt. Offenbar erneut wegen einer Beleidigung.

Dann entschwand Struckmann Richtung Kabine – und auf Niendorfer Seite war man sich einen Moment lang nicht mal sicher, ob der Referee das Spiel nun angepfiffen oder abgebrochen hatte. „Ich dachte, wir hätten noch einige Minuten auf der Uhr“, gab NTSV-Co-Trainer Jan Ramelow zu Protokoll. Aufklärung brachte kurze Zeit darauf die Nachfrage bei Jorrit Eckstein-Staben, dem Unparteisichen, der nach dem NTSV II-Match die Partie der Niendorfer „Ersten“ gegen Dassendorf (Hier gibt’s den Spielbericht) leitete und kurz mit seinem Schiri-Kollegen Struckmann gesprochen hatte: „Er hat erst die eine Rote Karte gezeigt, dann abgepfiffen und dann die zweite Rote gezogen.“  

Jobmann: „Ab und zu haben wir die Geduld verloren und wieder lange Bälle gespielt“

Letzte Instruktionen: HTB-Coach Steffen Pielipp (li.) gibt Vincent Bürger vor dessen Einwechselung Anweisungen. Foto: Knötzsch

Damit zum eigentlichen Geschehen – dem fußballerischen: Der HTB begann mutig und gut, verlor dann aber nach dem 0:1 aus Gästesicht, das Jakob Kolletzek nach 24 Minuten erzielte, etwas an Ruhe, Passgenauigkeit und Linie. Die Hausherren aber vermochten es nicht, daraus Profit in Form von Zählbarem zu ziehen. Chancen, auf 2:0 zu erhöhen waren da, aber auch die Harburger hatten ihrerseits Szenen, in denen sie mit ein bisschen mehr Fortune vielleicht den Ausgleich hätten erzielen können. Hätte, wäre, wenn – der Konjunktiv lässt grüßen. Und so dauerte es bis zur 88. Minute, ehe der Ball zum zweiten Mal im Netz zappelte und Niendorf II die Begegnung endgültig für sich entscheiden konnte. Finn Thele war es, der die Kugel nach einem Zuspiel von Kollotzek an HTB-Keeper Murat Bakir vorbei in die Maschen manövrierte.

„Wir haben mit Sicherheit schon bessere Spiele absolviert“, bilanzierte NTSV II-Trainer Matthias Jobmann nach der Partie, „der HTB hat versucht, uns unter Druck zu setzen. Früher haben wir mehr lange Bälle gespielt, das wollten wir diesmal nicht. Wir wollen uns weiterentwickeln. Deswegen war es eine schöne Sache, unter Match-Bedingungen die Sache unter Druck rausspielen zu müssen und eine vernünftige Spieleröffnung zu zeigen.“ Zeitweise, so Jobmann „ist uns das gut gelungen und der Gegner ist nur hin- und hergelaufen, ohne den Ball zu bekommen. Ab und zu haben wir allerdings die Geduld verloren und wieder lange Bälle gespielt.“ Ein zweiter Anlass zur Kritik: „Vorne haben wir nicht konsequent zu Ende gespielt. Eigentlich haben wir die Qualität und immer wenn wir den Ball schnell nach vorne durchgespielt haben, hatten wir gute Chancen. Aber das haben wir zu selten gemacht. Wir hatten zu viele Kontakte“, konstatierte Jobmann abschließend.

Jan Knötzsch