„Oops, we did it again – Landesliga we’re back“

Titel- und Party-Überraschung für den FK Nikola Tesla

10. Juni 2017, 14:09 Uhr

Das Meisterteam des FK Nikola Tesla mit sämtlichen Vereinsangehörigen in ihren Meistershirts "Oops, we did it again!". Foto: FK Nikola Tesla

Vor einem Jahr standen der Vorstand und die zurückgebliebenen Spieler ratlos da. Kaum einer von ihnen hätte daran geglaubt, dass nach dem Abstieg in die Bezirksliga, diversen Spieler-Abgängen und der Verabschiedung des damaligen Trainers, in naher Zukunft wieder solch ein Triumph gelingen könnte. Doch dann kehrte Eugen Helmel zurück und die damals vorhandene „Rumpftruppe zeigte Moral sowie Charakter“, wie Radislav Sekulic betont. Mit jungen Perspektivspielern und einigen von Helmel rekrutierten Neuzugängen gelang es dem Club, das Maximum herauszuholen: Keine Heimniederlage und die meisten erzielten Tore – die verdiente Meisterschaft in der West-Staffel war die Folge. Dass dieser Erfolg ordentlich begossen wurde, dürfte klar sein, jedoch waren die Mannen dabei nicht gänzlich unter sich...

Nach dem Motto „Oops, we did it again – Landesliga we’re back“ meldet sich der FK Nikola Tesla zurück. Dieser durchaus spaßig gemeinte Slogan, der auf der Vorderseite der Aufstiegs-Shirtszu lesen ist, hat aber natürlich auch einen besonderen Hintergrund, wie Tesla-Pressesprecher und Vorstandsmitglied Radislav Sekulic erklärt: „Nach unserem Aufstieg vor zwei Jahren in die Landesliga gab es leider einige Diskussionen aufgrund der damaligen Staffeleinteilungen, weshalb wir im Nachhinein von ein paar Leuten etwas angefeindet wurden.“ Die Problematik zu dieser Zeit: Der serbische Verein sollte zunächst in der Hansa-Liga antreten, in der auch der Klub Kosova – mit albanischen Wurzeln – sportlich beheimatet war, weshalb Tesla um einen Staffelwechsel in die Landesliga Hammonia bat, dem der Hamburger Fußballverband schließlich nachkam. „Leider wurden wir dadurch ein wenig unbeliebt und hatten keinen guten Start. Hinzu kam eine lange Niederlagenserie, weshalb wir häufiger gefragt wurden, was wir eigentlich in der Landesliga wollen“, berichtet Sekulic, der aufgrund dessen einen Teil des Meister-Mottos sehr passend findet: „Im Sinne von: Jetzt habt ihr uns eben wieder.“

Geht der zweite Abschnitt des Spruches noch mit einem leichten Augenzwinkern in Richtung einiger gegnerischer Clubs, nehmen sich die Vereinsangehörigen mit dem ersten Part selbst aufs Korn: „Ich finde es einfach nur witzig, weil es absolut zutrifft. Denn es war vor Saisonstart weder unser Ziel noch hätte damit einer von uns gerechnet, dass wir den erneuten Aufstieg wirklich schaffen könnten. Deshalb: ‚Oops, was ist da auf einmal passiert?‘ Es ist uns irgendwie schon wieder gelungen“, so Sekulic, der sich eher mit Grauen an den vergangenen Sommer zurückerinnert.

Sekulic: „Eugen Helmel war eine glückliche Fügung"

Meister-Trainer Eugen Helmel (vorne) mit Vereinsangehörigen beim Feiern. Foto: FK Nikola Tesla

Denn am Ende der Saison 2015/16 verpasste die Truppe nach einer starken Rückrunden-Leistung auf der Zielgeraden den Klassenerhalt, was den direkten Wiederabstieg bedeutete. Hinzu kam die Tatsache, dass der damalige Trainer Elvir Demirovic seinen Abschied verkündete. Und als wären diese beiden Umstände nicht schon genug Tobak gewesen, verabschiedeten sich zudem sämtliche Spieler, als die künftige Bezirksliga-Teilnahme besiegelt war. „Die Situation vor einem Jahr war ganz schwarz und überhaupt nicht einfach. Das sah wirklich nicht gut aus. Wir konnten dann aber doch noch ein paar Spieler davon überzeugen, zu bleiben – und haben zudem einige Ex-Teslaner zurückgeholt. Wir hatten aber wirklich nur noch eine Rumpftruppe. Anfangs saßen auf unserer Bank nur zwei Ersatzspieler und unser Trainer Eugen Helmel.“ Dabei kannte Rückkehrer Helmel den Verein aus dem Effeff, weshalb es „eine glückliche Fügung war, dass sich Eugen bereiterklärt hat, zurückzukehren“, wie Sekulic beschreibt.

Aufgrund der Situation verschwendete aber kaum ein Vereinsmitglied auch nur im entferntesten Sinne einen Gedanken an eine sofortige Landesliga-Rückkehr. Doch die Mannschaft bewies Moral und zeigte Charakter. Auch wenn die Hinserie nur „okay war“, um es in Sekulic´ Worten auszudrücken, gelang es den Teslanern immer wieder, knappe Spiele, in denen sie zurücklagen oder in der Mannschaftsstärke dezimiert wurden, zu drehen und für sich zu entscheiden. Vor allem auf dem eigenen Platz waren die Helmel-Schützlinge eine Macht. Kein einziges Spiel gaben sie dort verloren. Zudem erzielte Tesla die meisten Buden und avancierte zum besten Rückrundenteam. Sekulic: „Deshalb sind wir meiner Meinung nach verdient Meister geworden!“ Und genau das wurde selbstverständlich im Anschluss an das letzte Saisonspiel, in dem nur noch ein Punkt eingefahren werden musste – der FC St. Pauli III wurde mit 2:1 besiegt – ordentlich und gebührend gefeiert.

Sekulic: „Am besten feiert man am und auf dem Platz"

Nach der Party am Platz ging es auf der Restaurant-Außenterrasse eines Sponsors weiter. Foto: FK Nikola Tesla

„Es ist grundsätzlich so: Am besten feiert man am und auf dem Platz. Wir haben das schöne Wetter genutzt und eine Musikanlage aufgebaut. Außerdem wurde gegrillt – und die Jungs haben dann natürlich gefeiert, wie man es eben macht: Trainer, Vorstand und Spieler wurden mit Bier, Sekt und eimerweise Wasser überschüttet“, erinnert sich Sekulic, der selbst gestunken haben will, „wie die Sau“. Anschließend enstand beim gemeinsamen Essen, trinken, singen und tanzen eine ausgelasse Atmosphäre, bis der Platzwart die feiernde Meute gegen 18 Uhr weiterschickte. Im Lokal eines Sponsors wurde jedoch munter weitergefeiert. „Die Jungs haben eine riesen Rechnung hinterlassen“, verrät Sekulic mit einem Augenzwinkern.

Einige Tage nach ihrem Triumph schmissen sich die Kicker in einen feinen Zwirn, um gemeinsam in einem Hamburger Club auf einer Balkan-Party, wo eine Lounge gemietet wurde, die Nacht zum Tag zu machen. Allerdings waren die frischgebackenen Titelträger nicht allein, wie Sekulic verrät: „Das Witzige war: TBS Pinneberg feierte am gleichen Abend auch dort den Aufstieg in die Landesliga.“ Ausgerechnet der ärgste Meisterschaftsrivale Teslas. „Wir haben mit TBS keinerlei Probleme. Natürlich waren wir Konkurrenten in der Bezirksliga und haben uns ein paar gute Duelle mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert, was uns an diesem Abend aber nicht daran gehindert hat, gemeinsam den Aufstiegs-Erfolg zu begießen.“

Sekulic: „Aus Fehlern gelernt - Spaß steht mittlerweile an erster Stelle"

Doch was verspricht man sich beim FK Nikola Tesla eigentlich dieses Mal von der Teilnahme in der sechsthöchsten Liga Deutschlands? Sekulic: „Im Vergleich zu den Vorjahren, in denen ein gewisser Druck aufgebaut wurde, um Erfolge zu erzielen, ist seit letztem Sommer wieder der Spaßfaktor bei uns eingekehrt. Wir haben aus unseren Fehlern gelernt und nur, wenn das Team Spaß am Fußball hat, kann der Vorstand auch Spaß haben. Deshalb steht das mittlerweile bei uns an erster Stelle. Wir sind ein kleiner Verein, der ebenso kleine Brötchen backen muss. Deshalb gehen wir nicht mit einer Hurra-Euphorie in die Landesliga rein. Ein Abstieg wäre jetzt kein Beinbruch, aber wenn wir schon in der Landesliga sind, wollen wir natürlich auch versuchen, uns festzusetzen. Wir werden nicht im oberen Teil mitspielen, was selbst mittelfristig gesehen einfach Utopie wäre. Aber wenn wir irgendwo im Bereich der Plätze zehn bis zwölf landen, dann wäre das echt super, was ich jedoch perspektivisch meine. Denn in der ersten Saison muss man schauen, dass man erstmal nur über dem Strich bleibt.“ Bis zum Start des neuen Fußballjahres dauert es allerdings noch ein paar Wochen. Bis dahin kann der Erfolg noch kräftig weiter begossen werden. Auch die FussiFreunde-Redaktion gratuliert dem FK Nikola Tesla zur MEisterschaft und dem damit verbundenen Wiederaufstieg in die Landesliga!

Autor: Mathias Merk