„Spaß am Fußball“ steht im Vordergrund - aber: „Wir haben zwei Tore im Spielaufbau verschenkt!“

Wedel verliert Neuauflage des Pokal-Halbfinals in Niendorf

25. Mai 2018, 22:35 Uhr

Ilyas Afsin (re.) - hier gegen Jan Eggers - hatte mit seinem Doppelpack maßgeblichen Anteil am Niendorfer Sieg. Foto: Heiden

Es war die Neuauflage des Pokal-Halbfinals in gänzlich anderem Rahmen. Denn, wenn es vor einigen Wochen im Duell zwischen Niendorf und Wedel noch um den Einzug ins große Pokalfinale an der Hoheluft ging, war es am heutigen Freitagabend nur noch das bedeutungslose letzte Saisonspiel in der Oberliga, in dem es für beide Teams nichts mehr zu gewinnen oder verlieren gab. Am Ende bezwang Niendorf erneut die Wedeler und holte sich einen Trost-Sieg, nachdem man Montag gegen Dassendorf im oben erwähnten Finale des Pokals unterlegen gewesen war.

Brachte den NTSV in Front: Jungspund Kilian Utcke (li.). Foto: Heiden

Der Beginn des Spiels war furios: Afsin holte sich den Ball und bediente Utcke. Der schob frei vor Torwart Steen eiskalt zum 1:0 ein (2.). Doch die Führung hielt nicht lange, denn Wedel schlug direkt zurück. Nach einem Foul an Jeske gab es Freistoß. Diesen verwandelte Jan Eggers aus gut 30 Metern per Flachschuss ins rechte untere Eck zum Ausgleich (7.). Nach 20 Minuten traf dann allerdings wieder Niendorf – und das mit einer ordentlichen Portion Glück! Eine scharfe Hereingabe flog in den Wedeler Sechzehner. Nachdem Steen aus kurzer Distanz noch großartig gegen Afsin pariert hatte, sprang der Ball von Verteidiger Wilckens zurück in Richtung Tor. So gab es die zweite Möglichkeit für Afsin, und dieser drückte die Kugel über die Linie (20.). Wedel-Coach Domingo ärgerte sich: „Das zweite Gegentor war unglücklich, weil unser Torwart den Ball eigentlich schon gehalten hatte.“ Vor der Pause gab es noch eine gute Gelegenheit für Wedel. Dirksen schoss nach Zuspiel von Jan Eggers haarscharf rechts vorbei und streifte dabei sogar noch den rechten Außenpfosten (38.).

Farhadi: „Wir wollen in Niendorf etwas bewegen und hier mehr Zuschauer hinbringen“

Viel stand nicht mehr auf dem Spiel und so herrschte bei NTSV-Coach Farhadi (li.) und WTSV-Sportchef Ockens gute Laune. Foto: Heiden

In Durchgang zwei passierte in den Strafräumen lange Zeit sehr wenig. Wedel schien sich für die zweite Hälfte nochmal einiges vorgenommen zu haben. Die Gäste pressten früh und versuchten Niendorf unter Druck zu setzen. Das gelang auch immer wieder, Torchancen für einen möglichen Ausgleich sprangen dabei aber nicht wirklich heraus. Domingo kritisierte: „Wir sind vorne einfach zu harmlos. Daran müssen wir arbeiten."
So baute stattdessen Niendorf seine Führung aus: Afsin eroberte kurz vor dem Wedeler Strafraum den Ball und traf mit einem trockenen Schuss in die linke untere Ecke zum 3:1 (70.). Kurz vor dem Spielende kam aber doch noch einmal etwas Spannung auf. Nach einer Eggers-Ecke setzte sich Kapitän Vollmer am langen Pfosten im Kopfballduell durch und köpfte zum Anschlusstreffer ein (84.). Eine echte Gelegenheit zum Ausgleich erspielten sich die Gäste jedoch nicht mehr. Im Gegenteil: Afsin hätte fast noch das 4:2 erzielt, traf nach einer Flanke von Speck per Kopf aber nur die Latte (86.). So blieb es beim knappen Niendorfer Erfolg.

Domingo: „Ich mache keinen zur Sau, wenn er im Spielaufbau den Ball verliert“

Heißer Fight um den Ball: Marvin Karow (li.) vs. Christian Dirksen. Foto: Heiden

Wedels Trainer Daniel Domingo resümierte: „Für uns war heute wichtig, dass wir ein bisschen Spaß am Fußballspielen haben. Aber wir wollten Niendorf auch ärgern. Leider haben wir zwei Tore im Spielaufbau verschenkt. Es ist meine Philosophie, dass wir von hinten rausspielen. Aber die Spieler waren nicht konzentriert bei der Sache und haben gleich ganz früh (beim ersten Gegentor in der zweiten Minute, Anm. d. Red.) den Ball verschenkt.“
Der Coach kündigte an: „Wir werden daran arbeiten, dass wir in der neuen Saison defensiv stärker sind. Ich habe in der Halbzeit keinen zur Sau gemacht, weil er im Spielaufbau den Ball verliert. Es ist ja prinzipiell meine Philosophie das Spiel von hinten aufzuziehen, aber die Spieler müssen das einfacher gestalten. Die Situationen, die zu den Gegentoren geführt haben, waren nicht so, dass man unter einem Druck war, bei dem man keinen sauberen Ball mehr spielen kann.“
Domingo befand: „Ansonsten haben wir es ganz gut gemacht. Wir wollen hoch pressen. Das haben wir in der zweiten Hälfte besser gemacht als in der ersten. Zu Beginn haben wir zu viel Luft gelassen. Da konnten die Gegenspieler machen, was sie wollen.“

Farhadi: „Es ist auf jeden Fall ein richtig vernünftiger Abschluss“

Dennis Thiessen (re.) mit gewohnt feiner Ballbehandlung. Foto: Heiden

Sein Gegenüber Ali Farhadi freute sich: „Mit der Saison bin ich absolut zufrieden, und auch das Ergebnis heute ist okay. Es ist ja immer schwierig am letzten Spieltag nochmal das Beste aus den Jungs herauszukitzeln. Wir hatten heute mit Kilian Utcke und Kevin Apau zwei A-Jugendliche in der Mannschaft. Es ist auf jeden Fall ein richtig vernünftiger Abschluss.“
Farhadi erklärte im Rückblick auf das Finale im Oddset-Pokal (0:2 gegen Dassendorf): „Wenn du so ein Highlight wie das Pokalfinale am Montag hast, muss die Mannschaft erstmal damit umgehen jetzt in die nächste Runde zu gehen, wo auf einmal nur noch vierzig, fünfzig Zuschauer sind. Wir hatten gegen Dassendorf nicht die Form, um sie zu schlagen. Aber ich habe das Ereignis selbst zelebriert. Wir sind noch eine junge Mannschaft und haben gegen die beste Mannschaft in Hamburg gespielt. Wir haben es nur leider nicht geschafft, das abzurufen, was wir gegen andere Mannschaften in dieser Saison abrufen konnten. Für mich war schon am Mittwoch wieder der erste Tag dafür zu arbeiten, dass wir in der nächsten Saison wieder ins Finale kommen. Es ist schön die Saison heute mit einem Erfolgserlebnis abzuschließen. Wir wollen in Niendorf etwas bewegen und hier mehr Zuschauer hinbringen.“

Autor: Josa Schnell

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