In einer relativ chancenarmen ersten Spielhälfte, in der die Hausherren ein leichtes Übergewicht hatten, sorgte der Rothosen-Nachwuchs für den Höhepunkt, als der Doppel-Torschütze aus der Vorwoche, Nico Charrier, den Ball toll durchsteckte und Mohamed Gouaida mit links ins rechte untere Eck einschob (44.)! Zuvor erspielte sich der HSV mehrere kleine Halbchancen durch Ahmet Arslan (14.) und Tolcay Cigerci (15.), deren Freistoße knapp über und neben das Tor von Johannes Höcker segelten. Norderstedts Schlussmann sorgte kurz zuvor für ein kleines Schmunzeln unter den 610 anwesenden Zuschauern, als er einen Schuss von Gouaida ganz lässig mit der Brust stoppte (11.).

Unter den Augen der geballten Fußball-Fachkompetenz, wie Thomas Meggle, Christian Rahn, Andreas Bergmann (ehemaliger Trainer von Hannover 96 und Hansa Rostock), Sven Piel oder auch Zinnbauer-Vorgänger Rodolfo Cardoso, stellten die Garstedter den Defensivverbund des HSV vor keine allzu großen Schwierigkeiten. „Wir haben zu wenig Anspielstationen geschaffen, waren heute einfach nicht gut“, bilanzierte Linus Meyer hinterher.

Lüneburg kommt, Charrier trifft

Nach dem Wechsel stellte die Eintracht um und wurde ein wenig offensiver. Aus dem Zufall heraus landete die Kugel auf dem Schlappen von Björn Nadler, der mit der bis dato besten Norderstedter Gelegenheit an der Fußabwehr von Alexander Brunst scheiterte (50.). Wenig später versuchte Sinisa Veselinovic, der gegen den ungeheuer kopfball- und zweikampfstarken Dongsu Kim einen schweren Stand hatte, den Schlenzer aufs lange Eck – etwas zu ungenau (53.). Eine Menge Glück hatte Marin Mandic, als er den durchstartenden Dominik Masek rustikal von den Beinen holte, und mit dem gelben Karton gut bedient war (55.).

Der anfängliche Schwung der Norderstedter war schnell wieder verfolgen. Coach Thomas Seeliger reagierte und brachte mit Jan Lüneburg für Innenverteidiger Mandic eine zweite Sturmspitze. Lüneburg war noch keine 30 Sekunden auf dem Platz, als Gouaida das Leder von links in den EN-Sechzehner beförderte, der eingewechselte Christian Derflinger den Ball nicht unter Kontrolle bekam, aber Nico Charrier zur Stelle war und die Pille aus 15 Metern links unten einschweißte (73.) – bereits die dritte Bude im zweiten Spiel für den 20-Jährigen, der den Treffer mit einem Flick-Flack samt eingebautem Salto zelebrierte (siehe Noveski-Foto)! „Wir haben versucht, durch Umstellungen und mit mehr Risiko den Ausgleich zu erzwingen“, erklärte Thomas Seeliger.

„Das ist schon geil!“

Nun ergaben sich dem HSV mehr Räume und gute Kontersituationen – allein Nils Brüning vergab zwei Riesenmöglichkeiten (76., 82.). Auf der anderen Seite verfehlte Deran Toksöz per Distanzschuss das Ziel nur knapp (77.). 180 Sekunden vor Ultimo wurde Derflinger von Linus Büchler zu Fall gebracht. Tolcay Cigerci schnappte sich die Kugel, doch der junge Österreicher wollte höchstselbst schießen. „Eigentlich war Tolcay eingeteilt“, verriet Zinnbauer nach Spielschluss. Derflinger behielt im Duell die Oberhand und erhöhte mit einer großen Portion Glück, denn Höcker lenkte den Schuss an den Innenpfosten, zum 3:0-Endstand (87.)! „Diese Niederlage haben wir uns selbst zuzuschreiben. Der HSV war cleverer, bissiger und beweglicher als wir“, bilanzierte Seeliger. Während Zinnbauer festhielt: „Der Gegner hat das schon richtig gut gemacht. Aber wir haben nicht viel zugelassen, standen hinten gut und haben die Aggressivität angenommen. Die Tabellenführung ist zwar nur eine Momentaufnahme, aber natürlich ist das geil!“

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