Oberliga

Nicht nur Michel macht’s möglich: Türkiye schockt Vicky - Holstein Kiel gastiert an der Hoheluft!

29. Oktober 2022, 03:17 Uhr

Der FC Türkiye bejubelt den Auswärtssieg an der Hoheluft. Foto: Verein/Instagram

Schon vor dem Spiel war Klaus Klock zu Späßen aufgelegt. Auf Krücken humpelnd - und dennoch nie um einen guten Spruch verlegen: „Unglücklich gewonnen. Aber die dreckigen Siege nehme ich auch mit“, scherzte der Manager des FC Türkiye vor der Partie beim SC Victoria Hamburg - und gab bereits ein nicht ganz ernst gemeintes Resümee ab. Ein Fazit, das zumindest ansatzweise zutraf. Ob die Worte, die Klock zu Beginn der Woche nach drei aufeinanderfolgenden Niederlagen in Richtung seiner Mannschaft verlor, ihre Wirkung zeigten, bleibt dahin gestellt. Fakti ist aber: Die Wilhelmsburger stürmten die Hoheluft!

Beide Teams betreten das Geläuf im Stadion Hoheluft. Foto: Kormanjos

Das Unheil der Hausherren nahm schon nach acht Minuten seinen Lauf. Auf der einen Seite traf Nick Scharkowski nach einem starken Solo von Luca Palzer, der Vitor Cadilhe Branco einen Knoten in die Beine tanzte, das völlig verwaiste Tor nicht. Im direkten Gegenzug führte ein ruhender Ball zum ersten (Türkiye-)Ertrag. „Die schlechteste Ecke, die ich dieses Jahr gesehen habe - und wir führen 1:0“, konnte es Klock neben der Trainerbank kaum glauben, dass der eigentlich viel zu weit getretene Standard von links auf Höhe der rechten Grundlinie gerade noch per Kopf im Spiel gehalten werden konnte. Und auf einmal stand Oguz Koras in der Mitte völlig blank - und hatte keine Mühe mehr (9.)!

Furiose Anfangsphase, famoser Netzbandt

Der obligatorische Handshake der beiden Trainer vor dem Spiel: Türkiye-Coach Daniel Sager (re.) und Vicky-Übungsleiter Sören Titze. Foto: Kormanjos

Doch keine 120 Sekunden darauf haben seine Wilhelmsburger „in einer Aktion gleich dreimal um ein Gegentor gebettelt“, echauffierte sich Klock am Seitenrand, als Scharkowski nach einem Eckstoß von Dennis Bergmann aus dem Gewühl heraus die Oberhand behielt - 1:1 (11.). Der Ausgleich gab dem SCV aber keinerlei Sicherheit. Im Gegenteil. Die Sager-Schützlinge blieben mutig. Ein sensationeller „Diago“ von Mustafa Okur landete auf halbrechts bei Albin Bektesi, der in den Strafraum eindrang und von Dennis Theißen ziemlich plump zu Boden befördert wurde. Den unstrittigen Elfmeter verwandelte Beraat Sarikaya ganz sicher ins linke untere Toreck (17.)!

Türkiye führte auf des Gegners Platz - und Top-Torjäger Michel Netzbandt musste noch gar nicht eingreifen. Tat er aber in der Folge - und wie! Noch vor der Pause krönte Netzbandt ein Solo nach einem Ballgewinn seiner Mannen und baute den Vorsprung aus (40.)! Zwar brachte Vincent Boock die Titze-Truppe kurz nach der Pause wieder in Reichweite (52.), doch Netzbandt spielte mit der Victorianer Hintermannschaft weiter Katz und Maus. Nach Zuspiel von Philip Pettersson drehte der Goalgetter auf, spielte einen Doppelpass mit Cadilhe Branco, der prompt klatschen ließ, und veredelte den Angriff per Flachschuss ins rechte Toreck - 2:4 (57.)! Die Netzbandt-Show war aber noch nicht vorbei. Mit einem Solospurt von der Mittellinie markierte er seinen dritten Treffer und schenkte dem SCV die fünfte Bude ein (61.)!

Holstein Kiel gastiert an der Hoheluft - Klock strahlt, Netzbandt erleichtert

Türkiye-Torjäger Michel Netzbandt (Mi.) war mal wieder nicht zu stoppen und glänzte als dreifacher Torschütze beim 5:3-Sieg seiner Wilhelmsburger. Archivfoto: noveski.com

Fünf Gegentore nach einer guten Stunde. Da wird man sich an der Hoheluft lange zurückerinnern müssen, wann es das zuletzt gab. Da war auch die Nachricht, die Stadionsprecher Peter Kraft verbreitete, dass Zweitligist Holstein Kiel am 15. November zum Ablösespiel für Fabian Boll, der inzwischen längst kein „Storch“ mehr ist, beim Oberligisten gastiert. eher ein schwacher Trost. Schließlich konnte Boock am Ende nur noch für Ergebniskosmetik sorgen (62.). „Ich bin glücklich, dass wir eine Führung durchgebracht haben. Der Trainer macht einen mega Job - und obwohl es das eine oder andere Mal brenzlig aussah, war der Sieg verdient“, strahlte Klock nach seiner „Predigt“ zu Wochenbeginn übers gaze Gesicht.

Und was sagte der dreifache Torschütze? „Ein mega wichtiger Sieg - sowohl für die Tabelle als auch für das Selbstvertrauen“, freute er sich für die Mannschaft über den „Dreier“ beim Traditionsverein.

Autor: Dennis Kormanjos