„Das war Türkiye gegen HR und nicht ‚Richert and friends‘ gegen den Rest der Welt!“

Ein Duell voller Brisanz: Türkiye triumphiert in der Nachspielzeit - doch es brodelt weiter

16.09.2018

„Ich bin froh, dass dieses Spiel so früh war, das Ganze nicht noch bis November hochkocht – und jetzt endlich vorbei ist“, war die Erleichterung bei Heiko Barthel fast schon größer als der Ärger über die aus sportlicher Sicht fast schon tragische Niederlage beim FC Türkiye. Doch das Sportliche geriet vor, während und auch nach den 90 Minuten zumeist in den Hintergrund. Denn: „Ich habe vor dem Spiel auf die Disziplin hingewiesen und gesagt: Das ist FC Türkiye gegen SV Halstenbek-Rellingen und nicht Sascha Richert and friends gegen den Rest der Welt. Wir repräsentieren heute den FC Türkiye und spielen nicht gegen ehemalige Mannschaftskollegen oder gegen einen Trainer, mit dem ich vielleicht im Zorn auseinander gegangen bin“, musste auch Michael Fischer in der Ansprache das lodernde Feuer etwas dämpfen.

Mit Sascha Richert, Francisco Daniel Alves Monteiro, Samir Kabashi, Sebastian Loether, Stefan Steen und Alexander Krohn wechselten vor einigen Wochen gleich sechs Mann von HR zum Staffel-Konkurrenten aus Wilhelmsburg. Das Sextett schied am Lütten Hall nicht gerade im Frieden aus. Im Gegenteil. Von einem Bruch zwischen Mannschaft und Trainer war die Rede. „Was da gewesen ist, hat mich nicht zu interessieren, interessiert mich auch nicht und will ich auch gar nicht wissen. Das müssen sie alles untereinander ausmachen, das sind erwachsene Menschen“, so Fischer nach der brisanten Partie ( alle Höhepunkte im LIVE-Ticker!), in der es nicht zuletzt zwischen Richert, der von den Halstenbekern als „Drahtzieher“ der Wechselarie ausgemacht wird, und der Gäste-Bank immer wieder kleinere verbale Scharmützel gab. Ob’s in jenem Augenblick ein Stück weit Genugtuung für die Halstenbeker Verantwortlichen und ehemaligen Mitspieler war, als sich ausgerechnet Richert – wurde kurz darauf auch ausgewechselt – nach einem verunglückten Rückpass böse verschätzte und von Rogerio Almeida Ferreira auf wenigen Metern massiv überspurtet wurde, ehe dieser zur Führung einschoss (57.), bleibt reine Spekulation. „Den Assisi kriegt er“, meinte Barthel anschließend jedenfalls etwas ketzerisch.

Barthel über Ex-Schützling Monteiro: „Er antwortet auf dem Platz - das hat Stil“

Bevor es zur turbulenten Nachspielzeit kam, war es ein weiterer Ex-Barthel-Schützling, der dem Spiel seinen Stempel aufdrückte: Francisco Daniel Alves Monteiro. Neun Minuten war er auf dem Platz, als ihm der Ball nach einer viel zu kurz abgewehrten Ecke vor die Füße fiel. Mit technischer Finesse jagte Monteiro das Spielgerät daraufhin mit dem ersten Kontakt aus 15 Metern in den linken Giebel – 1:1 (70.)! „Die Wahrscheinlichkeit war ja sehr hoch, dass einer von ihnen ein Tor gegen uns schießt. Denn die Hälfte sind ja meine alten Jungs“, witzelte Barthel, ehe er lobend anfügte: „Das war natürlich ein Sahneschuss von ‚Franco‘ – davor muss ich den Hut ziehen.“ Und weiter: „Er fühlte sich bei mir als fünftes Rad am Wagen. Ich habe auf andere Spieler gesetzt und ihm das auch so gesagt. Er hat’s anders gesehen und so ist die Schere zwischen uns beiden auseinandergegangen. Ich habe ihn aber nicht vom Hof gejagt. Er ist einfach mit der ‚HR-Connection‘ zu besagtem Spieler, der alles hier hergeholt hat, zu Türkiye gewechselt.“ Auf das „schmoren lassen“ habe er „sportlich geantwortet“, so Barthel. „Nicht mit irgendwelchen verbalen Texten über die Medien oder verschiedensten Kanäle, sondern auf dem Platz. Da kann ich nur applaudieren und sagen: Das hat Stil. So stelle ich es mir vor. Alles andere ist einfach nur lächerlich!“

Schröder köpft zum Sieg ein - Barthel: „Dafür, dass hier alles Scheiße ist, hauen sich die Jungs voll rein“

Womit das Thema auch erst einmal abgehakt sein soll – denn in der Schlussphase wurde es wirklich ein sportlicher Kampf zwischen Türkiye und HR. 120 Sekunden vor Ultimo hätte der eingewechselte Ole Sievertsen – nach Stafette über Schöttke und Clausen – das 2:1 für den Gast markieren müssen, schoss aber aus elf Metern am verwaisten Gehäuse vorbei. Als sich beide Seiten bereits auf eine – zumindest in diesem Fall – schiedlich-friedliche Punkteteilung einstellten, machte der stärkste Wilhelmsburger dem Treiben einen Strich durch die Rechnung: René Schröder köpfte einen Eckball von Philip Pettersson zum viel umjubelten 2:1 ein (90. +2), ehe Mümin Mus, der im ersten Abschnitt zwei Hochkaräter vergab, in einer Kontersituation nach Querpass von Serdar Aydin, den Dario Ivanko vor dessen Schlappen klärte, zum Endstand einschoss (90. +4)! „Ich brauche mich nicht zu schämen und tue alles, aber mich nicht für den Sieg entschuldigen“, so Fischer.

„Wir haben uns das Leben mal wieder selbst schwer gemacht und nicht das umgesetzt, was die Jungs im Training seit Wochen teilweise überragend machen – nämlich dieses Tempospiel. Wir waren bemüht, aber glanzlos – und haben uns lange Zeit einen abgekrampft“, bilanzierte „Fischi“, der am Ende „ein bisschen Harakiri“ spielte, weil: „Was soll ich mit einem Punkt? Wir spielen alles oder nichts!“ Währenddessen nahm Barthel noch einmal die Unruhen der letzten Wochen auf: „Dafür, dass man uns totgesagt hat, 50 Spieler die Mannschaft verlassen und bei HR ja alles so Scheiße ist, knallen sich die Jungs Woche für Woche mit allem rein! Es kann also alles nicht so schlimm sein, wie einige nach außen hin gerne an Stimmung machen wollen. Diejenigen sind jetzt untergekommen und glücklich in ihrem neuen Verein. Das freut mich und ich wünsche ihnen alles Gute.“ Selbst Fischer hatte im Vorfeld „Befürchtungen, dass es vielleicht – ich will jetzt nicht ausarten sagen – ein bisschen anders wird. Denn die Konstellation ist wirklich sehr, sehr besonders.“ Aber: „Ich habe gesagt, dass ich eine Mannschaft sehen will, die zeigt, dass sie für Türkiye Fußball spielt und nicht gegen HR.“

„Es gibt Sachen, die macht man nicht und waren unter der Gürtellinie“

Barthels abschließenden Worte zu der Thematik: „Ich könnte viele Geschichten, die mir vorgehalten werden, erzählt wurden oder die ich gelesen habe, kommentieren. Aber das mache ich nicht. Ich sage nur zwei Sachen: Man sieht sich immer zweimal im Leben und einige werden für ihre Art und Weise und was sie gemacht haben, die Quittung bekommen – ob im Fußball, im Job oder privat. Es gibt Sachen, die macht man einfach nicht und waren zum Teil komplett unter der Gürtellinie. Mehr gibt es zu dieser Thematik zwischen HR und Türkiye oder Heiko Barthel und diesem Clan nicht zu sagen.“

Der „Game winner“ von René Schröder in der Nachspielzeit

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Spielinfos
FC Türkiye - SV Halstenbek-Rellingen
Liga: Landesliga Hammonia
Anstoss: So - 16.09. 15:00 Uhr
Spieltag: 8. Spieltag
Ergebnis: 3 : 1
Schiedsrichter: Luca Jürgensen (E. Norderstedt)
Platz / Ort: Landesgrenze
Zuschauer: 120
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