HOLSTEN-Pokal

Der Kleinste wird zum Größten: Vorne Soppkes lässiger Lupfer – und hinten hält „Hexer“ Hölscher den Sieg fest

22.02.2020

Er probierte es noch einmal. Felix Soppke schleppte sich nach einem Zweikampf und anschließender Behandlung zurück aufs Spielfeld. Doch so richtig rund lief die Nummer 24 des HSV Barmbek-Uhlenhorst II in der Endphase des HOLSTEN-Pokal-Viertelfinales gegen den Niendorfer TSV II (Hier gibt’s den Live-Ticker zum Nachlesen) vor 100 Zuschauern im Stadion an der Dieselstraße nicht mehr. Letztlich waren die Schmerzen zu groß. Coach Jan Haimerl musste Soppke nach 88 Minuten dann doch vom Feld nehmen und sinnierte: „Hoffentlich ist das nicht wieder die Sache mit dem Innenband im Knie, wegen der er uns schonmal so richtig lange ausgefallen ist.“ Ob dem so ist, bleibt abzuwarten. Klar aber war im Moment der Auswechslung: Soppke hatte zuvor seinen Dienst getan – und das erstklassig. Denn er war derjenige, der letztlich mit seinem Treffer zum 2:1 nach 79 Zeigerumdrehungen für das Weiterkommen der Barmbeker sorgte.

Genau elf Minuten waren noch auf der Uhr, als Matthias Sesselmann den Ball aus dem Zentrum rechts rüber zu Soppke legte, dieser das Leder an- und mitnahm und dann lässig über NTSV II-Schlussmann Constantin Lustermann hinweg in die Maschen lupfte. „Das ist Timing“, frohlockte draußen an der Seitenlinie Jan Haimerl, der knapp eine Viertelstunde später nach Ablauf der Nachspielzeit und dem Schlusspfiff von Referee Ricardo Onur Caliskan vor der BU II-Bank jubelnd auf die Knie ging. Da hatte seine Mannschaft soeben den Einzug ins Halbfinale geschafft, nachdem Niendorf II die 1:0-Führung der Barmbeker Reserve – Sesselmann traf nach 53 Minuten vom Elfmeterpunkt aus – in der 66. Minute zunächst noch egalisiert hatte, als Edvin Isic nach einer Ecke von Emmanuel Adjouman per Kopf erfolgreich war. In den Schlussminuten nahm der Gast das BU II-Gehäuse dann noch einmal mächtig unter Beschuss, hatte die Rechnung aber ohne Stephan Hölscher gemacht. Der „Oldie“ im Kasten hielt, was zu halten war – und das teils mit wahnsinnigen Paraden!

Haimerl: „In der ersten Halbzeit hat man nicht gemerkt, um was es hier geht“

„Beim 1:1 sah er nicht gut aus. Ich weiß nicht, ob er da nicht daneben gegriffen hat. Aber am Ende bringt der alte Mann uns das Ding nach Hause“, stellte Haimerl mit Blick auf seinen Schlussmann fest und atmete erst einmal durch: „Wir waren in diesem Vergleich zwischen BU und Niendorf einfach mal dran. Es gab heiße Spiele gegen Niendorf III, jetzt auch gegen deren Zweite Mannschaft. Da stand in der Statistik ein Unentschieden und eine Niederlage – ich habe den Jungs gesagt, dass ich unbedingt will, dass da nach diesem Pokalspiel auch bei den Siegen die Eins steht. Ich glaube, unser Sieg war nicht unvereient, weil wir in der zweiten Halbzeit die besseren Chancen hatten.“ Die von Moritz Scholz aus der 76. Minute zum Beispiel, als dieser freistehend verzog. „Als Leon Sobottka da den Ball auf Moritz gelegt hat, hab' ich dran gedacht, dass der solche Dinger im Training normalerweise rein schweißt. Und dieses Mal fängt er dann an zu daddeln...“, konstatierte der BU II-Übungsleiter.

„Felix Soppke macht das bei seinem Treffer bärenstark. Und auch Matthias Sesselmann hat beim Elfmeter Verantwortung übernommen. Das sind die wichtigen Momente“, bilanzierte Haimerl, dessen Elf wie schon in der Vorbereitung wieder einmal eine enorme Effektivität zeigte. Aber auch Haimerl war nicht entgangen: „Die erste Hälfte war ziemlich mau. Das war aber sicherlich auch dem extremen Wind geschuldet, der es für beide Seiten total schwierig gemacht hat, vernünftig Fußball zu spielen. Wenn man mal Phasen hatte, wo man den Ball durchstecken konnte, dann wurde er unfassbar lang und schnell. Aber ich hatte den Jungs voher gesagt, dass genau das das Spiel beeinflussen kann.“ In der Pause, so der BU II-Coach weiter, „musste ich die Jungs ein bisschen aufrütteln, weil man in der ersten Halbzeit nicht gemerkt hat, um was es geht. Der Einzige, der marschiert ist, war Louis Rytina. Der hat sich in jedes Ding reingeworfen.“

Loether: „Sie hatten jemanden mit viel Erfahrung im Tor – das hat den Unterschied ausgemacht“

„Das war ein schwieriges Spiel – allein schon durch den Wind. In der ersten Halbzeit haben wir damit arge Probleme gehabt. Dennoch haben wir es relativ gut und sicher gespielt. Torchancen von BU II waren eigentlich nicht zu sehen“, fasste derweil auf der anderen Seite Sebastian Loether zunächst die ersten 45 Minuten zusammen, um dann festzustellen: „In der zweiten Hälfte hat sich das ein bisschen gedreht. Das Spiel wurde dann auch offener. Es war ein richtiger Pokalfight.“ Und in dem atterstierte der eine Teil des Niendorfer Trainerduos Referee Caliskan und seinem Gespann, die erst am Spieltag (!) als Spielleiter nominiert wurden, „eine überragende Leistung.“ 
Nicht ganz so freudig war das, was der Coach über die Gegentreffer sagte: „Die will ich eigentlich gar nicht kommentieren. Das ist ärgerlich, weil es in der Entstehung abzusehen war. Wir haben da nicht überragend gespielt. Zwei Mal pennen wir, zwei Mal kommen sie vors Tor. Wir haben den Jungs vorher gesagt: BU II ist eine Truppe, die eiskalt ist, wenn sie vors Tor kommt. Die machen aus drei Chancen zwei Buden.“ Letztlich, so Loether, der an der Linie draußen mit Trainerkollege Jan Ramelow bis zum Schluss auf einen neuerlichen Ausgleich gehofft hatte, „haben wir alles gegeben, aber man hat gesehen, dass sie da jemanden mit viel Erfahrung im Tor haben – und das hat am Ende auch den Unterschied ausgemacht.“ 

777,12 Euro für den guten Zweck übergeben

In einer Sache aber herrschte nach dem Abpfiff Einigkeit: Dieses Spiel hatte sich gelohnt – nämlich, was den guten Zweck anging. Der Erlös der Begegnung kommt dem Verein „Bruder Theresa“, der Obdachlose unterstützt, zugute. Initiiert wurde das Ganze von Haimerl, dessen Ex-Spieler Dominique Kottke gemeinsam mit dem ehemaligen St. Pauli-Keeper Benedikt Pliquett Gründer des Vereins ist. Auch im Laufe des Spiels wurden Spenden gesammelt – und am Ende Stand ein hervorragendes Ergebnis: 777,12 Euro! „Sogar die Schiris haben ihren Teil dazu beigetragen und auch Niendorf II hat noch etwas aus der Mannschaftskasse gesponsert“, freute sich Haimerl nach der Begegnung nicht nur über das Weiterkommen, sondern auch über den Erfolg abseits des grünen (Kunst-)Rasenvierecks und konnte die Box mit den Spenden an seinen ehemaligen Schützling Dominique Kottke, der sich das Spiel live vor Ort angesehen hatte, überreichen.

Jan Knötzsch  

Spielinfos
HSV Barmbek-Uhlenhorst II - Niendorfer TSV II
Liga: Holsten-Pokal
Anstoss: Sa - 22.02. 18:00 Uhr
Spieltag: 5. Spieltag
Ergebnis: 2 : 1
Schiedsrichter: Ricardo Onur Cailskan (UH Adler)
Platz / Ort: Dieselstraße
Zuschauer: 100
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