Landesliga Hansa

Elf Neue, elf Abgänge: Ramelow startet in Rahlstedt – mit „schlagkräftiger“ Truppe!

16.06.2023

Er will zeigen, „was mit guter Arbeit möglich und machbar ist“, sagt Jan Ramelow, der nach drei Jahren beim Niendorfer TSV II – gekrönt von der Landesliga-Meisterschaft in der Saison 2021/22 – ein neues Kapitel aufgeschlagen hat. Auch beim Rahlstedter SC möchte der 30-Jährige seine Visitenkarte abgeben – und an die erfolgreiche Zeit am Sachsenweg anknüpfen. Obwohl sage und schreibe elf Spieler, darunter einige Leistungsträger der vergangenen Jahre und Gesichter der Mannschaft, der Scharbeutzer Straße den Rücken gekehrt haben, sieht er das Team „schlagkräftiger als in der letzten Saison“ aufgestellt, gibt er sich gewohnt selbstbewusst.

Den RSC verlassen haben: Mohamed Giresse Fané (USC Paloma), Darijo Maksimovic (SC Victoria Hamburg), Artur Blum (SV Eichede) und Joel Osei Szillat (Concordia Hamburg). Vier Spieler, die in der abgelaufenen Spielzeit 60 von 84 Toren erzielten! Ebenfalls nicht mehr dabei sind: Nico Gerber (HT 16), Oliver Stein (TSV Kronshagen) sowie Patrick Dinter, Nicolas Ntiri, Gerrit Betzin, Lou Carstens und Flemming Bones (alle Ziel unbekannt).

„Grundsätzlich sind das tolle Jungs, die gehen. Das ist ganz klar. Rahlstedt ist in der letzten Saison Vierter geworden und diese Jungs haben einen großen Teil zum sportlichen Erfolg beigetragen – sowohl in der vergangenen Saison als auch in der Entwicklungsphase. Aber es ist ja immer so: Wenn ein neuer Trainer kommt und auch das Umfeld sich ein bisschen ändert, dann gibt es auch gewisse Entscheidungen, die es zu treffen gilt“, erläutert Ramelow. „Entweder sagt der Spieler, dass er nochmal etwas anderes probieren möchte. Oder aber als Trainer hat man in einigen Punkten andere Vorstellungen. Insofern ist das ganz normal und gehört auch dazu.“

"Für mein Befinden sogar schlagkräftiger"

Wichtig sei nur – und das müsse man auch ganz realistisch sehen: „Solange wir in Rahlstedt in der Landesliga spielen, werden auch gute, junge Spieler, die auf sich aufmerksam gemacht haben, Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen wecken. Wichtig ist für mich nur, dass wir es gemeinsam geschafft haben, eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen, die für mein Befinden sogar schlagkräftiger sein wird.“ Denn: Aus dem aktuellen Kader haben Kapitän Florian Rust, „Urgestein“ Yannick Hess, Cai-Louis Hess, Marvin Dose, Luca Ahlers, Alexandros Vamvakidis, Liam Trierweiler, Nikias Strauß, Tom Bläsius, Dominik Silz, Martin Schröder und Torwart Jannis Waldmann sowie Bennet Rantzsch, der intern hochgezogen wird, ihr Ja-Wort gegeben.

Ramelow bringt NTSV-Quartett mit - und schwärmt von Flandrin

Dazu gesellen sich durchaus namhafte Neuzugänge, die ihre Zelte beim Hansa-Landesligisten aufschlagen werden und Ramelow zu der Einschätzung bewegen, noch schlagkräftiger aufgestellt zu sein, „weil ich denke, dass wir sportlich sehr große Qualität dazubekommen haben – und in der Spitze sowie Breite vielleicht sogar noch einen Funken besser besetzt sind, als der Rahlstedter SC in der letzten Saison“.

Mit Simon Flandrin, Samed Aksoy, Paul Jarmes und Phillip Börner bringt Ramelow ein Quartett aus Niendorf mit an die Scharbeutzer Straße. Ersterer sorgt nicht nur bei seinem Coach für Jubelstürme: „Simon und ich haben sowohl sportlich als auch privat ein super Verhältnis zueinander. Er ist für mich in der Vergangenheit einer der, wenn nicht sogar der wichtigste Spieler gewesen. Wir hatten in Niendorf – mit den Erfolgen, die wir feiern durften – eine wirklich tolle Fußball-Mannschaft beisammen. Es wird mir aber, so glaube ich zumindest, keiner widersprechen, wenn ich sage, dass Simon der Kopf und das Hirn dieser Mannschaft war. Er ist ein herausragender und für mich einer der spannendsten Landesliga-Spieler. Dass wir ihn im Endeffekt von Rahlstedt überzeugen konnten, das freut uns natürlich sehr, weil wir damit sicherlich einen Spieler für uns gewonnen haben, der in dieser Liga zum obersten Regal gehört. Mit seiner Art und Weise, wie er Fußball spielt und lebt, wird er die Jungs und auch das Umfeld sehr schnell von sich überzeugen“, schwärmt sein Übungsleiter – und ist sich sicher: „Wir werden große Freude an ihm haben!“

Jodeit soll auf Torejagd gehen - Zinn will wieder angreifen

Oberliga-Erfahrung bringt Lion Jodeit (HEBC) mit nach Rahlstedt. „Wir kennen uns schon aus der gemeinsamen Zeit in Niendorf. Ich versuche immer, mit meinen Spielern in Kontakt zu bleiben. Das ist mir wichtig, weil man viel und intensive Zeit miteinander verbringt. Und dann finde ich das immer schade, wenn das so abrupt auseinandergeht. Auch mit Lion war ich gelegentlich im Austausch. Ich glaube, dass jeder weiß, was er leisten kann. Unter den richtigen Umständen ist er auch in der Lage, viele Tore zu schießen. Und ich gehe davon aus, dass er nächste Saison viele Tore schießt – und bin froh, dass er das bei uns tut.“

Ein weiterer spannender Spieler, der beim TSV Sasel einst im Hamburger Oberhaus gegen die Kugel getreten hat, ist: Jonathan Zinn. Nachdem der Linksfuß etwas kürzer trat und zu seinen Wurzeln beim TuS Berne zurückkehrte, ist der Ehrgeiz wieder entfacht. In Rahlstedt möchte Zinn wieder angreifen! Ich glaube, bei ihm haben das schon viele versucht. Er hat in Sasel auf sich aufmerksam gemacht und einige wissen, was für ein toller Fußballer er ist. Was er technisch in der Lage ist, zu leisten. Hinzu kommt sein guter Zug zum Tor“, hebt Ramelow die Vorzüge seines Neuzugangs hervor – und fügt an: „Ich habe es einfach versucht, mich mit ihm hingesetzt und ihm gesagt, was ich mir vorstelle und wünsche. Das passte mit seinen Wünschen und Vorstellungen sehr gut überein. Er hat große Lust, wieder anzugreifen. So ist er definitiv ein hochveranlagter Spieler, der uns helfen wird.“

"Das könnte ein Highlight in dieser Liga werden!"

Letzteres verspricht man sich auch von einem Rückkehrer – denn: Nach einem einjährigen Intermezzo beim SV Eichede kehrt Lukas Baake heim! „Lukas ist Rahlstedter durch und durch. Was er kann und welche Qualitäten er mitbringt – das ist ganz klar. Ich glaube, Simon Flandrin und Lukas Baake zusammen im Zentrum können ein Highlight in dieser Liga sein! Er wird sofort ankommen, sofort funktionieren und die Mannschaft ab dem ersten Tag mit anführen“, strahlt Ramelow angesichts der Heimkehr des langjährigen „Capitanos“ – aber auch aufgrund der Zusagen von Kilian Oelrich (pausiert, zuletzt Bramfelder SV), Hamed Bruhn (Bramfelder SV), Hannes Hatje (TuRa Harksheide) und Joel Morkeh (Concordia Hamburg II), die das positive Bild des neuen Chefcoaches abrunden.
AUF SEITE 2 GEHT'S WEITER MIT EINEM INTERVIEW ZU DEN ZIELEN MIT DEM RSC UND ÜBER EX-CLUB NTSV --->>>

FussiFreunde: Wie sind deine ersten Eindrücke von der neuen Aufgabe beim Rahlstedter SC?

Jan Ramelow: „Erst einmal muss ich sagen, dass ich wirklich sehr positiv empfangen wurde. Ich stoße auf einen Verein, der große Vorfreude auf die Zukunft versprüht. Einen Verein, der klarmacht, dass er schon an einem guten Punkt ist, aber trotzdem Bock darauf hat und gewillt ist, sich weiterzuentwickeln. In der Kaderplanung haben wir gemeinsam richtig gute Entscheidungen treffen und tolle Spieler von Rahlstedt überzeugen können. Im Umfeld haben wir es auch geschafft, noch einmal Schritte nach vorne zu machen. Von daher glaube ich, dass auch im Drumherum die Weichen gestellt sind, eine gute Saison zu spielen. Es macht bisher wirklich großen Spaß!“

Du hast schon gesagt, dass du die Mannschaft für schlagkräftiger als in der letzten Saison hältst. Da ist man Vierter geworden. Heißt das dann im Umkehrschluss auch, dass man ganz oben angreifen will?

Ramelow: „Grundsätzlich bin ich jetzt erstmal die nächsten beiden Jahre in Rahlstedt. Wir wollen einen guten Kader zusammenbauen und zusammenwachsen lassen. Die Liga ist stark. Es gibt auch einige andere Vereine, die was machen. Und es spielen immer ganz viele Faktoren eine Rolle. Wir müssen von Verletzungen verschont bleiben und in unsere Form kommen. Ich glaube aber, wenn wir das alles hinkriegen, dann sind wir eine Mannschaft, die nur sehr schwer zu schlagen ist und jede Mannschaft schlagen kann. Am Ende wehren wir uns doch nicht gegen sportlichen Erfolg. Aber wir müssen erstmal ein paar Schritte, die wir davor zu tun haben, machen. Fakt ist allerdings auch, dass ich nicht nach Rahlstedt gekommen bin, um am Ende um die ‚Goldene Ananas‘ zu spielen. Dieser Verein hat ein herausragend gutes Umfeld, tolle Möglichkeiten und eine gute Mannschaft. Jetzt müssen wir sehen, dass wir das Bestmögliche herauszuholen. Dann haben wir eine Chance, eine richtig gute Saison zu spielen. Wo wir dann am Ende landen, das wird man sehen. Aber wir haben Bock!“

Warum war der Schritt für dich jetzt wichtig und richtig, nach drei Jahren Niendorf mal was Neues zu machen?

Ramelow: „In Niendorf hatte ich eine sehr schöne, sehr erfolgreiche, aber auch eine sehr intensive Zeit. Wir waren immer in einem tollen Austausch. Ich bin aber mittlerweile eben auch Familienvater. Und da gehören zu so einer Entscheidung eben auch mehrere Faktoren dazu. Rein sportlich hat mich das Projekt in Rahlstedt sehr gereizt. Ich bin offen empfangen worden. Der Verein hat und konnte mir auch mitteilen, dass er Lust hat, sich weiterzuentwickeln. Ich glaube, dass ich zu dieser Weiterentwicklung einen guten Teil beitragen kann, dass ich auch Ideen habe, wie das passieren könnte. Und man hört es ja immer wieder: In der heutigen Zeit ist fast jeder zweite Verein ein ‚schlafender Riese.‘ Wenn man sich aber mal das Umfeld in Rahlstedt anguckt, wie die Mannschaft in den letzten Jahren gespielt hat, aber auch, dass vielleicht gar nicht so viel gefehlt hat. Wenn man sieht, welche Möglichkeiten es gibt und welche Spieler wir holen können. Da muss ich dann einfach sagen, dass das alles in allem ein spannender, aber auch ein logischer Schritt für mich war, um mir auch selbst nochmal eine neue Herausforderung zu setzen. Und ich bin glücklich damit.“

War es dir auch mal wichtig, als junger, aber durchaus ambitionierter Trainer auch mal eine Liga-Mannschaft zu übernehmen – und eben sportliche Perspektiven geboten zu bekommen?

Ramelow: „Mit Sicherheit ist das auch ein spannender Aspekt. Du spielst einen anderen Pokal-Wettbewerb und eben in einer Ersten Herren-Mannschaft, wo du die Möglichkeiten hast, wenn man den Erfolg, den wir mit Niendorf hatten, mit Rahlstedt wiederholen könnte, in einer anderen Liga zu spielen. Natürlich sind das Dinge, die reizvoll sind und auch zu den Faktoren dazu gehören.“

Kommen wir abschließend nochmal zu Niendorf: Sämtliche Leistungsträger der Meister-Mannschaft haben den Verein verlassen. Inwieweit hast du da ein wenig Angst, dass das, was man aufgebaut hat, auseinanderbrechen könnte?

Ramelow: „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht mit einem Auge auch noch nach Niendorf gucken würde. Ich hatte da so eine schöne Zeit – und der Verein wird immer einen besonderen Stellenwert für mich haben. Ich weiß natürlich auch nicht alles im Detail, aber es gibt sicherlich einen größeren Umbruch, was bei einer U23 aber auch dazugehört. Man muss ja auch mal sagen, dass das keine One-Man-Show von mir war, sondern da sind gute Leute im Hintergrund. Die haben auch in der Vergangenheit gut gearbeitet – und es gibt überhaupt keinen Grund, warum sie das jetzt nicht mehr tun sollten. Man kriegt einen neuen, ambitionierten und jungen Trainer, der sicherlich auch sein Netzwerk mitbringt. Deshalb hoffe ich natürlich, dass man wieder einen schlagkräftigen Kader auf die Beine gestellt bekommt und bin weiterhin gespannt. Denn: Egal wird mir das auf gar keinen Fall sein, was mit diesem Verein und insbesondere mit dieser Mannschaft passiert. Dafür bin ich viel zu sehr mit einzelnen Personen und dem Verein verbunden.“