LOTTO-Pokal

„EN“ und die „Wundertüte“ Teutonia: „Wir können denen ja nicht zu Testspielen nach Berlin hinterherfahren“

06.08.2020

Es ist, wie es ist: Man kommt um dieses eine, leidge Thema einfach nicht drumherum. Und so ist es dann auch im Gespräch mit Jens Martens vor dem LOTTO-Pokal-Viertelfinalspiel des FC Eintracht Norderstedt am Sonntag (11.30 Uhr, Kreuzkirche) beim FC Teutonia 05 so, dass das Corona-Virus und seine Folgen nicht außen vor bleiben. Schließlich trifft es auch die Fußballer, die monatelang zur Untätigkeit verdammt waren, dann erst eingeschränkt und nun – was nur die acht im Pokal verbliebenen Teams betrift – zumindest wieder ordentlich trainieren können. Ideal aber liefen die letzten Tage, Wochen und Monate eben nicht – da muss man sich nichts vormachen. Und so ist es auch nachvollziehbar, wenn Martens vor den Viertelfinalspielen am kommenden Wochenende davon spricht, dass es „aus trainingsiwssenschaftlicher und sportmedizinischer Sicht eine Katastrophe“ sei.

Lange aber will sich der 64-Jährige mit diesem Aspekt gar nicht beschäftigen. „Wir nehmen es sportlich“, gibt er zu Protokoll und schiebt direkt hinterher: „Was bleibt uns auch anderes übrig?“ Korrekt. Denn dass gespielt wird, steht nun einmal fest. Also „haben wir uns so intensiv wie das nur irgendwie möglich war auf das Spiel vorbereitet“, konstatiert Martens, der mit seiner Mannschaft zu jenen Teams zählte, die aufgrund des Fußball-Spiel-Verbots in Hamburg und Schleswig-Holstein den Weg nach Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern wählte, um überhaupt testen zu können – und das gleich mehrfach. Gegen den FC Mecklenburg Schwerin gewann man 2:0, gegen den MSV Pampow gab es ein 5:2. Im Gastspiel beim TSV Havelse siegte die Eintracht 2:1 und beim TSV Bendestorf feierte man einen 5:1-Erfolg. Klingt insgesamt gut – und doch bleibt ein wenig Skepsis. Eben wegen Corona und der Pause.

„Aus trainingsiwssenschaftlicher und sportmedizinischer Sicht eine Katastrophe“

„Jeder Spieler – nicht nur unsere Jungs – war rund fünf, sechs Monate ohne Spiel und richtigen Wettkampf, weil in der Zeit eben nicht gespielt werden durfte. Das kann man nicht innerhalb von drei Wochen alles zurückdrehen. Man merkt diese Unterbrechung einfach, wenn die ersten Spieler nach dem Training oder den Tests beispielsweise mit muskulären Problemen oder Rückenschmerzen auf einen zukommen. Aber wir wollen das nicht weiter kommentieren, sondern uns auf das Sportliche konzentrieren. Wir möchten – so wie der Gegner auch – am Sonntag den Einzug ins Virtelfinale schaffen“, sagt Martens. Apropos Gegner: bei dem stehen bekanntlich neben Co-Trainer Jan-Philipp Rose mit den Spielern Nick Brisevac, Jannik Mohr, Narek Abrahamyan, Sinisa Veslinovic und Jannik Mohr auf dem Feld etliche Ex-Norderstedter. Ein ganz besonderer Aspekt? „Nick Brisevac spielt halt nun da, Nick Gutmann jetzt bei uns“, konstatiert der „EN“-Coach am Beispiel der beiden Mittelfeld-Männer mit dem gleichen Vornamen und sagt: „Auch die Tatsache, dass Spieler, die eigentlich schon für einen anderen Verein im Pokal aufgelaufen sind, jetzt für einen anderen spielen, ist die Folge der besonderen Situation. Das hat's bislang nicht gegeben.“

Auch an dieser Stelle „kann ich nur sagen, dass wir es sportlich so hinnehmen“, wiederholt sich Martens bewusst und bestätigt, dass es auch nicht ganz einfach sei, sich mit dem Gegner vom Sonntag so auseinandersetzen zu können, wie es sich für eine perfekte Vorbereitung gehört hätte. Denn: Teutonia hat einen großen Umbruch hinter sich, die aktuelle Mannschaft gleicht der aus der Vorsaison nur noch schemenhaft – doch den Widersacher beobachten und sich ein genaueres Bild von den „Kreuze-Kickern“ machen, konnte die Eintracht nicht. „Wir können denen ja nicht zu den Testspielen nach Berlin hinterherfahren“, sagt Martens und ergänzt im Hinblick darauf, dass „T05“ zu Anfang der Vorbereitung beim TV Meckelfeld vor den Toren Hamburgs spielte: „Einen neuformierten Gegner im ersten Testspiel zu beobachten macht wenig Sinn.“ Und so wird vieles, wie eben bei jedem Spiel dieser Tage, ein Zufallsprodukt sein. Eine Art Glücksspiel mit Faktoren und Unwägbarkeiten, die im Normalfall vielleicht gerade mal nebensächlich wären, heuer aber eben einen ganz anderen Einfluss auf ein Match haben könnten. „Ich denke, dass wir uns auf Augenhöhe begegnen werden. Es kommt auf die Tagesform an“, sagt Martens und fügt abschließend hinzu: „Die Bedingungen für uns sind nicht optimal.“