Fair und fein: Teutonia fehlt nur noch ein Schritt zum Aufstieg

Mazzagatti-Team schlägt Eidelstedt 6:2 – Dienstag Nachholspiel in Pinneberg

30.04.2017

Der FC Teutonia 05 steht in der Landesliga Hammonia dichter denn je vor seinem Meisterstück. Nach dem 6:2-Erfolg im Heimspiel gegen den SV Eidelstedt reicht dem Tabellenführer am Dienstagabend im Nachholspiel beim VfL Pinneberg II bereits ein Remis zum Aufstieg. Im Match gegen den SVE, dessen Resultat laut Gästetrainer „Jogi“ Meyer zu deutlich ausfiel, offenbarten die Teutonen Probleme. Am Ende jedoch siegte der Primus und neben Doppeltorschütze Pascal Pietsch schlüpfte vor allem ein Spieler nicht nur fußballerisch, sondern auch mit einer bemerkenswerten Geste in die Hauptrolle... 

Am Ende bewies Liborio Mazzagatti ganz besondere Fähigkeiten. „Jeton, ich will, dass du eins machst“, rief der Coach des FC Teutonia 05 seinem Kapitän Jeton Arifi zu, „du wirst jetzt ein Tor machen.“ Arifi schaute seinen Coach etwas ungläubig an und beschwichtigte: „Ich bin auch zufrieden, wenn ich die Vorlagen gebe.“ Der Dialog zwischen Coach und „Captain“ war in der 90. Minute gerade beendet, da bekam der SV Eidelstedt den Ball hinten nicht richtig raus, schlug das Leder planlos weg. Die Kugel landete bei Arifi. Der zog ab – und der Ball war drin. Teutonias Nummer zehn drehte sich um, deutete auf Mazzagatti, setzte sein breitestes Lachen auf und rannte in Richtung seines Trainers, um diesem Sekunden später in die Arme zu fallen. Arifi hatte soeben mit seinem Treffer den 6:2-Endstand besorgt und die Vorgabe des Trainers ideal umgesetzt. Da konnte Referee Björn Krüger die Partie kurz darauf sozusagen besten Gewissens abpfeifen.

Ein Punkt fehlt noch zum Meistertitel und dem damit verbundenen Oberliga-Auftsieg

Mit dem Sieg der Teutonen ist klar: Die „Kreuzkirchler“ sind auf dem Weg zum Titel und dem Aufstieg in die Oberliga wohl nicht mehr zu stoppen. „Wir brauchen heute einen Sieg gegen Eidelstedt und dann noch einen Punkt am Dienstag gegen Pinneberg II, dann sind wir durch“, hatte „T05“-Manager Bert Ehm schon vor dem Anpfiff vorgerechnet und sollte recht behalten, auch wenn er angesichts von acht fehlenden Spielern im Kader des Primus zu diesem Zeitpunkt noch zurückhaltend war: „Gegen Eidelstedt musst du so ersatzgeschwächt auch erst mal was holen. Und für Pinneberg II geht’s ja auch noch um was.“ Dennoch: Alles andere als die Tatsache, dass Teutonia am Dienstagabend um 19 Uhr auf dem Rasenplatz an der Fahltsweide gegen die noch um den Klassenverbleib zitternde Reserve der Kreisstädter den Matchball nutzt, wäre eine Sensation. Wobei: Eidelstedt machte in der heutigen Begegnung in den ersten Minuten deutlich, dass auch der Tabellenfüher verwundbar ist.

Denn: Die erste Gelegenheit des Spiels hatten die Gäste, doch Volkan Eren zielte nach einer Vorlage von Fatih Simsek im Anschluss an eine Flanke links am Tor vorbei (4.). So ging dann doch „T05“ in Führung: Harun Ileri wehrte einen Ball genau vor die Füße von Gerrit Pressel ab, der Patrick Meins zum 1:0 bezwang (10.). Eidelstedt hätte durch Simsek zwei Minuten später ausgleichen können, doch stattdessen schlugen erneut die Platzherren zu: Pascal Pietsch bediente Dieter Forkert, drin – 2:0. Im Anschluss forderten die Gäste nach einem Foul an Simsek in der „Box“ vehement Elfmeter, doch die Pfeife von Schiri Krüger blieb stumm. Auf der anderen Seite lenkte Meins einen Freistoß von Michael Meyer über die Latte (25.), musste dann aber doch erneut hinter sich greifen: Diesmal war Arifi der Freistoßschütze. Meins schien den Ball schon abgewehrt zu haben, fiel dann jedoch hin und die Kugel landete vor den Füßen von Cem Müller, der sich mit dem 3:0 bedankte (30.).

Arifi interveniert: Kein Foul – Schiedsrichter Krüger nimmt Elfmeter zurück!

Vorbei war die erste Hälfte des Spiels damit aber noch immer nicht, vielmehr sollten die Gäste noch vor der Pause zum Anschlusstreffer kommen. Volkan Eren schlug das Leder lang nach vorne, Simsek stürmte auf Keeper Semir Svraka zu, spielte vorm Zusammenprall mit selbigem den Ball – und während Simsek und Svraka ineinander liefen, flog die Kugel oben ins links ins Netz. „Da führen wir 3:0 und murmeln uns so ein Ding zum 1:3 rein“, ärgerte sich Teutonen-Trainer Mazzagatti, dessen Elf nach Wiederbeginn zunächst zwei gefährliche Situationen überstehen musste, als Simsek drüber köpfte (49.) und Svraka Mehmet Erens Schuss noch am langen Pfosten vorbei lenken konnte (50.). Auch André Friebes Lattentreffer für den Gastgeber (52.) schockte den SVE nicht. Und so kamen die Schützlinge von Coach „Jogi“ Meyer tatsächlich auf 2:3 heran: Teutonia gelang es hinten nicht, den Ball einfach weg zu schlagen, Mehmet Eren traf aus der zweiten Reihe. „Es kann nicht sein, dass wir das Spiel aus der Hand geben“, echauffierte sich Mazzagatti an der Seitenlinie.

Doch die Angst des 43-Jährigen sollte sich als unbegründet herausstellen. Weil der Coach umstellte. „Aufgrund der personellen Probleme musste ich Arifi zunächst in die Innenverteidigung stellen. Als wir ihn dann weiter nach vorne beordert haben, hat man sofort gemerkt: Wenn die Jungs da kicken, wo sie hingehören, dann läuft's“, sagte Mazzagatti in seiner Spielanalyse. In der Tat – doch bevor Arifi in den Mittelpunkt rückte, reichten drei Stationen, um das 4:2 zu erzielen: Meyer spielte auf links zu Pressel. Pressel flankte vors Tor, Pietsch vollendete aus kurzer Distanz (74.). Drei Minuten später hatte Schiedsrichter Krüger – nachdem er ein Foul von „Memo“ Eren an Arifi gesehen haben wollte – bereits auf den Elfmeterpunkt gedeutet, doch Arifi suchte den Dialog mit dem Unparteisichen und beteuerte, er sei gar nicht gefoult worden. Fairness in Vollendung! Krüger nahm den Pfiff zurück. Und Arifi? Der zeigte, dass er nicht nur fair, sondern auch am Ball ganz fein sein kann: kurzer Antritt aus der Mitte nach links, butterweiche Flanke auf den Kopf von Pietsch – Tor, 5:2 (82.). Was folgte, waren Mazzagattis Vorhersage und Arifis Erfüllung der Prophezeiung mit dem 6:2.

Meyer: „Der Teutonia-Sieg ist um zwei oder drei Tore zu hoch ausgefallen“

„Der Sieg ist um zwei, drei Tore zu hoch ausgefallen“, resümierte SVE-Übungsleiter Meyer nach dem Abpfiff, „ich habe schon einige Spiele von Teutonia gesehen, aber keinen Gegner, der – so wie wir – sechs oder sieben Torchancen hatte.“ Im Prinzip, so Meyer weiter, „müssen wir 1:0 in Führung gehen. So aber kriegen wir durch einen Sonntagsschuss das 0:1. Im Gegenzug verpassen wir das 1:1 und helfen dann, wie schon beim ersten, auch bei den nächsten beiden Gegentreffern mit. Es war nicht so, dass Teutonia das in diesen Szenen geil gemacht hat.“ Auf Seiten der Eidelstedter habe sich „bemerkbar gemacht, dass wir personell auf dem Zahnfleisch gehen. Wir haben nicht den Background wie Teutonia. Wenn da sechs Spieler fehlen, fällt das nicht auf. Wir haben Fehler gemacht und setzen Dinge nicht um, die wir besprochen haben. Das ärgert mich“, sagte Meyer. Doch nicht nur das. „Was uns schlichtweg das Genick gebrochen hat, ist, dass wir unsere Chancen ausgelassen haben. Wir wollten Teutonia mit unserem 4-3-3-System früh unter Druck setzen und den Spielaufbau stören. Das ist uns beides gelungen. Wenn man ihnen die Räume fürs Kurzpass-Spiel gibt, schlagen sie zu. Für uns wäre heute mindestens ein Punkt drin gewesen.“

Meiers Gegenüber war derweil klar, „dass es schwierig wird. Wir hatten 13 Mann im Kader. Die Saison ist sehr lang, einigen Jungs merkt man an, dass sie überspielt sind. Andere haben leichte Blessuren, das zieht sich leider durch die letzten Wochen. Uns fehlen seit Wochen immer wieder Stammspieler. Wir müssen die Kräfte dosieren“, erklärte Liborio Mazzagatti, „natürlich sind wir unter den Vorzeichen nicht mehr die Mannschaft, die Hurra-Fußball spielt. Auch wir müssen uns jetzt mehr konzentrieren und haben heute gemerkt, dass wir Schwächen in der Konzentration haben.“ Derzeit, so Mazzagatti abschließend, „brauchen wir jeden Spieler. Auch die aus der zweiten Reihe. Wir müssen gucken, wen wir wo hin stellen können oder müssen. Deswegen sind wir nicht mehr die Mannschaft, wie wir sie vielleicht in der Hinrunde under Vorbereitung auf die Rückrunde waren.“ Mindstens ein Mal aber werden die Teutonen noch beißen müssen, bis ihnen der Meistertitel und der Aufstieg rechnerisch nicht mehr zu nehmen sind...

Jan Knötzsch

Spielinfos
FC Teutonia 05 - SV Eidelstedt
Liga: Landesliga Hammonia
Anstoss: So - 30.04. 10:45 Uhr
Spieltag: 27. Spieltag
Ergebnis: 6 : 2
Schiedsrichter: Björn Krüger (Eintracht Norderstedt)
Platz / Ort: Kreuzkirche
Zuschauer: 117
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