Haerting und ein Hammer(schuss): HSV III beschert TuRa ein bitteres Wiedersehen

Ausgerechnet zwei Ex-TuRaner mit großem Anteil am Sieg der „Rothosen“

15.10.2016

Begegnungen mit der Vergangenheit sind nicht immer schön. Schon gar nicht mit dem oder der „Ex“. Im Fußball aber kann dies manchmal auch ganz anders sein, wie der Sieg des Hamburger SV III gegen TuRa Harksheide zeigt. Denn beim 2:0-Erfolg der „Rothöschen“ waren neben Mladen Tunjic, der am Ende einfach wieder mal richtig stand, ausgerechnet zwei Akteure die Erfolgsgaranten, die früher einmal das Trikot des Gegners überstreiften.

Im Glücksgefühl eines Sieges kann man schon mal einen forschen Spruch raushauen. Gesagt, getan. „Das kann er halt. Auf dem rechten Bein kann er nur stehen, aber beim linken weiß er schon, was er damit machen soll“, sagte Felix Karch nach dem Abpfiff des Spiels gegen TuRa Harksheide. Der Coach des Hamburger SV III meinte damit seinen Mittelfeldspieler Hannes Steckel. Und der hatte eine ganze Zeit zuvor tatsächlich bewiesen, dass er genau weiß, was mit diesem linken Fuß alles möglich ist.

Es lief die 20. Minute des Norderstedter Derbys, als die Kugel nach einem Abspielfehler der Harksheider zum Glatzkopf mit der Nummer 33 auf dem Rücken des HSV-Trikots kam. Steckel nahm das Spielgerät an, schaute einmal kurz und zog ab. TuRa-Keeper Marco Resksidler konnte sich Bruchteile von Sekunden später so lang machen, wie er auch wollte – gegen das Geschoss Steckels hatte er keine Chance. Die Kugel landete rechts im Kasten. Der HSV III führte – und Steckel drehte ab und jubelte.

Steckel: „Gegen seinen Ex-Club brennt man nochmal mehr“

„Das mit dem rechten Bein lass' ich mal unkommentiert“, lachte der 29-Jährige nach dem Spiel, „aber den Schuss den hab' ich gut eingeschweißt. Aber dass ich einen guten linken Fuß hab', weiß man ja.“ Die Harksheider offenbar nicht, schließlich stellte sich keiner in Steckels Schussbahn. Dabei hätten doch gerade diese Harksheider es ganz genau wissen müssen. Denn. Steckel spielt erst seine zweite Saison im HSV III-Dress und trug vorher – richtig: das Trikot von TuRa Harksheide.

„Ich war mir sicher: Wer hier das erste Tor macht, der gewinnt. Den hab' ich natürlich auch ganz gut getroffen“, sagte Steckel, „aber ich kenne es ja, wie es ist, gegen TuRa zu treffen.“ Der Hintergrund der Aussage: Auch in der Vorsaison war Steckel gegen Harksheide erfolgreich. Am 16. Februar 2016 beim 7:2-Heimsieg des HSV III hatte er ein Mal getroffen. „Es ist immer wieder ein Highlight, gegen seinen Ex-Club zu spielen. Da brennt man nochmal mehr. Dass ich treffe, passte einfach perfekt ins Spiel.“

Apropos perfekt: Abgesehen von Steckels Treffer war auf beiden Seiten die Ausbeute aus den Chancen nicht gerade ideal. Zunächst scheiterte Adrian Sousa für Harksheide aus abseitsverdächtiger Position an Jan-Philipp Haerting (5.). Als es dann schon 1:0 für den HSV III stand, leistete sich Sousa den Luxus, dass er – wieder aus abseitsverdächtiger Position – lieber selbst aufs Tor schoss, statt auf den völlig blank stehenden Tom Bober abzulegen (22.). Für die Hausherren verpassten Mladen Tunjic (25., am Pfosten vorbei) und Josip Kozina (28., Volleyschuss knapp drüber) den zweiten Treffer.

Haertings „erheblicher Beitrag zum Sieg“

Nach dem Seitenwechsel war die Partie ähnlich intensiv wie vor der Pause – nur in einer anderen Kategorie: Während es im ersten Durchgang fußballerisch munter hin und her ging, gab es in der zweiten Hälfte jede Menge ruppige Szenen und Foulspiele. „Es wurde viel gefightet. Der Schiri hat ein bisschen den Faden verloren, aber es ist normal, dass es zum Ende hin hitziger wird“, umschrieb Hannes Steckel das Treiben in den zweiten 45 Minuten.

Sein Coach drückte es etwas diplomatischer aus. „Man kann darüber streiten, ob man mit der Leistung des Schiedsrichtergespanns einverstanden ist oder nicht“, konstatierte Felix Karch, der aber wohl eher zur zweiteren Gilde gehörte, schließlich kritisierte er, dass seiner Equipe nach einem Handspiel im Sechzehner und einem Foul an Emre Yasar gleich zwei Strafstöße verwehrt blieben. Und sein Wiederpart Marcus Fürstenberg? Der stellte nur fest: „Man muss zur Leistung des Schiris nichts sagen. Das hat jeder gesehen...“

Gesehen hatten die 201 Zuschauer allerdings auch noch etwas anderes. Dass nämlich mit HSV III-Keeper Haerting neben Steckel noch ein weiterer ehemaliger Harksheider „einen erheblichen Beitrag zum Sieg“ (O-Ton Karch) lieferte: Haerting machte nach seinen beiden Paraden gegen Sousa im ersten Durchgang nach 81 Minuten auch einen Schuss von Tom Bober zunichte. Bober wiederum hatte zuvor auf der anderen Seite einen Volleyschuss von Lukas Schaube auf der Linie gestoppt (60.) – er bekam den Ball direkt auf die „Zwölf“.

Karch: „Zwei Chancen zu zwei Toren zu nutzen, ist auch eine Qualität“

Doch es sollte an diesem Abend noch ein weiteres Tor fallen: Nachdem Mladen Tunjic in der 78. Minute nach Kozinas Zuspiel noch an Marco Reksidler im TuRa-Tor gescheitert war, überwand er diesen drei Minuten vor Schuss doch noch, hatte es dabei aber relativ einfach: Im Anschluss an einen schönen Pass von Kozina war Sören Ostermann einen Schritt vor Reksidler an den Ball gekommen, hatte diesen umspielt und hätte selbst einschießen können, doch der von hinten heran geeilte Tunjic übernahm dies – 2:0.

„Man muss Mladen loben. Der trifft in jedem Spiel“, wollte Hannes Steckel trotz seines Hammer-Tores später seinen Teamkollegen sogar noch mehr als sich selbst in den Vordergrund stellen. In Sachen Jan-Philipp Haerting übernahm Felix Karch das Loben: „Er hat gut gehalten, hatte aber auch noch was gutzumachen, weil bei seinem Abgang bei TuRa nicht alles friedlich abging. Für ihn dürfte das eine besondere Freude sein.“

Das mit der Freude hielt sich bei Marcus Fürstenberg derweil in Grenzen. Er könne, so der TuRa-Coach seiner Mannschaft keine Vorwürde machen und sei mit der Leistung zufrieden: „Hier hat nicht die bessere Mannschaft gewonnen, sondern die, die aus zwei Chancen ihre Tore macht.“ Eine Einschätzung, die Felix Karch so nicht ganz teilen wollte. „In der zweiten Hälfte war das spielerisch über weite Strecken eine Katastrophe, aber: Wir waren defensiv konsequent und wenn man zwei Chancen zu zwei Toren nutzt, dann ist das eben auch eine Qualität“, konterte der HSV III-Coach den TuRa-Übungsleiter.

Jan Knötzsch

Spielinfos
Hamburger SV III - TuRa Harksheide
Liga: Landesliga Hammonia
Anstoss: Fr - 14.10. 20:00 Uhr
Spieltag: 12. Spieltag
Ergebnis: 2 : 0
Schiedsrichter: André Rosin (FC Elmshorn)
Platz / Ort: Ulzburger Straße
Zuschauer: 201
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