„Ich bin seit 2005 Trainer - und wurde noch nie von einer Mannschaft so verarscht!“

"Pizza-Party" beim HSV III - Purer Frust und Wut in Wedel

24.03.2018

Das 0:7 beim SC Victoria tat schon weh. Doch in Wedel hofft man auf einen einmaligen Ausrutscher. Dementsprechend wollte Trainer Jörn Großkopf nach der Schmach auch gar nicht mehr allzu viele Worte über das Spiel verlieren und richtete stattdessen den Blick nach vorne. Am Freitagabend stand für die Elbstädter nämlich schon das dritte Spiel in sechs Tagen an - und um es vorweg zu nehmen: Der neuerliche Auftritt seiner Mannen veranlasste den Übungsleiter im Nachgang zu einer kleinen „Wutrede“…

„Ich bin jetzt seit 2005 Trainer. Und ich sage ganz ehrlich, dass ich noch nie von einer Mannschaft – bei der Besprechung und bei den Ansagen, die wir im Vorfeld gemacht haben – so verarscht worden bin, wie heute in der ersten Halbzeit!“ Worte, die Jörn Großkopf nicht nur der Presse, sondern auch seinen Schützlingen mit auf den Weg gab, ehe er klipp und klar anfügte: „Das lasse ich mir nicht gefallen!“ Eine klare Ansage des WTSV-Dompteurs, der einen Akteur bei all der (berechtigten) Kritik außen vor ließ: Torhüter Stefan Steen. Der 31-jährige Routinier zeigte - trotz der 0:2-Pleite seiner Elf - eine überragende Leistung, verdiente sich eine Eins mit Sternchen und bewahrte sein Team vor der nächsten deftigen Packung. Mit sieben (!) Glanzparaden gegen Kristijan Augustinovic (17., 45.), Emre Yasar (27.), Damian Ilic (31., 76.), Semih Halavurta (64.) und Marko Augustinovic (76.) verhinderte Steen ein Wedeler Debakel.

Sampaney-Hammer, Schiri-Wahnsinn, Wackers Entscheidung

Zweimal war aber auch der Schlussmann chancenlos. Erstmals in Minute 28, als die Gäste nach einer Verletzung von Dominik Mahnke kurzzeitig in Unterzahl agierten und der einmal mehr starke Jerry Sampaney - nach einem geblockten Ilic-Schuss - aus gut und gerne 28 Metern Maß nahm. Das Geschoss des „Sechsers“ wurde abgefälscht und schlug im linken Toreck ein! „Wir hätten schon in der ersten Halbzeit den Sack zumachen MÜSSEN“, befand nicht nur HSV III-Coach Marcus Rabenhorst, der bis zur 64. Spielminute warten musste, ehe Halavurta einen 22-Meter-Freistoß - Jorma Eggers soll sich gegen K. Augustinovic aufgestützt haben - über die Mauer hinweg zirkelte. Steen war noch mit den Fingerspitzen dran und lenkte die Kugel an die Unterkante der Latte, von wo das Spielgerät den Weg über die Linie gefunden haben soll - zumindest, wenn es nach Schiedsrichter Falah Abed Saad ging. Denn der Unparteiische, der mit seinen Assistenten eine ganz wilde und von aberwitzigen Entscheidungen (Abseits nach Abstoß, acht Gelbe Karten usw.) geprägte zweite Halbzeit ablieferte, entschied auf Tor. Nach vehementen Wedeler Protesten, dass der Ball die Torlinie noch nicht überschritten hätte, vergewisserte sich Saad bei seinem Assistenten, der direkt anzeigte: Kein Tor. Und so nahm er den zunächst gegebenen zweiten Treffer für die „Rothosen“ wieder zurück.

"Pizza-Party" als Belohnung - doch die Chancenverwertung bleibt das Manko

Der Genickbruch für die Norderstedter? Oder etwa der Wachrüttler für die Wedeler? Beides war nicht der Fall. Denn keine 60 Sekunden darauf fand Yasar mit seinem Freistoß aus dem linken Halbfeld am zweiten Pfosten den eingerückten Torben Wacker, der umbedrängt zur Vorentscheidung einköpfen durfte (65.)! Da der HSV III in Person von K. Augustinovic (32.) und Yasar (79.) auch noch zweimal am Aluminium scheiterte, „stellt sich die Frage heute sicher nicht“, so Rabenhorst, als er auf den hochverdienten Sieg seiner Equipe angesprochen wurde. Doch die mangelnde Chancenverwertung machte auch ihm zu schaffen: „Es ist im Endeffekt gut gegangen. Trotzdem ist es ein Punkt, an dem wir weiter arbeiten müssen. Ähnlich sahen auch schon andere Spiele aus, wo wir diese Chancen dann genauso liegen gelassen haben und dann am Ende mit einer Niederlage dastanden. Aber insgesamt ein Kompliment an die Mannschaft, die die Sachen, die wir vor dem Spiel und in der Halbzeit angesprochen haben, gut umgesetzt hat. Bis auf die Chancenverwertung war es eine rundum gelungene Sache.“ Das Cordi-Spiel, als sein Team in der ersten Halbzeit ebenfalls allerbeste Möglichkeiten in Hülle und Fülle leichtfertig vergab, spukte ihm nicht im Hinterkopf herum, wie er anschließend verriet: „Eigentlich gar nicht. Ich hatte nicht das Gefühl, dass der Gegner heute aus dem Spiel heraus ein Tor machen kann. Von daher war es ein rundum entspannter Abend, weil die Jungs die Vorgaben von Anfang bis Ende gut umgesetzt haben.“ Zur Belohnung gab's von Team-Manager Milenko Mutabdzija die zuvor bei einem Sieg versprochene „Pizza-Party“.

Auf Seite 2 die Wutrede von Jörn Großkopf und welche Konsequenzen nun anstehen --->>>

"Ich erwarte, bei allem Amateurstatus, Professionalität von den Spielern!"

Kommen wir abschließend noch einmal zum Wedeler TSV. In der ersten Viertelstunde nach der Pause wehrten sich die Grün-Weißen zumindest ansatzweise gegen die drohende Niederlage. Aber eine heikle Elfersituation, als Ali Moslehe im Duell mit Halavurta zu Boden ging (51.) und eine Großchance von Tim Jeske (59.), der ansonsten komplett abgemeldet war, sind einfach zu wenig für die Ansprüche. Ansonsten ließen die Elbstädter jegliche Form von Körpersprache, Einsatz und Wille vermissen. Zweikämpfe wurden so gut wie gar keine geführt. „Ich habe zwar eine etwas engagiertere, aber keine gute Mannschaft in der zweiten Halbzeit gesehen“, erklärte Großkopf, der dann richtig ausholte: „Es wird keine Erklärung mehr geben, wenn einer nicht spielt. Denn heute hätte ich jeden Einzelnen vom Platz nehmen können, vielleicht sogar müssen – außer unseren Torwart und Tim Vollmer, der sich in der zweiten Halbzeit reingeschmissen hat. Er ist der Einzige gewesen, der in der zweiten Halbzeit mal dazwischen gehauen hat. Mir soll keiner was von einer englischen Woche erzählen – oder davon, dass er schwere Beine hatte oder nicht ins Spiel kam. Dann soll er sich besser vorbereiten! Der HSV hat auch am Dienstag gespielt. Ich erwarte, bei allem Amateurstatus, den wir haben, Professionalität von den Spielern – sowohl bei der Vorbereitung als auch während des Spiels. Das vermisse ich bei einigen. Diese Ernsthaftigkeit – auch während eines Spiels. Wenn ein Spieler ausgewechselt wird, ‚daddelt' er auf dem Handy rum und flachst mit Mitspielern. Das ist nicht meine Mentalität von Sport, damit kann ich nicht leben, das ist nicht meins und das lassen wir uns auch nicht gefallen. Das geht nicht. Hier sind so viele Leute, die ehrenamtlich arbeiten, sich Mühe geben, einen Kader zusammenstellen, viel für die Mannschaft tun, und dann werde ich mir sowas nicht bieten lassen. Das geht einfach nicht!“ 
Konsequenzen könne er gar nicht so viele ziehen, wie er wollen würde, so Großkopf, da zurzeit die Alternativen fehlen. Aber: „Es wird aber auf jeden Fall eine veränderte Mannschaft am kommenden Samstag zu sehen geben!“ Abschließend meinte Großkopf: „Ich bin super enttäuscht, sauer kann man auch sein. Hier wollen Leute vorweg gehen, erzählen, machen und tun – und was passiert hier? Nix! Und das geht nicht.“

Spielinfos
Hamburger SV III - Wedeler TSV
Liga: Oberliga Hamburg
Anstoss: Fr - 23.03. 20:00 Uhr
Spieltag: 26. Spieltag
Ergebnis: 2 : 0
Schiedsrichter: Falah Abed Saad
Platz / Ort: Paul-Hauenschild-Plätze
Zuschauer: 135
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