Landesliga Hansa

„Im letzten Jahr hatten wir zehn Punkte Rückstand und haben es geschafft – da stehen wir jetzt besser da“

Düneberg-Trainer Dennis Tornieporth spricht über das 2:8 gegen Bergstedt und den Abstiegskampf

31.10.2019

Es war ein bitterer 14. Spieltag für den Düneberger SV in der Landesliga. Vor eigenem Publikum am Silberberg kam die Mannschaft am vergangenen Sonntag böse unter die Räder – und das ausgerechnet auch noch gegen einen Mitkonkurrenten. Der SV Bergstedt demontierte die Equipe von Trainer Dennis Tornieporth mit 8:2 und vergrößerte dadurch die Sorgen des DSV im Kampf um den Klassenerhalt. Wir haben vor dem nächsten „Kellderduell“ gegen den Rahlstedter SC am Freitag mit dem Coach über die Partie vom vergangenen Wochenende, das Match gegen den RSC, die aktuelle Situation am Silberberg, Wege aus der Krise und seine Rolle als Trainer gesprochen. 

Dennis, mit ein bisschen zeitlichem Abstand: Wie hast du diese 2:8-Klatsche vom letzten Sonntag verarbeitet?

Dennis Tornieporth: Inzwischen ganz gut. Es geht wieder. Ich verliere, wenn's passiert, lieber ein Mal 2:8 als fünf Mal in Folge 0:1 oder 0:2. Prinzipiell war es aber schon ein harter Schlag. Sowohl am Spieltag selbst als auch am Tag danach.

Welchen Eindruck hat die Mannschaft bisher nach diesem harten Niederschlag gemacht?

Tornieporth: Wir waren am Dienstagabend mit der kompletten Mannschaft beim DFB-Pokalspiel des HSV gegen den VfB Stuttgart, um mal was anderes zu machen und die Köpfe frei zu bekommen, statt wie immer auf dem Platz zu stehen. Das tat den Jungs nach der Niederlage vom vergangenen Sonntag sicher und sichtlich gut. Wir müssen jetzt schnellstmöglich versuchen, dass wir wieder Erfolge einfahren und punkten. Die Jungs brauchen wieder freie Köpfe. Das Ganze ist inzwischen eine Kopfsache, glaube ich.

Woran hat es außer dem Kopf gelegen, dass der DSV am vergangenen Sonntag so chancenlos war?

Tornieporth: Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht und schenken dem Gegner so die Tore. Bergstedt hat in der ersten Halbzeit drei Schüsse auf das Tor und macht daraus die ersten drei Treffer, wovon wir ihnen bei zweien quasi die Vorlage selbst geben. Bei diesen individuellen Fehlern ist es egal, ob das ein 18- oder ein 30-Jähriger ist, der sie macht. Jeder ist da mit im Boot. Das geht natürlich aktuell aufs Selbstvertrauen. Zwischen Training und Spiel sind derzeit bei uns riesige Lücken. Wenn man das Training sehen würde, dann würde man nicht denken, dass diese Mannschaft auf einem Abstiegsplatz steht. Ich denke, dass wir uns da rauskämpfen können. Wir gehen voller Euphorie in das nächste Spiel heran, wollen uns bestmöglich darauf vorbereiten und gehen optimistisch in unser Abschlusstraining heute.

Der Abstiegskampf ist für dich und dein Team nichts Neues. Was unterscheidet den Abstiegskampf der letzten Saison von der aktuellen Situation?

Tornieporth: Nicht viel. Es sind genau die gleichen Probleme und auch nahezu die selben Mannschaften, die – wie in der letzten Saison – da unten drin stehen. Bergstedt, unser Gegner vom vergangenen Wochenende zum Beispiel. Eigentlich ist nur der FTSV Altenwerder noch neu dazugekommen. Im letzten Jahr hatten wir allerdings noch weniger Punkte als jetzt. Wir haben in der Hinrunde der vergangenen Saison die gleichen individuellen Fehler wie jetzt gemacht. Ich habe damit eigentlich nicht gerechnet, weil wir in der laufenden Saison ein besseres Team haben. Allerdings klafft da eine riesige Lücke. Keiner nimmt auf dem Platz das Heft in die Hand. Ich hoffe, dass es den Jungs schnell gelingt, den Bock umzustoßen. Wir müssen, wenn wir in Führung gehen, diese Führung auch mal für mehr als zehn Minuten halten. Wir brauchen einfach mal einen dreckigen Sieg

Was muss sonst noch passieren, um eben unten raus zu kommen – auch personell vielleicht…?!

Tornieporth: Wir halten Augen und Ohren offen. Wenn jemand auf dem Markt ist, der für uns interessant ist, sagen wir sicher nicht nein. Aber wir haben finanziell nur begrenzte Mittel. Das Budget ist eigentlich bei Null. Wir müssen es aus eigener Kraft schaffen und wir können es aus eigener Kraft schaffen. Davon bin ich überzeugt.

Auf Seite zwei spricht Tornieporth über das Spiel gegen Rahlstedt am Freitag, darüber, was passiert, wenn der DSV auch diese Partie verliert und über seine Rolle als Trainer am Silberberg.

Am Freitag geht's beim Rahlstedter SC ins nächste Kellerduell. Was stimmt dich zuversichtlich, dass ausgerechnet in diesem Spiel eine Trendwende eingeleitet wird?

Tornieporth: Ich kenne Mo (Wadhwa, den Trainer des RSC, Anm. d. Red.) schon ewig lange. Wir haben 2013 gemeinsam die C-Lizenz gemacht und waren auf einem Zimmer. Da gibt es also eine lange gemeinsame Historie. Wir wissen, wie der jeweils andere Fußball spielen lässt. Wir sind also bestens auf das vorbereitet, was da kommt. Deswegen bin ich optimistisch, dass wir gewinnen. Zuletzt hatte ich öfter schon ein gutes Gefühl, das hat mich allerdings leider getrübt. Aber alles ist möglich, jeder kann jeden schlagen.

Und wenn's wieder schief geht? Was dann?

Tornieporth: Im letzten Jahr hatten wir im Winter zehn Punkte Rückstand zum rettenden Ufer und haben es doch noch geschafft, die Klasse zu halten. Da stehen wir dieses Jahr besser da. Natürlich ist es nicht einfach, wenn man von Woche zu Woche Niederlagen einfährt. Aber wir wollen jetzt das Beste aus den letzten Spielen im Jahr 2019 herausholen. Das heißt, so oft gewinnen, wie möglich und somit so viele Punkte wie möglich holen.

Inwiefern hinterfragt man in so einer Phase auch seine eigene Rolle als Trainer?

Tornieporth: Eigentlich hinterfragt man sich täglich. Die Zeit, die ich auf dem Platz, am Schreibtisch oder bei der Spielbeobachtung verbringe – es ist fast schon ein Fulltime-Job, was man sich da an Arbeit selbst auferlegt. Ich habe das Heft natürlich auch schon mal an die Mannschaft weitergegeben und gefragt, wie zufrieden sie mit mir und meiner Arbeit ist. Es gab keine Einwände. Auch der Verein steht hinter mir, das hat man mir erst in dieser Woche nochmal gesagt. Natürlich haben die auch Sorgen, dass ich mir das vielleicht irgendwann nicht mehr länger antue, weil die jetzige Situation eigentlich nicht der Anspruch ist, den ich habe. Aber: Ich will da rauskommen. Das Team weiß, was die Stunde geschlagen hat. Die Mannschaft hat sich selbst aufgefordert, dass alle an einem Strang ziehen und wir gemeinsam aus der aktuellen Lage herauskommen.

Interview: Jan Knötzsch