Intensives Duell ohne Sieger

05.11.2018

Am Sonntag musste der Tabellendritte Lurup zum derzeitigen Tabellenachten TBS Pinneberg reisen, wo die „Vorhornwegler“ auf die ehemaligen Luruper Roberto Rodriguez Estevez und Schafi Karimi trafen, die sich, das sei vorweggenommen, für die Partie gegen den Ex-Club viel vorgenommen hatten. Schließlich ging es nicht nur darum, gegen die alte Liebe gut auszusehen, sondern auch den Anschluss an das obere Tabellendrittel nicht zu verlieren. Lurup brauchte hingegen dringend einen Sieg, um an der Spitze mithalten zu können. 

In beiden Mannschaften steht der Name Karimi ganz oben in der Torschützenliste: Schafi Karimi führt mit acht erzielten Treffern im „Familienduell“ vor seinem Bruder Weys, der bisher (wie auch Mannschaftskollege Timm Thau) sieben Mal erfolgreich war. Allerdings muss das direkte Bruderduell auf die Rückrunde verschoben werden, da Weys Karimi beim SVL erst jetzt wieder ins Mannschaftstraining einsteigt. Ebenfalls nicht dabei bei Lurup die schmerzlich vermissten dauerverletzten Shawn Klenz, Hüsnü Turan, Martin Groth und Thorben Dahlgrün. Auch Cherno Njie musste kurzfristig passen. Bei TBS fehlte der etatmäßige Kapitän und Mittelfeld-„Leader“ Cihad Karakas, der von Berkay Kilinc ordentlich vertreten wurde.

Lurup beginnt engagiert und setzt das Heimteam von Anfang an unter Druck. Zwei Ecken in den ersten fünf Minuten bringen nichts ein. Dann spritzt Timm Thau in eine verunglückte Rückgabe, kommt aber nicht mehr kontrolliert genug an den Ball, so dass Alper Yilmaz die Kugel aufnehmen kann. Eine Minute später zimmert Haji Jamal den Ball nach Vorarbeit von Emre Yayla drüber. Man sieht: Lurup will.

Aber auch Schafi Karimi ist voller Tatendrang und kommt in der neunten Minute zum Zug. Bei seinem Angriff über links kommt er am Luruper Gegenspieler vorbei, sein Schuss von innerhalb des Sechzehners trifft aber das Tor nicht. Das gelingt in der 27. Minute dem zweiten ehemaligen Luruper, Roberto Rodriguez Estevez. Er reagiert schneller als die Luruper Verteidigung, als er durch einen Freistoß aus der eigenen Hälfte in der Spitze angespielt wird. Mit einer schönen Aktion lässt er Ernst im Tor keine Chance und verwandelt sehenswert aus sieben Metern oben rechts. Während die Pinneberger aus zwei Chancen ein Tor machen, hat Lurup zwar mehr Ballbesitz und drückt, ist aber im Abschluss nicht zwingend genug. TBS hat jetzt – auch durch Fehler im Luruper Spielaufbau und durch Konter – Chancen, die aber weder von Furkan Demir (32.) noch von Malik Djimba genutzt werden können (36.). Letzterer wird völlig frei vorm Tor in letzter Sekunde noch von Nico Schemmerling im Sechzehner zur Seite abgedrängt.

Vier Minuten später endlich ein entschlossener und genau gespielter Angriff von Lurup über die ganze Breite des Feldes. Auf links spielt Haji Jamal einen weiten Diagonalball auf Timm Thau, der zur rechten Eckfahne abgedrängt wird. Der Pinneberger Verteidiger klärt ins Seitenaus. Jetzt sind die Luruper gedankenschneller als ihre Gegenspieler. Der Einwurf von Thau erreicht Emre Yayla, der im Sechzehner einen Verteidiger umspielt und fast von der Grundlinie an der Grenze zum Fünfmeterraum das Spielgerät am kurzen Pfosten mit Wucht zum Ausgleich verwandelt (41.). Dann ist Pause. Nach Wiederanpfiff ein ähnliches Bild. Lurup drängt, ohne Zählbares zu erreichen, aber auch bei TBS läuft der Ball bisweilen gut durch die eigenen Reihen. Man merkt, das nächste Tor könnte die Partie entscheiden. Acht Minuten nach Wiederanpfiff hat der agile und entschlossen agierende Yayla die Möglichkeit zum Doppelpack. Sein halbhoher Schuss von halbrechts innerhalb des Pinneberger Strafraums wird von Yilmaz durch einen klasse Reflex mit einer Hand geblockt. Es bleibt beim Unentschieden. Die Spieler reagieren zunehmend emotionaler auf die Zweikämpfe und die Schiedsrichterentscheidungen. Dabei verletzen sich die Spieler allerdings mehr mit Worten, als mit Händen und Füßen, so bleibt es bei insgesamt zwei gleich verteilten Gelben Karten.

Leider greift in der 59. Minute nach einer umstrittenen Schiedsrichterentscheidung ein Zuschauer ins Spielgeschehen ein. Der Berichterstatter konnte von seinem Standpunkt die Situation nicht genau überblicken und enthält sich daher einer Bewertung, ob ein tätlicher Angriff vorlag oder nicht. Aber ein Zuschauer hat während des Spieles auf dem Platz so oder so nichts zu suchen. Letztendlich wurde der Zuschauer von TBS-Offiziellen aus dem Platzbereich entfernt und der Schiedsrichter ließ weiterspielen. Ob als direkte Folge oder als eine Ursache, die Heimmannschaft kommt nach diesem Vorfall besser ins Spiel und hat in der 66. Minute eine riesige Doppelchance zur Führung, als Schafi Karimi schön am gegnerischen Sechzehner freigespielt wird. Aus 15 Metern zentraler Position, bedrängt von Konstantin Ockasov, zieht der Top-Torjäger ab. Ernst kann den Schuss gut parieren, aber nicht kontrollieren, so dass Karimi eine weitere Chance bekommt. Erneut, diesmal aus fünf Metern, prüft er Ernst, der mit seiner Aktion den Ball noch auf seinem Weg zum Tor verlangsamen, aber nicht aufhalten kann. Nun kommt wieder Ockasov ins Spiel, der seinen Torwart hinterlaufen hatte und dem Ball im Rückwärtslauf mit dem großen Zeh auf der Linie einen schwachen Impuls weg vom Tor mitgeben kann, bevor er selbst ins Netz fällt. Sören Raschke ist es vorbehalten, den Ball endgültig aus der Gefahrenzone zu bewegen. Großes Kino in Pinneberg!

Es entwickelt sich nun ein offener Schlagabtausch mit leichten Vorteilen für den Gastgeber. Rodriguez Estevez in der 71. Minute mit einem Schuss aus 18 Metern und nochmal Karimi, der sich in der 76. Minute in unnachahmlicher Manier durch die vielbeinige Abwehr wuselt, haben Chancen, das Spiel für die Schleswig-Holsteiner zu entscheiden. Auch die Luruper haben ihre Angriffsbemühungen nicht eingestellt und versuchen es mit neuen Kräften. Fatih Bayraktar erarbeitet sich zwei Möglichkeiten, bleibt an diesem Tage aber ebenso ohne Torerfolg. Am Ende trennt man sich 1:1 – ein Unentschieden, das keinem wirklich nützt. TBS bleibt Achter, Lurup Dritter, aber durch die Ergebnisse der anderen Mannschaften verliert der SVL zwei Punkte auf Verfolger Sternschanze II, der mit einem Kantersieg gegen Union 03 viel für sein Torverhältnis tun konnte. Nächste Woche muss Lurup beim unbequemen Aufsteiger Heidgraben ran, während es TBS zu Hause mit Lieth aufnehmen wird.

Klaas Dierks
Während die Partie keinen sportlichen Sieger fand, sprachen die Verantwortlichen der Gäste im Nachgang von einem "Skandal" und schilderten die Szene mit dem auf den Platz gelaufenen Zuschauer auf ihrer "facebook"-Seite mit drastischen Worten... ALLES dazu auf Seite 2 ->>>

Der Bericht auf der "facebook"-Seite des SV Lurup im Wortlaut:

+++ 1:1 nach Skandal bei TBS +++

Ist das wirklich der Fußball, den wir alle spielen und sehen wollen? Wir können uns das nicht vorstellen!

Das Ergebnis scheint nach den Vorfällen bei TBS zweitrangig, jedoch trifft es unser Team zusätzlich sehr hart, dass wir am Ende mit fast leeren Händen dastehen.

Was war passiert!?

Unser Torschütze zum sicherlich mehr als verdienten 1:1-Ausgleichstreffer (41.) wurde ungefähr in der 55.Minute von einem auf den Platz rennenden Zuschauer attackiert und in den Nacken geschlagen.
Diese Tätlichkeit haben sicherlich nicht nur viele Luruper Spieler und Zuschauer gesehen, sondern auch der ein oder andere neutrale Zuschauer und vermutlich auch Personen des Gastgebers TBS.

Diese Person konnte nur durch mehrere Spieler u.a. von weiteren Schlägen bzw. körperlichen Attacken gegen unseren Spieler abgehalten werden. Dies gelang jedoch nur sehr schwer und das Spiel war allein wegen dieser Aktion bereits mehrere Minuten unterbrochen.

Es folgten wüste Beschimpfungen und Bedrohungen in Richtung unseres Spielers. Zum gleichen Zeitpunkt befanden sich diverse Zuschauer des TBS Pinneberg auf dem Platz und es war eine große "Rudelbildung" zu erkennen.

Was nun folgte, ist aus unserer Sicht, und einige neutrale Zuschauer waren der gleichen Meinung, mehr als schwer nachzuvollziehen.

Der Schiedsrichter Benjamin Stello schaute sich das Geschehen an, bat um Entfernung der Angreifers und entschied, das Spiel ohne jegliche Konsequenz weiterlaufen zu lassen!

Aus unserer Sicht hätte dieses Spiel nach dieser Tat zwingend abgebrochen werden müssen!

Schiedsrichter Benjamin Stello sah dies jedoch anders.

Unser Team war sichtlich geschockt und verlor die zuvor vorhandene Kontrolle des Spiels komplett. Ein großer Bruch war mehr als deutlich zu erkennen.

Damit jedoch nicht genug.

Ungefähr zehn Minuten später erschien der Angreifer erneut am Spielfeldrand und wollte zum zweiten mal mit einem riesigem Geschrei mit weiteren Beleidigungen und Bedrohungen gegenüber unserem Spieler auf den Platz stürmen.

Dies konnte gerade noch verhindert werden.

Schiedssrichter Benjamin Stello ließ das Spiel trotzdem weiterlaufen, nachdem er um die erneute Entfernung des Angreifers bat.
Unser Kapitän Martin Bushaj lief zu Schiedsrichter Benjamin Stello und rief ihm lautstark und für viele wahrnehmbar zu, dass er doch nun was machen müsse. Das ginge doch so nicht.

Dafür erhielt er von Schiedsrichter Benjamin Stello die gelbe Karte!

An ein vernünftiges Spiel unseres Team, die zuvor wirklich stark spielten und sich diverse hochkarätige Torchancen erspielten, war nun in keinster Weise mehr zu denken. Der Bruch war erheblich.

"Flitzer" auf dem Platz sind das eine, Pöbeleien u.a. von außen, etwas anderes, aber Zuschauer, die auf den Platz stürmen und Spieler schlagen, das ist dann wiederum doch noch eine ganz andere Sache.

Wir fragen uns, ob z.B. in der Bundesliga ein Spiel weitergelaufen wäre, wenn ein Spieler auf dem Platz von einem Zuschauer geschlagen wird und dieser Zuschauer zehn Minuten später wieder versucht den Spieler zu attackieren und zusätzlich weitere Beleidigungen und Bedrohungen von sich gibt.

Für unser Team war die Gefahr viel zu groß, um das Spiel weiterlaufen zu lassen. Die Einflussnahme auf unser Spiel und jeden einzelnen Spieler, insbesondere des angegriffenen Spielers, war aus unserer Sicht deutlich erkennbar und nicht hinnehmbar.

Schiedsrichter Benjamin Stello hat aus unserer Sicht ein komplett falsches Zeichen gesetzt und eine absolut falsche Entscheidung getroffen.

Sicherlich wird es hier auch wieder viele unterschiedliche Auffassungen und Wahrnehmungen geben.

Der Trainer von Gastgeber TBS bestätigte u.a. den Schlag gegen den Spieler und sagte zu den Vorfällen, dass ja jeder gesehen hat, was passiert ist und dass es aber nicht ihre Schuld sei.
Der Schiedsrichter hat ja weiterspielen lassen.Für die Entscheidung des Scheidsrichters könne man nichts.

Sicherlich gibt es keine Gewissheit, um dies deutlich zu machen, dass unser Team das Spiel noch gewonnen hätte, aber darum geht es auch überhaupt nicht.

Es kann doch neben vielen anderen Dingen, die leider in unserer Gesellschaft passieren und Überhand nehmen, nicht sein, dass Spieler von Zuschauern geschlagen, beleidigt und bedroht werden und dies letztlich "ohne erkennbare Konsequenz" geduldet oder zugelassen wird.
Wenn so etwas leider passiert, was allein schlimm genug ist, dann sollte aus unserer Sicht der Schutz aller oberste Priorität haben und es sollte alles getan werden, um die Gefahr für alle zu beseitigen.

Vielleicht hätte unser Team das Spielfeld einfach gemeinsam verlassen sollen und die vermutliche Konsequenz, eine 3:0 Wertung gegen uns, hinnehmen sollen.

Weitere Berichte und Informationen zum Spiel bzw. zum Spielgeschehen sparen wir uns an dieser Stelle.

Spielinfos
TBS Pinneberg - SV Lurup
Liga: Bezirksliga West
Anstoss: So - 04.11. 14:00 Uhr
Spieltag: 15. Spieltag
Ergebnis: 1 : 1
Schiedsrichter: Benjamin Stello
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