„Liebe ist wichtiger als alles andere - das ist der Beweis!“

Eintracht Lokstedt schreibt Geschichte und steigt erstmals in die Landesliga auf

27.05.2018

„Ich habe euch gesagt, Liebe ist wichtiger als Geld, wichtiger als alles andere, Männer. Heute ist der Beweis dafür!“ Das Erfolgsrezept von Eintracht Lokstedt? Richtig, es ist die „Liebe“, wie „Erfolgsmacher“ Anto Josipovic seiner Mannschaft nach dem größten Erfolg der Lokstedter Vereinshistorie mit Worten, die aus dem Herzen kamen, und voller Inbrunst verklickerte. Später erklärte er: „Ich habe den Jungs vor der Saison gesagt, dass ich weiß, welche Qualität sie haben – und dass es darum geht, dass wir eine Gemeinschaft werden, in der man sich mit und zu jedem verbunden fühlt. Es muss ein Art Bruder-Schwester-Verhältnis werden. Das haben wir geschafft – und das war der absolute Schlüssel.“

Als Anto Josipovic die Eintracht aus Lokstedt übernahm, war der Club der Kreisliga deutlich näher als der Landesliga – um ein ganzes Stück sogar. „Als ich gefragt wurde, ob ich mir das vorstellen kann und ob ich das mache, habe ich mir erstmal das Vertrauen der Spieler geholt. Ich habe jeden angerufen und gefragt, ob man sich das mit mir vorstellen kann. Alle haben das bejaht und gesagt, dass sie den Weg mitgehen wollen, weil ich auch noch eine gewisse Akzeptanz in der Mannschaft als Spieler hatte. Ich kannte die Jungs alle und das hat es mir einfach gemacht. Ich habe sofort eine Spielphilosophie entwickelt, wo ich die Stärken meiner Spieler am besten in das System einbringen konnte. Das Potenzial war einfach da“, verriet Josipovic unmittelbar nach dem Moment, der seine „Familienbande“ in die nächsthöhere Sphäre katapultierte. Mit 4:0 wurde der TSC Wellingsbüttel vor 212 Zuschauern an der Döhrntwiete abgefertigt. Ein Sieg, der für Lokstedt die Meisterschaft in der Bezirksliga Nord bedeutete! Hendrik Niemeier, der den ersten „Landesliga-reifen“ Spielzug über Mario Beslic und Luis Gleich zur Führung abschloss (13.), brachte den Coup auf den Weg. Die beiden Tor-Vorbereiter Beslic und Gleich trugen auch in der Folge einen wesentlichen Teil zum Sieg und zum Landesliga-Aufstieg bei, gleichzeitig aber auch ein gut gehütetes Geheimnis mit sich herum.

Nur ein Trio weiß von Josipovic‘ Ambitionen...

„Jetzt, wo wir es geschafft haben und man das erste Mal darüber spricht, muss ich ehrlicherweise sagen: Als ich mit Luis Gleich und den Beslic-Brüdern zusammengesessen habe, habe ich denen gesagt: ‚Wenn ihr Drei zusagt, spielen wir um Platz eins bis drei mit.‘ Aber das habe ich niemals an die Mannschaft weitergegeben oder herangetragen. Das wussten nur mein Co-Trainer, Mario Beslic und Luis Gleich, dass ich das vorhabe. Ansonsten habe ich immer gesagt: Wir wollen mitspielen und unter die ersten Fünf kommen, weil ich niemals diesen Druck haben wollte“, gestand Josipovic anschließend und fügte an: „Das, was ich nach außen hin kommuniziert habe, habe ich auch meinen Jungs erzählt.“ Torjäger Mario Beslic zeigte kurz nach Wiederanpfiff – gegen einen bis dato harmlosen Gegner –, dass der Trainer mit seiner Theorie kein Luftschloss baute. Nach einem haarsträubenden Fehl-Querpass von Luis Ben Böge am eigenen Sechzehner legte Alexander Gäde für Beslic ab. Dieser machte im Zentrum noch ein paar Meter und drosch die Kugel dann aus 17 Metern mit der Pike unter die Latte – 2:0 (49.)! Nun war der Widerstand von „Welle“ endgültig gebrochen.

„Das war Lokstedt in Perfektion“

Der überragende Luis Gleich legte noch zwei Treffer nach: Erst zirkelte er einen 18-Meter-Freistoß durch die löchrige Mauer hindurch ins linke untere Toreck (54.), dann schoss er das Leder aus 16 Metern ins verwaiste Gehäuse – nachdem TSC-Fänger Christopher Janz in Folge eines Rückpasses schlief und den in seinem Rücken lächernden Beslic nicht bemerkte (58.)! Der Rest war ein Schaulaufen des frisch gebackenen Meisters, der nur zwei brenzlige Situationen überstehen musste: Adrian Kortmann beförderte einen ruhenden Ball ans Quergebälk (62.), ehe Sven Eppel freistehend bereits Eintracht-Keeper Jan Giesecke umkurvt hatte, aber an der sensationellen Rettungstat von Johann Eisenberg auf der Linie hängen blieb (75.). Schlussendlich waren die Gäste mit dem 0:4 aber auch bestens bedient. „Eine richtig geile Saison!“, jubelte Josipovic nach dem Abpfiff und etlichen Sekt- und Bierduschen. „Am Ende hat’s echt geschlaucht und zermürbt, weil man etwas erreichen konnte. Ich bin einfach nur froh, dass wir es geschafft haben“, spürte man ihm die Erleichterung förmlich an. „Wir haben heute vor dem Spiel gesagt, dass wir einfach unser Spiel spielen und das, was uns stark gemacht, aber was wir in den letzten Spielen vergessen haben, abrufen müssen. Das haben wir heute in Perfektion getan – das war Lokstedt, das war unser System und das war unser Spiel!“

„Es lief anfangs nicht gut und schon kamen Zweifel auf“

Wann war der Moment, indem Josipovic das erste Mal realisiert hat, mit dieser Mannschaft in dieser Saison aufsteigen zu können? „Das war nach dem Rückspiel bei Niendorf III, wo wir in der 92. Minute das 2:1 machen. Ab diesem Moment habe ich gefühlt, dass die Jungs es nicht nur wollen, sondern dass sie es auch können. Das war der Moment, wo ich gesagt habe: Jetzt können wir wirklich etwas erreichen.“ Dabei war der Anfang – nach der Trennung von Heiko Klemme im Oktober 2016 – alles andere als einfach. „Die ersten Spiele verliefen nicht so gut und dann kamen hier schon Zweifel auf. Es wurde gesagt, dass man sieht, dass wir guten Fußball spielen – aber die Ergebnisse stimmten eben nicht. In der Rückrunde fing es dann aber an, dass wir die Ergebnisse geholt haben“, erinnert sich der 33-Jährige, der innerhalb kürzester Zeit aus einem Abstiegskandidaten einen Meister formte. „In dieser Saison haben die Jungs von Anfang an begriffen, worum es geht. Man kann ja Matchpläne haben, wie man will – die Jungs müssen diese auch umsetzen können. Das haben sie unglaublich gemacht und immer wieder aufs Feld gebracht. Davor habe ich einen riesen Respekt vor meinen Jungs!“ Man hatte „eine klare Spielphilosophie, wir haben gut trainieren und alle hatten Bock darauf. Aber das Mannschaftsgefühl steht an erster Stelle. Wir haben es einfach geschafft, dass sich jeder füreinander verantwortlich fühlt und das jeder Einzelne den anderen mitnimmt.“

„Mit dem Aufstieg kann man hier richtig was entstehen lassen“

Auf die Frage, was man dem großen Konkurrenten vom ETV letztlich voraus hatte, entgegnete der äußerst sympathische Übungsleiter verhalten: „Das kann ich nichts sagen, nicht bewerten und weiß es auch nicht.“ Vielmehr hob er die Dinge hervor, die ihn und seine Truppe auszeichneten. Nun müsse man „aber mal gucken, wie wir uns in der neuen Liga zurechtfinden.“ Denn Josipovic weiß auch: „Es ist das erste Mal überhaupt, dass Lokstedt in der Landesliga ist. Das ist ein Riesenerfolg für den Gesamtverein! Wir hatten vorher einen Grandplatz mit 100 Mitgliedern. Jetzt sind es 700 Mitglieder und wir haben einen Kunstrasen. Mit diesem Aufstieg kann man richtig was entstehen lassen. Das kann ein richtig guter Verein werden, der sich in der Landesliga etabliert.“ Mit Josipovic als Chefcoach und einem Team, das für- und miteinander einsteht, ist Eintracht Lokstedt in jedem Fall auf dem allerbesten Weg, eine angesehen Adresse zu werden. Das Feiern beherrschen sie an der Döhrntwiete jedenfalls schon mal…

Der überragende Luis Gleich erzielt per Freistoß das vorentscheidende 3:0

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„Meistermacher“ Anto Josipovic richtet im Kreis einige Worte an seine Mannschaft

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Eintracht Lokstedt feiert den Landesliga-Aufstieg

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Spielinfos
Eintracht Lokstedt - TSC Wellingsbüttel
Liga: Bezirksliga Nord
Anstoss: So - 27.05. 15:00 Uhr
Spieltag: 30. Spieltag
Ergebnis: 4 : 0
Schiedsrichter: Florian Baum
Platz / Ort: Döhrntwiete
Zuschauer: 212
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