Meiendorf: Mit Saß kommt der Spaß

MSV behält gegen Bergedorf mit 2:1 die Oberhand

05.11.2016

Lange sah es zwar schön aus, was der Meiendorfer SV im Spiel gegen den FC Bergedorf 85 bot, doch der Ertrag fehlte. Stattdessen lag die Mannschaft von Trainer Fatih Ergün trotz diverser Eisnchussmöglichkeiten bis zur 74. Minute mit 0:1 im Hintertreffen. Dann jedoch sollte sich ein bereits zur Pause getätigter Wechsel nachhaltig rentieren und bei Matthias Räck zur bitteren Erkenntnis führen: „Hier hat nur eine Mannschaft gezeigt, dass sie gewinnen wollte!“ Und das war nicht die Truppe des „85“-Coaches...

Das war dann wohl alles andere als eine „self-fulffilling prophecy“: Als die Spieler des Meiendorfer SV etwa um 12.25 Uhr aus den Kabinen heraus auf den Rasen der Flens-Arena traten, da ließ Stadionsprecher Robert Kruber gerade den alten Hit „Insomnia“ der Gruppe „Faithless“ erklingen, in dem es heißt: „I can't get no sleep“, zu deutsch: „Ich kann keinen Schlaf kriegen“. Nun, ein ganzes Stück später an diesem Samstag war sicher: Die Meiendorfer Spieler, ihr Coach Faith Ergün und die MSV-Anhänger, die trotz des tristen Wetters den Weg an die B75 gefunden hatten, dürften heute Abend vortrefflich in den Schlaf finden. Zumindest dann, wenn sie an das Resultat des Spiels vom Samstagnachmittag denken: Mit 2:1 behielt der MSV am Ende gegen den FC Bergedorf 85 die Oberhand. Ein Spieler brachte den Hausherren und ihrem Anhang dabei besonders Spaß: Edmund Saß.

Bergedorfs Ballach mit einem Traumtor aus 25 Metern

Doch der Reihe nach: In der Anfangsviertelstunde tat sich in Sachen Torschüsse zunächst wenig. Die Gastgeber kamen eindeutig besser ins Spiel, doch bei Michael Saras Zuspiel auf Dennis Kubista fehlte diesem der letzte Schritt, so dass „85“-Keeper Alen Brandic klären konnte (13.). Auch Bergedorf blieb im ersten Anlauf erfolglos: Duro Arlovic konnte seine Chance nach 19 Minuten nicht nutzen. Von nun an ging's erstmal im Minutentakt weiter: Zunächst mit einer Chance für den MSV, bei der Sara nach einem Zuspiel von Marcin Hercog die Kugel mit der Brust annahm und dann an die Unterkante der Latte jagte, von wo der Ball wieder ins Spielfeld zurücksprang. Auf der gegenüberliegenden Seite scheiterte Antonio Kobas an MSV-Torsteher Thorben Joost (21.).

Der allerdings war zwölf Minuten später dann doch geschlagen: In eine Phase, in der Meiendorf weiterhin optische Vorteile hatte, zog Alexander Ballach aus 25 Metern ab und überwand Joost zur Führung für die „Elstern“. Und die Gäste hätten noch vor der Pause einen zweiten Treffer nachlegen können. Doch anders als beim 0:1 aus Sicht des MSV war Joost nach 43 Minuten auf dem Posten, als er einen Weitschuss von Arlovic, der sich gefährlich in Richtung Tor senkte, zur Ecke abwehrte. In der Nachspielzeit des ersten Durchgangs hatte schließlich mit Duro Maskaljevic der nächste Kroate im Bergedorf-Trikot die große Gelegenheit, zu erhöhen. Warum er jedoch nach Samet Yazicis Pass aus enorm aussichtsreicher Position zögerte und dann verzog, blieb das Geheimnis des Mannes mit der Nummer 20 auf dem „85“-Dress.

Nach der 2:1-Führung muss Meiendorf in der „Overtime“ zittern

MSV-Coach Faith Ergün reagierte in der Pause und schickte mit Andrej Blum und Edmund Saß gleich zwei neue Spieler auf den Rasen. Vor allem Saß, der Maxim Alekseev ablöste (Ergün: „Er hatte sich im Training aufgedrängt“), sorgte für ordentlich Dampf und schien fortan mit „Elstern“-Schlussmann Brandic in einem „Privatduell“ zu stehen. Erster Akt: Aus spitzem Winkel verfehlte Saß von rechts das Tor (55.). Danach konnte der Bergedorfer „Goalie“ einen Schuss von Saß nicht festhalten, doch der Abpraller landete bei Osman Celik, der noch einmal das Gehäuse anvisierte. Torschütze Ballach gelang es aber noch, den Ball abzublocken (58.). Es folgte Saß' dritter Versuch – und der war endlich von Erfolg gekrönt: Nach einem hohen Ball vor das Tor der Gäste eilte Brandic aus seinem Kasten, wehrte allerdings nur halbherzig ab. Das runde Leder landete bei Saß, der den Ball aus Nahdistanz ins Netz knallte (74.).

Auch in der Folgezeit setzte Meiendorf den Gegner weiter mächtig unter Druck und kam zu Chancen. Saras Schuss in der 76. Minute konnte Brandic per Fuß klären, dann traf Kubista nur den Pfosten (80.). Also musste noch einmal Edmund Saß ran: Sara bediente seinen Teamkollegen mit der Nummer 17 mit einem feinen Querpass, Saß zog ab, Brandic tauchte ab, war aber zu spät unten und hatte dann das Pech, dass ihm der Ball auch noch über die Hand rutschte – 2:1. Spätestens jetzt hatte Meiendorf Spaß dank Saß. 
Aber: Die Hausherren mussten in den letzten Minuten der Partie noch mächtig um ihren „Dreier“ zittern: Der Versuch von Ahmad Abdul Hafiz (85.) ging knapp am langen Pfosten vorbei, einen Freistoß von Arlovic parierte Joost hervorragend (88.) und in der Nachspielzeit war es schließlich Michael Sara, der nach einem Kopfball von Nikola Benkovic auf der Torlinie klärte (90.+4). Der MSV hatte zwischenzeitlich durch Blum, der an Brandic scheiterte (86.) einen dritten Treffer vergeben.

Räck: „Das war in beiden Halbzeiten ein Grotten-Kick von uns“

Das aber sollte sich nicht rächen, denn als Referee Samuel Cebello Perez die Partie nach achtminütiger (!) Nachspielzeit abpfiff, waren es die MSV-Spieler, die jubelnd die Arme in die Höhe rissen. „Das war mit Abstand unser bestes Spiel in dieser Saison“, freute sich Coach Fatih Ergün nach der Begegnung. „Wir haben ein richtiges Powerplay betrieben, den Gegner hinten reingeschoben und uns eine Chance nach der anderen erspielt. Auch unser Auftritt im Spiel ohne Ball war richtig gut. Da war ordentlich Bewegung drin. Natürlich haben wir am Ende Glück, als der Ball auf der Linie geklärt wird, aber das muss auch mal sein“, zeigte sich der MSV-Übungsleiter höchst zufrieden.

Matthias Räck dagegen durchlebte nach dem Schlusspfiff ganz andere Gefühle. „Das war ein Grotten-Kick von uns. In beiden Halbzeiten. Wir haben nur reagiert, statt zu agieren, und sind nicht zum Fußballspielen gekommen“, analysierte der Coach der Bergedorfer, „so kann man in Meiendorf nicht gewinnen. Wir haben den MSV spielen lassen, obwohl ich angesagt hatte, dass wir das unterbinden wollen, denn Meiendorf spielt einen guten Ball, wenn man die Mannschaft spielen lässt.“ Seine Schützlinge hätten, so Räck weiter, „zu weit weg von den Leuten gestanden. Wenn du hier nicht aggressiv an den Leiten dran bist, dann verlierst du. In Meiendorf muss man 120 Prozent abrufen, wenn man bestehen will.“ Eben das taten seine Schützlinge aber nicht.

„Wir sind so aufgetreten, als wäre es ein Selbstgänger, gegen den MSV drei Punkt zu holen. Wenn die Mannschaft nicht das annimmt, was der Trainer vorher sagt, dann kriegt man Probleme. Ich habe nur ein Team gesehen, dass hier gewonnen wollte. Das war eine hochverdiente Niederlage“, konstatierte Räck und dürfte damit derjenige sein, der in der Nacht nach dem Spiel einen schlechten Schlaf hat: „Wenn wir weiter so einen geringen Aufwand auf dem Platz betreiben, dann gewinnen wir kein Spiel mehr!“

Jan Knötzsch

Spielinfos
Meiendorfer SV - FC Bergedorf 85
Liga: Landesliga Hansa
Anstoss: Sa - 05.11. 13:00 Uhr
Spieltag: 15. Spieltag
Ergebnis: 2 : 1
Schiedsrichter: Samuel Cebello Perez
Platz / Ort: Flens-Arena
Zuschauer: 100
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