Müller macht’s möglich: „Das wird man in der Form so schnell nicht wieder erleben“

BU II bläst zum Angriff, verabschiedet sechs Mann und begrüßt drei Neue

12.12.2018

Am 12. August 2018 kassierte der HSV Barmbek-Uhlenhorst II die bis dato letzte Niederlage. Vor exakt vier Monaten unterlag das Haimerl-Ensemble – trotz 2:1-Führung – dem FC Alsterbrüder in den Schlussminuten mit 2:3. Damals in der Startelf: Lukas Müller. „Er ist trotz seiner erst 25 Jahre ein echter Leader und hat immer die Ansprachen im Kreis gemacht. Er fehlt uns total“, sagt Trainer Jan Haimerl über den Defensiv-Allrounder, der dem Verein nach der besagten Niederlage – zumindest vorübergehend – den Rücken kehrte, da es ihn nach Lissabon zog. Seither ist BU II in 16 Partien am Stück ungeschlagen geblieben. Eine ähnliche Serie legte man in der Vorsaison bereits hin, als Müller dem Team nicht zur Verfügung stand.

„Seitdem er weg ist, läuft es“, scherzt Haimerl, der Müller auf der gerade erst vonstattengegangenen Weihnachtsfeier mal wieder im Kreise des Teams begrüßen durfte. „Deshalb dürfte die Ungeschlagen-Serie jetzt auch wieder beendet sein“, fügt er mit einem breiten Grinsen an – und erklärt, dass darüber „auch schon innerhalb der Mannschaft geflachst wird“. Mit ernsterer Miene betont der Übungsleiter der Barmbek-Reserve schließlich: „Er ist extrem wichtig für uns – nicht nur sportlich, auch menschlich!“, hofft man an der Dieselstraße – trotz des Aberglaubens – auf eine Rückkehr des Verteidigers. Nicht mehr zum Kader gehören werden im neuen Jahr derweil Marco Hirsch (beruflich in die USA), Helge Hinrichs (eigene Dritte), Daniel Schoeppner, Kjell Grieschat, Maik Thihatmar (alle Ziel unbekannt) sowie Daniel Möller (TSV Holm), wie der Übungsleiter verrät.

Drei starke Keeper: „Eine ‚Jackpot-Situation‘ für uns“

Allerdings kann der aktuelle Tabellenvierte der Bezirksliga Nord auch drei Neuzugänge willkommen heißen. „Die Jungs sind uns mehr oder weniger zugelaufen“, so Haimerl. Vom TV Meckelfeld zieht es Torhüter Jon-Claude Probst zu BU II. Beim niedersächsischen Landesligisten war der 21-Jährige zuletzt hinter dem ehemaligen BU-Fänger Dennis Bock, der mit Probst bereits in Buxtehude zusammenspielte, die Nummer zwei. „Er ist noch jung und fußballerisch wirklich stark“, sagt Haimerl über den Schlussmann, der sich mit Pascal Marquardt und Vincent Driessen, der überraschend „aus privaten Gründen“ zurückkehrt, einen Dreikampf um den Platz zwischen den Pfosten liefern wird. „Damit haben wir drei überdurchschnittliche gute Torhüter. Das ist eine ‚Jackpot-Situation‘ für uns“, glaubt der Coach.

„Sie werden uns verstärken“

Ebenfalls neu: Tom Jahnke (Habenhausener FV, Bremen-Liga) und Florian Kuklinski (Osterrönfelder TSV, Landesliga Schleswig). Letzterer kannte BU II-Abwehrkante Jan Carlo Wieland bereits aus Duellen in Schleswig-Holstein und ist im Angriff zu Hause. „Er hat in der Hinrunde berufsbedingt in der Zweiten bei Osterrönfeld gespielt, da er nicht trainieren konnte. Dort hat er am Fließband getroffen und zuletzt auch in der Liga in vier Spielen zwei Tore erzielt“, so Haimerl, der meint: „Er ist genau das, was uns vorne im Zentrum fehlt. Er hat eine Statur wie Marco Hirsch und ist wahnsinnig schnell.“ Mit Kuklinski in Osterrönfeld zusammen gespielt hat Tom Jahnke, der nun aus der Bremen-Liga in die Hansestadt kommt. „Tom ist jemand, der ursprünglich mal im offensiven Mittelfeld beheimatet war, wurde aber immer weiter nach hinten geschoben. Er ist definitiv ein Kandidat, der die Position von Marco Hirsch abdecken kann. Denn er ist wahnsinnig agil, zweikampfstark, groß und hat einen guten Schuss.“ Das Duo trainiert bereits „seit vier, fünf Wochen bei uns mit. Sie haben keinerlei Anpassungsprobleme und werden uns verstärken“, ist sich Haimerl sicher. Dennoch müsse man gucken, „dass wir die Jungs möglichst schnell in unsere Vorstellungen reingedrückt kriegen“.

„Die Jungs haben Bock und wollen mehr“

In die Vorstellungen, die schlussendlich dafür sorgen, dass man die inzwischen 16 Spiele andauernde Ungeschlagen-Serie weiter fortsetzen kann. „Ich freue mich auf die Rückrunde und habe den Jungs auch in unserem letzten Training in diesem Jahr gesagt, dass man das in der Form so schnell nicht wieder erlebt“, zeigt sich auch Haimerl beeindruckt von dem Lauf. „Das Problem waren einfach immer diese ständigen Abwesenheiten. Ich habe in anderthalb Jahren nicht ein einziges Mal die gleiche Startelf im Vergleich zur jeweiligen Vorwoche auf den Platz schicken können. Nach dem Falke-Spiel hatte ich zum Beispiel in der Woche darauf sieben Veränderungen – und da war weder ein Kreuzbandriss noch eine Rote Karte dabei.“ Letztendlich haben „Highlights wie gegen Poppenbüttel, denen du schon nach 35 Minuten fünf Stück eingeschenkt und noch Latte und Pfosten getroffen hast“ dafür gesorgt, dass man „in eine gewisse Euphorie“ verfallen ist. „Die Jungs haben Bock und wollen mehr. Unabhängig vom Tabellenplatz, ist das die Region, wo sie hinwollen. Und ich glaube auch, dass das die Region ist, wo wir hingehören“ so Haimerl, der uns zu weiteren Themen Rede und Antwort stand…
AUF SEITE 2 GEHT'S WEITER MIT EINEM INTERVIEW ZUM AUFSTIEGSRENNEN UND DEM RESPEKT DER KONTRAHENTEN --->>>

FussiFreunde: Ist der von dir angesprochene „Bock“ auch so groß, weil die Jungs sehen, dass der Draht zur Liga-Mannschaft enger ist, als in den Jahren zuvor?

Jan Haimerl: „Na klar. Das gab es so in der Form noch nicht. Die Liga hatte während der Hinrunde zwei Testspiele gegen Lohbrügge und Inter 2000. Da waren von mir einmal sieben und einmal sechs Spieler dabei. Marco (Stier; Anm. d. Red.) kennt die Jungs alle – nicht nur mit Nachnamen, weil diese hinten auf den Trikots drauf stehen, sondern auch mit Vor- und Spitznamen. Das ist genau das, was uns die letzten Jahre gefehlt hat. Der Anspruch muss sein, dass wir es bei BU wie in Niendorf aufbauen, dass man die Zweite Mannschaft irgendwann in die Landes- und die Dritte in die Bezirksliga bekommst. Das wäre natürlich ein Traum, ist aber ein weiter Weg. Da muss viel passen.“

Kann man denn sagen, dass es in dieser Saison so realistisch ist wie noch nie?

Haimerl: „Diese Mannschaft ist die beste, die BU II jemals hatte! Das muss man sagen. Klar ist die Möglichkeit da. Aber man darf auch nicht vergessen, dass wir alles selber machen – und natürlich können dann auch immer irgendwo mal ein paar Prozent fehlen. Es ist nicht so wie bei Ersten Mannschaften, dass der Fokus komplett darauf liegt. Wir kümmern uns um alles selbst, was in gewissen Punkten auch gut und positiv ist. Aber die Möglichkeit an sich war schon mal größer. Wir hatten mal zur Winterpause neun Punkte Vorsprung auf Platz zwei, haben die verspielt – und am Ende ist Vicky II aufgestiegen und wir hatten 14 Punkte Rückstand. Ich kann mich auch an eine Saison erinnern, als wir zwei Spieltage vor Schluss fünf Punkte Vorsprung auf TuRa hatten und die uns noch eingeholt haben, weil wir die beiden letzten Spiele vergeigt haben. Natürlich kommt die Winterpause für uns nach einer sechs Spiele andauernden Zu-Null-Siegesserie zu einem sehr bescheidenden Zeitpunkt. Ich sehe es aber gar nicht so negativ, da jetzt alle erstmal ein bisschen runterfahren können und wir an zwei, drei Punkten, die bei uns noch nicht richtig greifen, arbeiten können. Ich glaube aber, wir werden in der Rückrunde nicht schlechter sein. Ich habe jedenfalls richtig Bock auf die Rückrunde – die Jungs auch!“

Glaubst du, dass Falke und der ETV mehr vor euch als voreinander „Angst“ haben – auch aufgrund dieser Serie?

Haimerl: „Bei ‚Helle‘ (Falke-Coach Dirk Hellmann; Anm. d. Red.) weiß ich, dass er Angst hat (lacht). Spaß beiseite. Bei ihm ist es keine Angst, sondern eher Respekt, glaube ich. Davor, dass wir es seit nun schon gut anderthalb Jahren mit einer gewissen Konstanz hinkriegen. Beim ETV kann ich nur die Worte von Thorsten Beyer wiedergeben, der mir nach seinem Abgang schrieb, dass er immer gerne gegen BU II gespielt hat, aber nicht, seitdem ich was zu sagen habe. Das schmeichelt mir natürlich auch. Ich denke, dass wir nach der Winterpause zu den Auswärtsspielen ein Stück weit als Außenseiter fahren. Aber das ist für uns nicht verkehrt. Wenn’s nach mir geht, dann möchte ich eigentlich auch gar nicht zwei, drei Spieltage nach der Winterpause Tabellenführer sein.“

Gehst du von einem Vierkampf um die Spitze aus – oder glaubst du, dass sich eine Mannschaft schon vorher vom Rest leicht absetzen kann und wird?

Haimerl: „Man muss gucken, wie wer aus der Winterpause kommt. Denn es sind nur noch elf Spiele. Aber natürlich würde ich mir wünschen, dass die drei Teams da oben so starten, wie wir im Sommer (lacht). Letzten Endes müssen wir aber erstmal unsere Hausaufgaben machen! Ich gucke auch gar nicht auf die anderen Teams. Mir geht es darum, das wir unsere Spiele gewinnen – und ich weiß, was wir noch für ‚Bretter‘ haben. Das größte Brett für uns wird das Spiel bei Niendorf III sein. Es ist jedes Mal aufs Neue ein Problemspiel für uns, wo wir uns schwer tun, gegen die was zu holen. Wir haben uns die letzten Jahre immer einen abgebrochen. Ich glaube, dass es ein heißer Tanz wird – und nicht, dass eine Mannschaft am Ende mit sechs bis acht Punkten Vorsprung oben steht. Es hängt viel vom Start ab. Wir haben zuerst das Derby gegen den VfL 93 und spielen dann beim ETV: Wenn man da nicht verliert oder vielleicht sogar beide Spiele gewinnt, dann ist man gut dabei.“

Wenn man nochmal ganz oben angreifen will, muss man dann nicht sogar beide Spiele gewinnen?

Haimerl: „Nein! Natürlich wären es ‚Bigpoints‘, wenn man einen direkten Konkurrenten schlägt. Aber auch danach wären es ja immer noch neun Spiele. Wenn man sich mal die bisherige Punktzahl da oben anguckt, dann muss man sagen: Es werden dieses Jahr keine 68 Punkte, die Lokstedt in der Vorsaison geholt hat, von Nöten sein. Wir wissen auch, dass unsere Serie nicht ewig so weitergehen wird – und wir ganz viele Spiele haben werden, wo wir anrennen, mit etwas Pech vielleicht mal einen hinten reinkriegen und dann auch Punkte liegen lassen werden. Aber ich gehe davon aus, dass in diesem Jahr 62 bis 64 Punkte reichen könnten. Von daher ist es auch ein Brett, wenn wir mit bisher 39 Punkten am Ende des Tages auf 64 kommen wollen. Dann müssten wir 25 von 33 möglichen Punkten holen. Aber ich bin da relativ entspannt, weil es derzeit einfach viel Spaß macht. Die Jungs sagen immer, dass sie die Teams oben jagen und ärgern wollen – am besten natürlich auch mal auswärts.“