Nach Balat-Abgang: Zwei hochklassige Zauberer für die „Zankl-Zocker“!

Angreifer verlässt den Parkweg, Neuzugang (wieder) schwer verletzt

18.07.2018

Mit 6:2 fertigte der TSV Sasel am Dienstagabend den klassentieferen SC Sternschanze ab. Doch das Ergebnis war am Ende zweitrangig. Vielmehr standen zwei Mann im Blickpunkt, die der Oberliga-Sechste der Vorsaison ganz frisch dazu gewinnen konnte – und dabei handelte es sich nicht um irgendwen, sondern um Benjamin Nadjem und Danijel Suntic! Erstgenannter wechselt mit der Empfehlung, die U23 des FC St. Pauli in der Regionalliga Nord als Kapitän aufs Feld geführt zu haben, an den Parkweg. Während „Sunti“ von Liga-Kontrahent FC Teutonia 05 zum TSV stößt. Trainer Danny Zankl freut sich über „zwei absolute Qualitätsspieler“, die den Abgang von Bünyamin Balat, den es in die Dritte türkische Liga zog, vergessen machen sollen.

In den vergangenen fünf Spielzeiten absolvierte er 97 Einsätze für den Nachwuchs des FC St. Pauli und führte die „Kiezkickerchen“ in der Regionalliga Nord zuletzt sogar als „Capitano“ an. Doch nun zieht es Benjamin Nadjem – trotz höherklassiger Anfragen – zum TSV Sasel! Ein nicht alltäglicher Schritt, wie auch Coach Danny Zankl meint: „Das stimmt. Er hatte die Möglichkeit, woanders zu spielen. Unterschiedlichste Gründe haben dazu geführt, dass es nicht dazu gekommen ist.“ Und weiter: „Dadurch, dass er eben diese Möglichkeiten hatte, bin ich eigentlich umso dankbarer, dass er den Weg zu uns gefunden hat. Dieses Vertrauen werde ich ihm zurückgeben“, so der Übungsleiter, der anfügt: „Ich habe ihn auch nicht überredet, hier her zu kommen. Er hat das eine oder andere Mal mittrainiert und erkannt, dass es bei uns durchaus Spaß bringt und er vom Gesamtpaket super bei uns reinpasst.“

Nadjem als "Königstransfer" - Suntic mit "unbestrittener individueller Klasse"

Bereits in der Jugend kickte Nadjem bei Concordia unter Zankl. Seither ist „der Kontakt nie abgerissen“, so sein ehemaliger Lehrmeister, zu dem er nun wieder zurückkehrt. „Dass es für ihn bei St. Pauli nicht weitergeht, hat nur den Grund, dass er die Altersgrenze erreicht hat.“ Die Fähigkeiten des Nationalspielers Afghanistans sind ohnehin unbestritten, wie Coach Zankl erklärt: „Er ist ein Führungsspieler, eine Persönlichkeit, ein ganz fleißiger Junge, klarer Kopf – einfach ein hochintelligenter Spieler, der die Balance zwischen Offensive und Defensive herstellen wird. Er sorgt für das perfekte Gleichgewicht und ist sowohl sportlich als auch menschlich eine enorme Waffe.“ Auch wenn das Wort „mittlerweile ausgelutscht“ sei, so Zankl, „ist er für mich ein Königstransfer.“

Ein ähnliches Loblied singt der Sasel-Trainer über Danijel Suntic, den es vom FC Teutonia 05, wo er eine tragende Säule war, zum Tabellensechsten der Vorsaison zieht. „Suntic: Er hat in den letzten Jahren nahezu jede Position gespielt. Und ich muss ganz ehrlich sagen: Von der Entwicklung her – auch wenn das nicht als 16- bis 19-Jähriger, sondern jetzt passiert ist – hat er im Herrenbereich einen großen Schritt gemacht. Er ist erwachsen und reif geworden, hat eine enorme Ausstrahlung auf dem Platz. Ich glaube, es gibt kaum einen Spieler, der ballsicherer ist – deshalb passt er bei uns super in die Mittelachse. Seine individuelle Klasse ist ohnehin unbestritten.“ Was sich Zankl von Suntic verspricht? „Dass er der Mannschaft Stabilität und Ruhe gibt – und in gewissen Situationen auch die Extraklasse.“ Ein Aspekt, den zudem „viele Leute bei ihm unterschätzen: Er ist ganz enorm zweikampf- und defensivstark.“ Nadjem und auch Suntic „könnten zwei extrem wichtige Puzzleteile bei uns werden. Wir sind sehr glücklich, beide jetzt dabei zu haben und können nun einen Haken hinter unsere Kaderplanung machen. Das sind zwei Qualitätsspieler, die ich dazu gewinne, die von jetzt auf gleich zünden können.“

"BNS" geht, Bajraktaraj wieder mit Kreuzbandriss

Allerdings muss Zankl auch die Abgänge zweier Spieler beklagen, „die uns aus der höheren Reihe verloren gehen“, wie er uns verrät. Neben Bünyamin Balat wird auch Angreifer Benedikt Neumann-Schirmbeck den Parkweg verlassen, da er „aus beruflichen Gründen“ per sofort kürzer tritt. „Er war ein wichtiger Charakterspieler für uns“, bedauert der Sasel-Dompteur die Entscheidung des 29-Jährigen. Genauso wie den Verlust von Neuzugang Qendrim Bajraktaraj, der dem Verein zwar nicht den Rücken kehren, verletzungsbedingt aber lange ausfallen wird. Der Ex-Barmbeker zog sich – vermutlich ausgerechnet im Rückrundenspiel gegen Sasel (!) – erneut einen Kreuzbandriss zu! Bitter für den 22-Jährigen, der gerade erst dieselbe Verletzung überwunden hatte. Umso erstaunlicher, dass Bajraktaraj trotz des Kreuzbandrisses die Saison für BU zu Ende spielte – ohne zu wissen, wie schwerwiegend die Blessur letztlich sein würde. „Das ist sowohl für den Jungen als auch für uns extrem bitter! Wir haben uns sehr darauf gefreut, endlich wieder zusammenarbeiten zu können“, so Zankl. „Trotz seines Ausfalls hat er eine 90-prozentige Trainingsbeteiligung, ist immer da, unterstützt die Jungs – und auch wir werden ihn auf seinem Weg zurück vollends begleiten und zur Seite stehen.“
BENJAMIN NADJEM UND DANIJEL SUNTIC IM INTERVIEW - AUF SEITE 2 --->>>

Nadjem: „Die Oberliga ist für mich kein Rückschritt“
Benni, wie kam der Wechsel zustande?
Nadjem: „Ich hatte nach der Saison einige Angebote aus der Regional- und auch aus der Oberliga. Aber ich hatte meinem ehemaligen Jugendtrainer, Danny Zankl, das Versprechen gegeben, falls ich nicht mehr in der Regionalliga spielen sollte, dass ich dann auf jeden Fall zu ihm kommen werde. Und jetzt hat sich das so ergeben. Nicht nur wegen ihm, sondern auch wegen der Mannschaft. Denn ich weiß, dass die Truppe sehr viel Qualität hat. Ich möchte meinen Beitrag zu einer guten Saison leisten. Denn wir haben große Ziele und wollen die natürlich auch erreichen.“

Wenn man als Kapitän einer U23-Mannschaft aus der Regional- in die Oberliga wechselt, dann ist das im ersten Moment ja ein sportlicher Rückschritt. Könnten es am Ende aber auch wieder zwei Schritte nach vorne sein?

Nadjem: „Ich sehe es grundsätzlich nicht so, dass ich in die Oberliga komme, um einen Schritt zurück zu machen. Denn ich sehe auch in der Oberliga eine hohe Qualität. Und ich denke, dass ich in dieser Liga noch mehr meine Stärken und Qualitäten zeigen kann, als schon in der Regionalliga. Und wer weiß schon, was in der Zukunft passiert? Ich versuche einfach, mein Bestes zu geben – und wenn dann in der Zukunft etwas kommen oder sich etwas entwickeln sollte, wird man sich das vielleicht auch anschauen oder anhören. Aber erstmal konzentriere ich mich voll auf Sasel. Ich sehe es nicht als Schritt zurück, sondern versuche – genau so wie schon gesagt –, durch den Wechsel zwei Schritte nach vorne zu machen.“

Nun gab es – wie auch schon von dir erwähnt – Anfragen aus der Regionalliga und nach unseren Informationen sogar aus der Dritten Liga. Warum hat sich ein Wechsel letztlich nicht ergeben?

Nadjem: „Es war nicht nur meine Entscheidung, sondern hatte auch mit anderen Dingen – wie das jeweilige Vereinsumfeld – zu tun. Im Endeffekt hat es nicht geklappt, aber ich bin trotzdem glücklich, dass ich nun mit Sasel einen guten Verein gefunden habe.“


Du hast eben schon von deinen Qualitäten gesprochen, die du bislang im Verein sowohl im Defensiven Mittelfeld als auch als Außenverteidiger gezeigt hast. Wo siehst du am ehesten deine Stärken – oder anders gefragt: Wo fühlst du dich am wohlsten?

Nadjem: „Ich denke, dass ich die letzten zwei, drei Jahre auch beim FC St. Pauli schon oft im Zentrum gespielt habe – und meine Erfahrung, die ich trotz der erst 23 Jahre bereits habe, dort am ehesten einfließen lassen kann. Deshalb glaube ich, dass ich aus dem Zentrum heraus am meisten bewirken kann – nicht nur bei St. Pauli, auch für diese Mannschaft."

Wenn du die Mannschaft von Sasel mit der U23 von St. Pauli vergleichst: Wie würdest du das fußballerisch und taktisch einschätzen vom Niveau her?


Nadjem: „Ich denke nicht, dass es ein großer Qualitätsunterschied ist – weil hier wirklich einige super Kicker in der Mannschaft sind, die auch in der Regionalliga mithalten können. Natürlich gibt es den einen oder anderen kleinen Unterschied, aber keinen großen.“


Wenn man solche Leute wie dich dazu bekommt, dann sicherlich nicht, um am Ende Neunter oder Zehnter zu werden. Wie sehen deine Ziele mit Sasel aus?


Nadjem: „Ich persönlich möchte natürlich das absolute Maximum rausholen. Was wir als Mannschaft erreichen wollen, werden wir intern besprechen. Aber mein Ziel ist immer, das Bestmögliche zu erreichen.“

Suntic: „Ich freue micht total auf die Saison“

Was hat dich letztendlich dazu bewogen, dem TSV Sasel dein Ja-Wort zu geben?

Suntic: „Wer den Hamburger Fußball kennt und verfolgt, der sieht, dass Sasel eine der Mannschaften in der Oberliga ist, die strukturierten Fußball spielt. Das gefiel mir auf Anhieb – auch schon, als ich noch bei anderen Vereinen gespielt habe. Das Gesamtkonstrukt hat mich letztendlich dazu bewogen, hier herzukommen. Ich kenne einige Spieler, bin mit denen schon länger befreundet. Zudem passt die Mischung aus jungen und sehr talentierten sowie erfahrenen Spielern sehr gut. Als Spieler, der schon ein paar Jahre dabei ist, kann man seine Erfahrung weitergeben – und die jungen Leute nehmen das komplett auf. Das zeigt mir, dass die echt Bock haben. Deshalb freue ich mich total auf die Saison und glaube, dass mit der Truppe einiges drin ist.“

Nun hast du ja schon bei einigen „großen“ Clubs in Hamburg gespielt. Wo steht Sasel da in diesem Ranking?

Suntic: „Das Niveau ist sehr gut und sehr hoch. Danny hat eine klare Idee und ich verstehe, was er vorhat. Das hat alles Hand und Fuß, was er will. Jetzt haben wir noch ein paar Tage Zeit, um das Ganze noch zu verfeinern und optimieren. Aber ich mache mir da gar keine Gedanken. Denn jeder zieht mit und hat voll Bock auf die Sache.“

Was ist mit Sasel in dieser Saison möglich?

Suntic: „Man kennt ja auch die anderen Vereine und weiß, dass bei einigen viel Qualität vorhanden ist. Mein ganz persönliches Ziel ist es, mit der Mannschaft unter den ersten Fünf zu sein. Das halte ich für realistisch.“