Nullnummer zu wenig für Cordi: Altona bleibt auf Abstand

Gossow-Schützlinge können Rückstand auf Altona nicht verringern

02.04.2017

Am Ende war es eines dieser Spitzensiele, die im Vorfeld viel versprechen, es am Ende dann aber doch nicht so ganz halten: Vor 1969 Zuschauern an der Adolf-Jäger-Kampfbahn trennten sich Altona 93 und Concordia mit einem torlosen Unentschieden voneinander. Damit bleibt es dabei, dass der AFC im Vergleich der beiden Hamburger Oberligisten, die für die Regionalliga gemeldet haben, in der Tabelle weiterhin acht Punkte vor den „Bekkamplern“ liegen. Auch wenn es zunächst bei der Ausgangspostion bleibt: Es gab nach dem Spiel jede Menge zu besprechen... 

Gerogios Cholevas hatte sich eines Teils seiner Arbeitsklamotten bereits entledigt. Die Schuhe des Rechtsverteidigers von Concordia lagen auf dem Rasen der Adolf-Jäger-Kampfbahn. Ein paar Zentimeter davon die einst weißen Stutzen, an denen sich nun ablesen ließ, wie sehr die Mannschaft der Gäste in den vorangegangenen 90 Minuten darum gekämpft hatte, möglichst viel Zählbares aus dem Stadion des Spitzenreiters Altona 93 wieder mit nach Hause zu nehmen und so den Kampf um den Oberliga-Titel und die Frage, welcher der beiden Kontrahenten am Ende als das sportlich besser dastehende Team in die Aufstiegsrunde zur Regionalliga gehen darf, offener zu gestalten.

Brisevac: „Fürs Spiel war es schön, dass Cordi meldet, weil das den Konkurrenzkampf belebt“

Die Maximalausbeute war dabei für keine der beiden Mannschaften herausgesprungen. Am Ende mussten sich der AFC und Cordi mit einem 0:0 begnügen. Ein Ergebnis, das dem AFC als dasjenige Team, das derzeit in der Tabelle besser platziert ist, natürlich mehr brachte als den Concorden, die es damit nicht schafften, den Abstand von acht Punkten, der beide Kontrahenten trennt, zu verringern. „Der Punkt ist in Ordnung für uns. Wir haben immer noch acht Punkte mehr, zudem muss Concordia ja auch noch gegen Dassendorf (aktuell Zweiter, Anm. d. Red.) spielen. Wir können heute zufrieden sein“; erklärte Altonas Nick Brisevac nach dem Spiel. „Brise“ war derjenige, der kurz vor Schluss die beste Gelegenheit hatte, den AFC sogar auf die Siegerstraße zu befördern. Sein Freistoß nach 87 Minuten – Timo Stegmann hatte zuvor Jakob Sachs gefoult – von Höhe der linken Grundlinie klatschte ans Aluminium. Cordis Keeper Briant Alberti wäre wohl geschlagen gewesen.

Viele Chancen sahen die 1969 Zuschauer abgesehen von der Möglichkeit von Brisevac nicht – auch wenn Cordi-Coach Florian Gossow auf der anschließenden Pressekonferenz allein sechs oder sieben auf Seiten seiner Equipe ausgemacht haben wollte. Da war die erste kleine Chance von Benjamin Bambur, der nach 15 Minuten verpasste. Dann die Großchance von Bambur, die AFC-Schlussmann Tobias Grubba nach 36 Minuten zunichte machte. Ein Schuss von Jakob Sachs segelte für die Hausherren nach 49 Minuten übers Gebälk, dann klärte auf der anderen Seite Grubba nach einem Freistoß kurz vor Theodoros Ganitis (64.), der nach seiner Einwechselung in der 57. Minute binnen kurzer Zeit mehr Gefahr ausstrahlte, als viele seiner Teamkollegen zuvor. Ganitis war auch der Vorlagengeber für Bamburs Kopfball, den Grubba eine Minute später zunichte machte. Auf der anderen Seite zeigte dann Concordia-Fänger Alberti sein ganzes Können, als er gegen den blank stehenden Chris Pfeifer sensationell rettete (68.). Sachs' Schlenzer nach 83 Minuten ging drüber.

Cholevas: „Meiner Meinung hätte man die Meldung früher rausbringen müssen“

„Beide Seiten hatten ihre Chancen. Im Endeffekt war das so ein Spiel, wo ein Fehler entscheidet. Wir konnten zwei,drei Dinger nicht ausnutzen“, erklärte Nick Brisevac nach dem Schlusspfiff, „von Cordi habe ich in der ersten Halbzeit keine absolut hundertprozentige Chance gesehen. In der zweiten Hälfte haben sie es gut gemacht und gekämpft, weil sie wussten, um was es geht.“ Der AFC sei nicht vorrangig mit dem Ziel ins Spiel gegangen, nur eine Niederlage zu verhindern und alles andere wäre okay. „Wir wollten gewinnen“, so Brisevac, „im Endeffekt wollen wir schließlich Meister werden.“ Was Cordi mache, so Brisevac mit Blick auf die seit Freitag feststehende Regionalliga-Meldung des Widersachers, „interessiert uns eigentlich nicht. Für das Spiel war es schön, dass sie melden. Das belebt den Konkurrenzkampf.“

„Ich bin der Meinung, dass wir ein besseres Spiel als Altona gemacht haben“, erklärte derweil Cordis Theodoros Ganitis und sagte im Bezug auf seine Chance aus der 64. Minute: „Den Ball hätte ich nur touchieren müssen, dann wäre er drin gewesen. Ich stehe total blank, dachte aber, ich war im Abseits.“ Anschließend habe Cordi zum Ende hin „aufgemacht, weil wir unbedingt gewonnen wollten. Wir brauchen die Punkte mehr als Altona, um an die ranzukommen.“ Verloren aber sieht Ganitis im Kampf um den Titel und die Teilnahme an der Regionalliga-Aufstiegsrunde noch nichts: „Es sind noch neun Spiele. In dieser Liga ist noch alles drin. Altona ist nicht die so stark dominierende Mannschaft, wie es in der Tabelle aussieht. Acht Punkte sind schwer aufzuholen. Aber: Wir haben von den ersten fünf Partien nach der Winterpause vier verloren. Dass kann Altona genauso passieren.“

Seidel: „Unser mittelfristiges Ziel mit Cordi ist die Regionalliga – das ist in Stein gemeißelt“

Wirklich? Oder war die Cordi-Schwächephase der vergangenen Wochen den Tatsachen geschuldet, das lange nicht feststand, ob die Meldung für die Regionalliga erfolgt, und es anschließend auch noch das Theater um Ex-Coach „Aki“ Cholevas, der das Spiel an der „AJK“ übrigens als Zuschauer verfolgte, gab? „Intern wussten wir schon länger, dass wir melden. Wir hatten ein Tief, aus dem wir raus müssen. Heute war das ein Anfang, wir haben das gut gemacht. Wir sind aber immer in jedes Spiel reingegangen wie zum Anfang der Saison“, erklärte Ganitis und auch Benny Bambur, der zwar konstatierte, dass die Regio-Meldung einen Schub ausgelöst habe, meinte: „Wir versuchen, jedes Spiel zu gewinnen, Ich kann für mich sagen, dass ich jedes Spiel gewinnen will und eine Meldung für die Regionalliga nichts an meiner Einstellung ändert.“

Georgios Cholevas sah das etwas anders. „Meiner Meinung hätte man die Meldung früher rausbringen müssen“, erklärte Cordis Außenverteidiger, „ich glaube zum Beispiel: Hätte man uns das vor dem Spiel gegen Türkiye am letzten Wochenende gesagt und nicht danach, dann hätte das nochmal zwei Prozent mehr bei jedem gebracht.“ So aber war die Situation zuletzt nicht ganz einfach. Vor allem für ihn als Sohn des Ex-Coaches, so Cholevas: „Ich bin, so wie viele andere, nur aufgrund des Trainers zu Cordi gekommen. Wir haben den Verein innerhalb von zwei Jahren zur einer Haupt-Nummer in Hamburg gemacht. Es ist traurig, dass sich die Wege von Aki und dem Verein getrennt haben. Aber das trifft nicht nur mich als Spieler und Sohn, sondern alle. Viele haben das in den Köpfen, man merkt das im Unterbewusstsein. Ob man länger an Aki hätte festhalten sollen, entscheide nicht ich. Dafür bin ich nicht zuständig. Wenn man meint, jemanden rauswerfen zu müssen, dann wird derjenige seinen Grund dafür haben.“

Pfeifer: „Wenn wir als Meister und Pokalsieger aufsteigen, feiern wir eine Woche lang durch“

Die erste Hälfte, so Cholevas_ Einschätzung zum Spiel, „haben wir klar dominiert. Altona hatte keine, wir zwei Dinger. Aber es gab kein Vorbeikommen an Tobias Grubba. Er hat stark gehalten. Altona steht sowieso brutal bei Standards. Sie sind sehr kompakt und deswegen auch Erster. In der zweiten Hälfte ist Altona stärker geworden, Wir hatten trotz eines zweiten Stürmers vorne keine Effektivität, waren nicht zwingend genug. Vielleicht hätte man noch jemanden vorne rein stellen müssen, aber das muss von außen kommen. So bleibt unser Rückstand auf Altona eine Menge Holz.“ Cordis Präsident Matthias Seidel pflichtete Cholevas bei: „Aus meiner Sicht waren wir die bessere Mannschaft. Eine Nuance hätte gereicht, um mit 1:0 zu gewinnen. Dann wäre es ganz heiß geworden in der Frage ums Aufstiegsrecht. So aber ist es etwas schwieriger.“ Aber, und da ist sich Seidel sicher: „Es ist geil für den Hamburger Fußball, dass der Meister in die Aufstiegsrunde gehen wird.“ 
Sein Team und den AFC hat der Cordi-Boss also auf dem Zettel – was aber ist mit der TuS Dassendorf? „Ich glaube nicht, dass die noch vorbeiziehen werden“, sagt Seidel. Das „Cordi-Oberhaupt“ war im Übrigen aufgrund der Regio-Meldung des Clubs vom Bekkamp heute ein gefragter Gesprächspartner und erklärte, dass der Verein seiner Meinung nacht nicht zu lange mit der Bekanntgabe gewartet und dadurch hausgemachte Probleme hervorgerufen habe: „Die Mannschaft war früh immer in den Prozess involviert. So eine Meldung ist eine große Mammutleistung und bringt viel Arbeit mit sich. Wenn man unsere Spieler sieht, dann weißt du genau: Die wollen gewinnen. Das hat sich im Vergleich von der Hin- zur Rückrunde nicht geändert.“ Er sei, so Seidel, sicher, „dass wir eine so geile und charakterfeste Mannschaft haben, die immer Vollgas gibt. Das hat nichts mit einer Meldung zu tun.“ 
Das gelte, unabhängig vom Aufstieg oder Nicht-Aufstieg, auch für die kommende Serie. „Ich bin entspannt und sicher, dass wir auch in der nächsten Saison ein Team haben werden, dass sowohl in der Regional- als auch in der Oberliga gut spielen wird. Bleiben wir in der Oberliga, dann ist unser Ziel in der kommenden Saison der Aufstieg. Wenn alles sportlich passt, dann werden wir wieder melden. Unser mittelfristiges Ziel ist es, mit Cordi in die Regionalliga zu kommen. Dieses Ziel ist bei Cordi in Stein gemeißelt“, sagt Seidel. Doch am Bekkamp müssen sie vorerst damit leben, dass das, was Altonas Chris Pfeifer ankündigte, derzeit eher erreichbar ist: „Wenn wir aufsteigen, dann reißen wir die AJK ab. Wir sind auch im Pokal noch drin – das kann noch ein geiles Jahr werden. Als Oberligameister und Pokalsieger aufzusteigen, wäre ein Highlight. Dann feiern wir eine Woche lang durch.“

Jan Knötzsch/Dennis Kormanjos

Spielinfos
Altona 93 - Concordia Hamburg
Liga: Oberliga Hamburg
Anstoss: So - 02.04. 14:00 Uhr
Spieltag: 27. Spieltag
Ergebnis: 0 : 0
Schiedsrichter: Marco Kulawiak
Platz / Ort: Adolf-Jäger-Kampfbahn
Zuschauer: 1969
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