Spektakel pur – Cordi zündet die nächsten (Offensiv-)Raketen!

Trotz zweimaliger Führung: Auch Condor kann den Primus nicht stoppen

11.09.2016

„Wir haben ein sehr gutes Oberliga-Spiel gesehen mit zwei Mannschaften, die sehr modernen und taktisch versierten Fußball gespielt haben“, fasste „Aki“ Cholevas die 90 Minuten am Berner Heerweg sehr zutreffend zusammen. Sein Kollege, Christian Woike, konnte dem nur beipflichten. Zu Recht! Das absolute Spitzenspieler zwischen dem Tabellenzweiten, dem SC Condor, und dem nach wir vor ohne jeden Verlustpunkt an der Spitze thronenden WTSV Concordia konnte den hohen Erwartungen mehr als nur gerecht werden! Beide Teams lieferten sich einen offenen Schlagabtausch und suchten ihr Heil in der Flucht nach vorne. Dabei sah der Verfolger lange Zeit – nach zweimaliger Führung – wie der „Primus-Bezwinger“ aus. Doch am Ende jubelten einmal mehr die Wandsbeker!

Er schrie in gewohnter Manier, lamentierte – und schien hochgradig unzufrieden zu sein: Spätestens in der 56. Minute platzte das „Pulverfass Cholevas“, als der Cordi-Coach wutentbrannt seinen Trainerstuhl wegschoss und diesen in einige Einzelteile zerlegte. Hätte man als neutraler Beobachter nicht gewusst, dass es zu jenem Zeitpunkt 1:1-Unentschieden stand, hätte man der felsenfesten Überzeugung sein müssen, dass Concordia im Oberliga-Gipfel bereits aussichtslos im Hintertreffen liegen würde. Nur 120 Sekunden nach seinem Wutausbruch dürfte sich Cholevas bestätigt gefühlt haben. Denn gerade hatte Condors „Edel-Techniker“ Gökhan Iscan mal wieder einen seiner genialen Momente – und schickte Jannik Martens mit einem Pass der Extraklasse auf die Reise. Der Angreifer nahm das Runde mit der Innenseite an und beförderte es aus acht Metern ins Eckige – 2:1 (58.)!

Offener Schlagabtausch: Bluncks Strahl sitzt, Sharifis Kopfball ebenfalls

Für die stark auftretenden Farmsener war es schon die zweite Führung im Spiel – nachdem Michel Blunck seine Mannen schon früh jubeln ließ, als Cordi die Gefahr nach einem Iscan-Eckball nicht bannen konnte, und der ehemalige Henstedter aus 22 Metern fulminant ins linke untere Toreck einschweißte (9.)! Es entwickelte sich ein stetiges Auf und Ab mit Chancen hüben wie drüben. Die beste Möglichkeit zum Ausgleich hatte Bazier Sharifi nach Ganitis-Zuspiel, aber Benjamin Kruk im SCC-Gehäuse rettete stark (20.). Die eigentliche Nummer zwei des SC Condor vertrat den urlaubenden Sascha Kleinschmidt und machte seine Sache lange Zeit wirklich gut. Beim 1:1 war er zumindest weitestgehend machtlos, als eine Links-Flanke von Kevin Zschimmer lang und länger wurde – und Sharifi am zweiten Pfosten gegen die Laufrichtung des Torstehers einnickte (33.)! Eventuell hätte Kruk bei der Bogenlampe eher aus seinem Kasten kommen und den Kopfball von Sharifi verhindern können. Es ging weiter in einem atemberaubenden Tempo. Mucunski setzte Zschimmers Hereingabe komplett freistehend kläglich vorbei (40.), ehe d’Urso nach Bamburs Querpass das kurze Eck knapp verfehlte (41.). Auf der Gegenseite rauschte Bluncks Strahl – aus nahezu identischer Position wie beim 1:0 – nur hauchdünn am linken Pfosten vorbei (44.). Zudem bekam Iscan nach einer Martens-Flanke nicht genügend Druck hinter den Ball, so dass Alberti aus kurzer Distanz zur Stelle war (45.).

Cordis Offensivgewalt überrollt Condor

Es folgte zu Beginn des zweiten Abschnitts ein Doppelwechsel des hochgradig unzufriedenen Cholevas: Lennart Müller und Timo Stegmann sollten für frischen Wind sorgen. Zwei ehemalige Regionalligaspieler, die bei den „Bekkamplern“ einfach mal so von der Bank kommen! Doch zuerst einmal musste der Trainerstuhl Cholevas’ dran glauben, ehe seine Schützlinge auch noch in Rückstand gerieten (58.). Aber im Stile einer Spitzenmannschaft, mit purer Offensivgewalt – sowie mit Ansage von Condor-Coach Woike schlugen die Gäste zurück. Die Hausherren verloren in der Vorwärtsbewegung den Ball und waren im Zentrum viel zu offen, was Woike lautstark monierte. Ein Pass von Bambur reichte aus, um die Defensive auszuhebeln und d’Urso auf links frei zu spielen. Dem Flügelflitzer boten sich gleich zwei Gelegenheiten: Querpass oder Abschluss? Er entschied sich für die letzte Variante und ließ mit seinem Flachschuss SCC-Fänger Kruk im kurzen Eck ganz alt aussehen – 2:2 (65.)! Zuvor wurden diverse gute Einschusschancen leichtfertig vergeben – nun eine eher mittelprächtige in ein Tor umgemünzt.

Die Schlussphase brach an und demonstrierte, warum Cordi im Tableau ungeschlagen ganz oben rangiert. Die Offensive funktioniert wie ein Uhrwerk und ist kaum zu bändigen. Erst kratzte Theis einen Buchholz-Kopfball noch von der Linie (68.), doch dann setzte d’Urso auf halblinks den eingewechselten Müller in Szene. Dieser nahm es mit der gesamten Hintermannschaft auf, narrte vor allem Kamalow und passte von Höhe der Grundlinie ganz clever in den Rücken der Abwehr, wo Sharifi mit der rechten Innenseite vollstreckte (73.). Spiel gedreht! Dass aber auch nicht alles gelingt, demonstrierte „Tormaschine“ Bambur zehn Zeigerumdrehungen vor Schluss, als er nach Zschimmers Traumpass und d’Ursos Einzelleistung aus zwei Metern über den Ball semmelte (80.). All das hatte im Endeffekt jedoch keinerlei Bedeutung, da der „Leader“ wenige Augenblicke darauf alles klarmachte – und wie: Theis mit einem völlig verunglückten Rückpass auf den zu zögerlich agierenden Kruk. Bambur spritzte dazwischen und brachte die Pille aus ganz spitzem Winkel im Condoraner Tor unter (82.). Slapstick pur. Entscheidung!

„Wir haben viel zu einfach die Tore kassiert“

„Beide Mannschaften haben versucht, Fußball zu spielen und haben nicht gemauert oder mit langen Bällen agiert. Letztlich haben wir verdient gewonnen, weil wir zwei Mal nach einem Rückstand ausgeglichen haben, obendrauf noch zwei Tore mehr geschossen und den besseren Fußball gespielt haben“, bilanzierte Cholevas. Sein Gegenüber konstatierte: „Das war ein gutes Oberliga-Spiel mit vielen tollen Szenen, guter Aufteilung und guten Zweikämpfen. Natürlich bin ich über das Ergebnis enttäuscht. Wir haben viel zu einfach Tore kassiert. Beim ersten Gegentreffer ist der Ball gefühlt eine halbe Stunde in der Luft. Das zweite Gegentor ärgert mich sehr. Es fällt zu schnell und wir haben vorher zwei Mal die Gelegenheit, den Angriff zu verteidigen“, so Woike, der abschließend zu Protokoll gab: „Am Ende konnte Cordi auch von der Bank nochmal gut nachlegen. Wir haben auch ein gutes Spiel geboten, deswegen ist es ärgerlich, dass wir uns geschlagen geben mussten. Aber wer am Ende vier Tore erzielt hat, der hat die besseren Argumente auf seiner Seite.“

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Spielinfos
SC Condor - Concordia Hamburg
Liga: Oberliga Hamburg
Anstoss: So - 11.09. 11:30 Uhr
Spieltag: 7. Spieltag
Ergebnis: 2 : 4
Schiedsrichter: Daniel Gawron (Osdorf)
Platz / Ort: Berner Heerweg
Zuschauer: 550
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