Süderelbes „Super-Gau“ bringt Sasels „geniale Fussis“ ins Rollen

Zankl: „Wir haben uns jetzt in der Liga festgebissen“

18.11.2017

Als das Spiel am Kiesbarg begann, waren ein paar Zuschauer noch am Bier- oder Wurststand, um sich für die Partie richtig einzudecken. Allerdings verpassten diese Besucher dann schon das erste Tor. Denn das fiel bereits nach 96 Sekunden und warf zunächst die Taktiken beider Mannschaften über den Haufen. „Für uns war es der Super-Gau. Unser Beginn spiegelte nicht unsere Trainingswoche wider“, so Timucin Gürsan, der als Co-Trainer des FC Süderelbe abermals Markus Walek an der Linie vertrat. Sasel-Coach Danny Zankl hingegen freute sich über „geniale Fußballer“ in seinem Team, auch wenn er das Spiel nicht komplett „als eine Runde Sache“ betrachtete...

Letzten Dienstag feierte Sasel-Coach Danny Zankl seinen 30. Geburtstag. Seine Mannschaft beschenkte ihn nun drei Tage später damit, dass sie beim FC Süderelbe die gute Leistung aus der jüngsten Vergangenheit durch einen klaren 4:0-Sieg bestätigte und die Hinrunde in der ersten Oberligasaison nach dem Aufstieg erfolgreich abschloss. „Wir haben uns jetzt in der Liga festgebissen. Wir wollen immer guten Fussi spielen und jetzt, nachdem wir gegen jeden Gegner gespielt haben, kann ich sagen, dass wir das im ersten halben Jahr echt gut umsetzen konnten. Wir dürfen nur nicht stehenbleiben. Denn ein Stillstand würde für uns einen Rückschritt bedeuten“, zeigte sich Zankl nach dem Spiel sichtlich stolz, was die Gesamtleistung seiner Mannen anging. Auch wenn er trotz dessen befand, dass seine Truppe gegen den FC Süderelbe „über 90  Minuten sicherlich kein rundes Spiel gemacht“ hat. 

Gürsan: „Das Spiel wurde wirr“

Allerdings fing der TSV Sasel fulminant an, indem man zunächst den Ball gut durch die eigene Defensive laufen ließ und dadurch das Spiel in die Breite zog. Daraus resultierend, entstanden schon zu Beginn Lücken in den Reihen des FC Süderelbe, was die Gäste sofort gnadenlos ausnutzten. Nico Zankl behauptete sich nach einem Zuspiel von Benedikt Neumann-Schirmbeck stark gegen vier Abwehrspieler, zog nach innen und spielte nochmal raus auf die andere Seite zu Lukas-Gabriel Kourkis, der das Leder mit einer Flanke von der linken Außenbahn postwendend zurück in den Sechzehner beförderte. Die Hintermannschaft der Hausherren konnte den Ball nicht klären, sodass Zankl aus 17 Metern abzog und das runde Leder, leicht abgefälscht, in der linken Torseite zum 1:0 für die Gäste einschlug. Zu diesem Zeitpunkt waren gerade mal 96 Sekunden gespielt. „Respekt vor der Leistung, die das Team heute gezeigt hat. Aber so, wie wir angefangen haben, spiegelte das überhaupt nicht unsere Trainingswoche wider. Und dass der Ball mit dem ersten Angriff in unserem Tor landete, war für uns der Super-Gau“, beschrieb FCS-Co-Trainer Timucin Gürsan den Anfang der Partie. Sein Gehenüber sagte dazu: „Eigentlich wollten wir mit einer anderen Taktik beginnen, haben dann aber die benötigte Lücke gefunden und sind dadurch sehr früh in Führung gegangen. Ich glaube, dass wir damit auch die Taktik des Gegners komplett über den Haufen geworfen haben.“

Anschließend versuchten die Hausherren immer wieder, vor den gegnerischen Sechzehner zu gelangen. Es schien so, als wollten sie eine schnelle Antwort fast schon erzwingen. Doch an der gut stehenden Abwehr des TSV war kein Vorbeikommen. Meistens war noch vor der Gefahrenzone Schluss für das Heimteam, das dann wiederum einen schnellen Rückwärtsgang einlegen musste, da Sasel schnell umschaltete und dadurch immer wieder rasante Vorstöße einleitete. Solch einer führte schließlich in der 28. Minute zum nächsten Treffer, als ein Angriff über Bünyamin Balat und Tolga Celikten blitzschnell vorgetragen wurde, sodass Celikten von rechts nur noch eine scharfe Hereingabe vor das Tor bringen musste, wo der mitgelaufene Neumann-Schimbeck angerannt kam und das Leder im Sprint zum 0:2 über die Linie drückte (28.). Sehr zur Freude aller Saseler Anhänger, da vier Zeigerumdrehungen zuvor aufgrund einer fragwürdigen Abseitsstellung ein Tor nicht anerkannt wurde. „Anschließend wurde das Spiel dann wirr“, befand Gürsan. „Fehlpässe unsererseits haben sich gehäuft und wir wurden hektischer. Aber ich finde auch, dass beide Mannschaften hektischer wurden.“ Bis zur Pause fand die Partie dann hauptsächlich im Mittelfeld statt. Lediglich Balat kam in der 41. Minute noch einmal völlig frei zum Kopfball, den er jedoch nicht genug gedrückt bekam und genau auf Keeper Yalcin Ceylani köpfte, der keine Mühe hatte, das Leder festzuhalten - auch wenn er kurz zuvor nach einem Zusammenprall einige Momente lang behandelt werden musste, dies aber offensichtlich gut wegsteckte. 

Zankl: „Wir haben uns vorgenommen, rauszugehen und das 3:0 nachzulegen“

„Für die zweite Halbzeit haben wir uns vorgenommen, ein bisschen geordneter zu spielen. Denn für mich gab es im ersten Durchgang noch zu viele Ecken und Kanten. Aber das haben die Jungs nach der Pause wirklich gut abgestellt. Unser Spiel wurde ruhiger und dadurch geordneter. Das hat mir echt gut gefallen. Und außerdem wollten wir nicht noch ein Tor kassieren, sondern ernsthaft rausgehen und ein 3:0 für uns nachlegen. Das hatten wir uns so vorgenommen“, erklärte Zankl. Und tatsächlich kam es dann auch so. Die Gäste wirkten ruhiger und konzentrierter. Dadurch ließen sie Süderelbe kontrolliert kommen, was einen höheren Spielanteil für die Hausherren bedeutete und dazu führte, dass sie, vornehmlich über Vedat Düzgüner, der die linke Seite beackerte, vermehrt in der gegnerischen Gefahrenzone auftauchten. Allerdings ließen die Parkwrgler keine wirklichen Großchancen zu, sondern nutzten die abgefangenen Angriffe, um immer häufiger gefährliche Konter zu fahren. Wie auch vor dem 0:3 in der 67. Minute, als die Gäste mit zwei schnellen Doppelpässen den Ball nach vorne brachten und Celikten final Neumann-Schirmbeck bediente, der abschließend seinen zweiten Treffer des Abends markierte.

Dies machte ihm dann Nico Zankl nur zehn Minuten später nach. Yanis Büge, mittlerweile für Kourkis eingewechselt, nahm einen langen Ball aus dem eigenen Halbfeld auf und machte ihn fest. Anschließend lief der Wirbelwind Richtung Strafraum, wo sich ihm ein Abwehrspieler entgegenstellte. Im Augenwinkel sah Büge jedoch den mitgelaufenen Zankl und spielte entgegen der Laufrichtung einen wunderbaren „No-Look-Pass“ am Defensivakteur vorbei, der damit rechnete, dass der Ball zu weit für Zankl sei. Doch Ceylani zögerte zu lange, sodass sich der Saseler Spielmacher tatsächlich noch den Ball erlief und zum 4:0 einschob (76.). Die Messe war gelesen und viel passierte nicht mehr auf dem Feld. Somit stand der Sieger fest und Sasel markierte seinen dritten Sieg in Folge. „Heute hat man mal wieder gesehen, was für geniale Fußballer wir haben. Bei uns sind momentan 20 Leute, die voll im Saft stehen. Und dabei muss betont werden, dass Nico Zankl, Celikten und Neumann-Schirmbeck ein Fragezeichen dahinter hatten, ob sie heute überhaupt so lange spielen konnten, weil sie angeschlagen waren. Und wenn man dann sieht, dass ich einen Büge, einen Adem Aydin und einen Matthias Cholevas von der Bank bringen kann, ist das schon echt klasse“, freute sich Danny Zankl über die Qualität seines Kaders. 
Und auch wenn die letzten beiden Spiele des FC Süderelbe verloren gingen, hatte auch Gürsan genügend Gründe, auf ein erfolgreiches Halbjahr zurückzublicken: „Die Hinrunde ist zwar vorbei, aber das Jahr noch nicht. Bis dahin haben wir noch zwei Spiele vor der Brust, die absolviert werden müssen. Aber ich muss mal der Mannschaft gegenüber ein Kompliment aussprechen. Das, was sie über die komplette Hinrunde geleistet hat, ist phänomenal. Davor ziehe ich meinen Hut. Und allen Kritikern, die vor der Saison unser Team als einen absoluten Abstiegskandidaten gesehen haben, kann ich nur sagen, dass unsere Mannschaft komplett intakt ist und dass durch die Bank weg enge Freundschaften bestehen. Eine Mannschaft mit solchen Jungs und einem solchen Zusammenhalt kann nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Das ist auch der Grund, warum sie eine so tolle Leistung in der Hinrunde gezeigt hat.“

Alle Höhepunkte auf einen Blick im LIVE-Ticker.

Spielinfos
FC Süderelbe - TSV Sasel
Liga: Oberliga Hamburg
Anstoss: Fr - 17.11. 20:00 Uhr
Spieltag: 17. Spieltag
Ergebnis: 0 : 4
Schiedsrichter: Stephan Timm (Egenbüttel)
Platz / Ort: Kiesbarg
Zuschauer: 93
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