Ungemütlich, uninspiriert, unentschieden

Es sah gar nicht so schlecht aus, was Wolfgang Krause da fabrizierte. In der 55. Minute des Spiels zwischen Hamm United und dem SC V/W Billstedt ging ein Ball ins Aus, den der Ligamanager der Gäste annahm und wieder zurückspielte. „Es geht noch!“, erwiderte der Mann, den sie im Hamburger Amateurfußball allenthalben „Karotte“ nennen, auf das verbale Lob aus dem Publikum, als er seine Aktion beendet hatte.

Ein Chancenplus für die Hausherren

Wenn man es nun ganz provokant formulieren wollen würde, könnte man sagen, diese Szene war eines der Highlights, dass das Publikum im Hammer Park am heutigen Freitagabend zu sehen bekam. Nun, ganz so war es freilich nicht. Auch die Herren Kicker auf dem grünen, tiefen Rasen mühten sich redlich. Aber dabei blieb es eben auch: Sie mühten sich, aber Zählbares kam dabei weder auf der einen noch auf der anderen Seite heraus. Bei ungemütlichen äußeren Umständen mündete das teils uninspirierte Auftreten der beiden Kontrahenten letztlich in einem torlosen Unentschieden.

Die Chancen, dass die etwa 100 Zuschauer beim Gastspiel des Tabellendritten beim Kellerkind ein Tor hätten sehen können, aber waren da. Auf beiden Seiten – allerdings mit klaren Vorteilen für die „Geächteten“: Zunächst pflückte V/W-Keeper Yalcin Ceylani eine Flanke vom dunklen Hammer Abendhimmel, ehe sie gefährlich werden konnte (10.). Nach einer Viertelstunde Leerlauf verfehlte auf der anderen Seite Ulas Dogan das Ziel, nachdem Peter Iwosa einen Freistoß quer gelegt hatte, statt ihn selbst aufs Tor zu bringen.

Dann war wieder United an der Reihe: Nach einer Hereingabe von Leonel Varela Monteiro wurde ein Schuss von Stürmer Faik Algan abgeblockt (26.). Anschließend war Ceylani beim Versuch von Danijel Suntic im Nachfassen zur Stelle (31.). Und schließlich versuchte sich Samey Ludin mit einem Volleyschuss (42.) – ebenfalls erfolglos.

Bachir geht zu Boden – Elfmeter oder nicht?

Im zweiten Durchgang da nahezu gleiche Bild: Artur Hoppe setzte sich auf links durch, passte den Ball von der Torauslinie in den Rücken der Abwehr auf Alessandro Schirosi – drüber (56.). Ludin zog aus 25 Metern ab – einen knappen Meter vorbei (60.). Und auch auf Seiten der Billstedter wollte diese verdammte Kugel einfach nicht im Netz landen: Ulas Dogan verzog nach 63 Minuten. Der Seitfallzieher von Mou-Inzou Bachir, der sich dabei allerdings einer intensiven Gegenwehr der HUFC-Deckung „erfreute“, sah zwar nett aus brachte aber eben auch nichts ein (86.).

Jener Mou-Inzou Bachir sollte auch an der letzten, meistdiskutierten Szene des Spiels beteilgt sein. In der 87. Minute tauchte er im Sechzehner auf – und dann ab. Bachir ging nach einem vermeintlichen Foul zu Boden. Die Billstedter forderten vehement Elfmeter. Schiedsrichter Enis Mejahdi (Germania Schnelsen) hatte es ganz anders gesehen und zeigte Bachir „Gelb“ wegen einer Schwalbe.

„Er wäre frei durch gewesen, warum soll er sich da fallen lassen?“, sinnierte V/W-Coach Dennis Kreutzer nach dem Spiel und war sauer, „Wir kriegen einen klaren Elfmeter nicht“, ärgerte sich Kreutzer und fasste zusammen: „Das war ein Grottenkick auf einem Grottenplatz mit einem Grotten-Schiedsrichter.“ Seine Elf habe eine Stunde lang „sehr schwach gespielt. So habe ich uns lang nicht gesehen. Wir haben viel falsch gemacht.“ Aber: „Hinten raus haben wir etwas mehr getan“, beschied Kreutzer, „auf diesem tiefen Untergrund war es allerdings auch schwierig. Du wirst gezwungen, lange Bälle nach vorne zu ballern. Immerhin ist es uns gelungen, die Null zu halten. Im vergangenen Jahr hätten wir so ein Spiel noch verloren...“      

Türkkan: „Wir sind auf dem richtigen Weg“

Die Gemütslage bei Ayhan Türkkan sah da schon anders aus, „Wir haben einen guten Ball gespielt, das war guter Fußball von uns. Ich bin zufrieden mit der Mannschaftsleistung“, lobte Hamm Uniteds Coach, „ auch wenn das 0:0 für uns natürlich trotzdem zu wenig ist. Wir hatten ja die Chancen, um zu treffen.“ Seiner Elf aber „fehlt im Moment das Quäntchen Glück. Wenn das Pech einmal am Fuß klebt, dann klebt es halt da und es ist nicht einfach, es wieder loszubekommen. Wir waren die bessere Mannschaft und einen Tick näher am Sieg dran.“

Damit lag Türkkan angesichts eines Chancenverhältnisses von 6:3 zugunsten seiner Equipe richtig. Der richtig durchschlagende Erfolg aber war dieses 0:0 dennoch nicht. Muss der Coach der „Geächteten“ angesichts der bisher völlig verkorksten Saison nun also möglicherweise doch um seine Zukunft auf dem Trainerstuhl zittern? „Der Verein wird weiter zu mir stehen, das muss man mich jetzt nicht jede Woche fragen. Wir halten zusammen und sind auf dem richtigen Weg“, ist Türkkan sicher, „wenn wir irgendwann mal gewinnen, dann kommt die Leichtigkeit von alleine.“     
Jan Knötzsch