Oberliga

Vorne trifft Danzer, hinten steht in Unterzahl die Null: „Vielleicht sollten wir immer mit zehn Mann beginnen“

Meiendorf bleibt in der Negativspirale - HSV III trotzt Nikroo-Platzverweis

09.11.2019

Von Minute zu Minute nahm der Frust zu. „Das ist Scheiße“, schimpfte Max Rosseburg nach einem verunglückten Pass seines Teamkollegen Lukasz Sosnowski (83.), ehe sich der eingewechselte Ephrahim Kofi Asante – bereits in der Nachspielzeit – sogar zu einem falschen Einwurf hinreißen ließ (90. +1). Als schließlich ein Abschlag von Sulejman Hoxha, der ansonsten eine tadellose Leistung ablieferte, im Seitenaus landete (90. +3), war klar: Der Meiendorfer SV bleibt in der Krise! Stattdessen durften der starke Jerry Sampaney und Dominik Jordan unmittelbar nach Ertönen des Schlusspfiffs die Fäuste ballen und den nächsten „Dreier“ bejubeln.

„Ein hartes Stück Arbeit“, schnaufte Christian Rahn einmal durch – und erkannte am unbändigen Jubel seiner Schützlinge: „Die Jungs freuen sich ja viel mehr über ein 1:0 als über ein 4:3. Deswegen wäre es nicht schlecht, wenn wir das häufiger mal hinkriegen“, so der Coach des HSV III mit einem leichten Augenzwinkern. Von den erheblichen Defensivproblemen der letzten Wochen war an jenem Nachmittag nur in der Anfangsphase etwas zu spüren – dort allerdings auch umso ausgiebiger. „Wenn man die erste halbe Stunde gesehen hat, dann war es schon sehr wild. Wir wollen im Kollektiv verteidigen. Wenn einer immer rausbricht, dann muss man ihn halt einnorden“, machte auch Rahn-Pendant Marcus Rabenhorst die Schwachstelle im ersten Durchgang aus – und die war hinten links in der Kette. Ein ums andere Mal ließ sich Marco Schröder von Tolga Tüter regelrecht düpieren. Doch weder Tüter selbst (22.) noch Rückkehrer Andrej Blum (3., 12.) konnten Kapital daraus schlagen. „Wir müssen da hinkommen, den nächsten Schritt zu machen. Dass man auch sieht, warum man Spiele gewinnt und einen gewissen Tabellenplatz hat. Da haben wir viel zu viel zugelassen und konnten von Glück reden – auch wenn es keine 100-prozentigen Chancen waren. Aber sie konnten immer mit Tempo in den Strafraum rein“, so Rabenhorst.

Nikroo fliegt: „Eine dumme Aktion!“

Doch seine Mannen überstanden die Druckphase des Gegners und schlugen kurz nach Wiederanpfiff eiskalt zu. Marcell Jansen chippte den Ball von der linken Seite in den Strafraum, wo Sean Paul Vinberg gegen Sepehr Nikroo nicht gut aussah. Das Leder kam zu Maximilian Danzer, der aus 13 Metern per Volley ins linke untere Eck traf (50.). „Wir kommen schläfrig aus der Kabine, weil wir die erste Halbzeit dominiert haben“, monierte Meiendorf-Trainer Baris Saglam. Während Rahn konstatierte: „Das schnelle Tor hat uns in die Karten gespielt.“ Wenngleich sich Nikroo keine 120 Sekunden drauf zu einer „mehr als unnötigen“ Aktion hinreißen ließ. „Er hat einen Freistoß für sich gesehen, den wir nicht gesehen haben“, gab selbst Rahn hinterher zu. Nikroo echauffierte sich unterdessen so sehr, dass er zunächst den gelben Karton sah, ehe er sich vor dem Unparteiischen Martin Ghafury (BU), der eine erstklassige Performance ablieferte, aufbaute, Kopf an Kopf stellte und weiter meckerte, sodass der Referee gar keine andere Wahl hatte, als den Top-Torschützen der „Rothosen“ die Ampelkarte aufzudrücken. „Eine dumme Aktion“, ärgerte sich auch Rabenhorst. „Das darf nicht passieren und hätte uns am Ende wichtige Punkte kosten können.“

„Wir verfallen in Fehlerketten und machen uns das Leben schwerer als es ist“

In der Folge ging es „nur noch darum, das Ergebnis zu verteidigen“, wie Rahn meinte – und letzten Endes befand: „Das haben die Jungs überragend gemacht!“ Während Meiendorf nichts einfiel, immer wieder durchs Zentrum und mit langen Bällen operierte. Sicher auch, weil die Alternativen auf dem Flügel fehlten. „Wir hätten das Spiel mehr und geduldiger in die Breite ziehen müssen, haben es nicht gut und clever gelöst“, musste Saglam feststellen. „Unsere Spieler sind in Hektik verfallen, weil sie unbedingt ein Tor schießen wollten. Und dieser unbedingte Wille verursacht letztendlich auch im Unterbewusstsein gewisse Fehlerketten, womit wir uns das Leben schwerer machen als es ist. Wenn wir uns jetzt hinsetzen und das Spiel analysieren würden, sind alle in ihren Gedanken klar und würden sagen: Wir hätten das Spiel mehr in die Breite ziehen müssen.“ In der ersten Halbzeit habe man eine Mannschaft gesehen, „die dominiert, in den Zweikämpfen aktiv ist, in Passstafetten gute Ansätze zeigt, sich auch aus Drucksituationen löst und darüber hinaus auch noch Torchancen erspielt“, diese aber nicht nutzen konnte. „In der Endzone haben wir Probleme. Daran müssen wir geduldig und zielorientiert arbeiten und dürfen definitiv nicht in Panik verfallen“, bewahrt Saglam die Ruhe. Denn: „Wenn man sich die Statistiken anguckt, sieht man ja, dass das keine Spieler sind, die nicht wissen, wo das Tor steht.“

„Vielleicht sollten wir immer mit zehn Mann beginnen, um jede Woche so zu verteidigen“

Der MSV-Dompteur ist nach wie vor und trotz der Negativspirale der festen Überzeugung: „Kommen wir mal in dieses Erfolgserlebnis rein, hat man auch wieder eine ganz andere Qualität in der Endzone und ein gesamtheitlich ganz anderes Auftreten.“ Bei den Gästen freute man sich derweil über dem zweiten Zu-Null-Sieg der Saison – und über die Erkenntnis: „Gegen Osdorf haben wir in doppelter Unterzahl auch nur ein Elfmeter-Gegentor gekriegt. Vielleicht sollten wir immer mit zehn Mann beginnen, damit wir es jede Woche so verteidigen“, scherzte Rahn – und erklärte abschließend: „Offensiv haben wir die Qualität, um auch viele Tore zu schießen. Aber wir haben zu viele Dinger kassiert. Heute haben wir – gerade in der zweiten Halbzeit – als Mannschaft sehr gut und leidenschaftlich verteidigt und nicht unverdient gewonnen.“

Spielinfos
Meiendorfer SV - Hamburger SV III
Liga: Oberliga Hamburg
Anstoss: Sa - 09.11. 14:00 Uhr
Spieltag: 16. Spieltag
Ergebnis: 0 : 1
Schiedsrichter: Martin Ghafury (BU)
Platz / Ort: Flens-Arena
Zuschauer: 230
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