Oberliga

„Was ist Druck?“ – Der ETV gibt die richtige Antwort und will in der Aufstiegsrunde „das Optimum rausholen“

06.05.2023

Nur ein Punkt aus den letzten drei Spielen: Der Eimsbütteler TV zeigte zuletzt Nerven und machte Altona 93 die Tür zur Regionalliga-Aufstiegsrunde wieder ein Stück weit auf. Doch auch der AFC bekam die „Flatter“ und ließ einige Chancen liegen. Vor dem letzten Spiel war der Druck auf den ETV groß – zumal der Konkurrent von der „AJK“ das Schlusslicht SV Curslack-Neuengamme zu Gast hatte und schon früh im Spiel für klare Verhältnisse sorgte (6:0). Beim ebenfalls schon abgestiegenen Hamburger SV III musste ein Sieg her, um den Platz vor dem AFC zu halten und Hamburg im Kampf um den Sprung in die vierthöchste deutsche Spielklasse zu vertreten.

Schon vor dem Spiel stellte Khalid Atamimi die alles entscheidende Frage: „Was ist oder bedeutet Druck? Druck hat man, wenn man nichts zu Essen oder zu Trinken hat. Wenn man keinen Lebensunterhalt hat. Das ist Druck! Also: Warum setzen wir uns eigentlich so unter Druck? Fußball ist die schönste Nebensache der Welt. Und ich habe mit dieser Mannschaft wieder das Gefühl erlebt, Fußball zu leben und zu lieben!“ Eindringliche Worte vom ETV-Coach, der noch einmal klarstellte: „Wenn mir auch nur einer vor der Saison gesagt hätte, dass wir die Aufstiegsspiele bestreiten werden, hätte ich das niemals geglaubt und für möglich gehalten.“

Chancenwucher als "einzige Befürchtung"

Nun aber ist es ein Fakt – und viel eindrucksvoller hätte man dem vermeintlichen „Druck“ gar nicht trotzen können! Dank der Tore von Can Yildiz (18.), Jephtah Asare (66.), Samuel Olayisoye (78.) und Niklas Bär (89.) triumphierten die Eimsbütteler mit 4:0 bei den Rothosen – und hätten am Ende bei einem Chancenverhältnis von 15:0 (davon ein Dutzend an 100-prozentigen Torchancen) weitaus höher gewinnen können.

„Das hat sich ja so ein bisschen durch die letzten Wochen gezogen und war tatsächlich auch die einzige Befürchtung, wie es hätte schiefgehen können. Ansonsten haben wir voll auf die Jungs vertraut. Wir haben auch zuletzt drei sehr dominante Spiele gemacht – trotzdem haben wir nur einen Punkt geholt, weil wir sehr viele Chancen vergeben haben. Das 2:0 war der Brustlöser“, befand Jasper Hölscher, Sportlicher Leiter des ETV, der nach dem Training mit Eintracht Norderstedt zur zweiten Halbzeit auf der Paul-Hauenschild-Anlage eintraf. Zu dem Zeitpunkt hatten seine Mannen in den ersten 45 Minuten bereits großen Chancenwucher betrieben.

"Ein guter Wegweiser, dass man mit viel Arbeit, Energie und einem guten Plan viel erreichen kann"

„Ein großer Dank an die Mannschaft, dass sie so viel ‚Hustle‘ reingelegt hat, so viel Energie, Kraft und Zeit investiert hat für unser aller Leidenschaft – den Fußball“, lobhudelte Atamimi seine Equipe. „Die Jungs hatten Bock, aggressiven und intensiven Fußball zu spielen – mit viel Pressing, vielen Ballstafetten und immer füreinander da zu sein. Ein ganz großes Kompliment an die Mannschaft! Wenn wir die Torchancen, die wir haben, konsequenter nutzen würden, wäre vielleicht noch mehr möglich gewesen. Aber das ist alles hypothetisch. Ich bin einfach nur stolz auf das, was die Jungs gegeben haben und freue mich auf die nächsten Wochen“, sprach er auf die Aufstiegsspiele an.

Schon jetzt könne man am „Loki“ mit der Saison „natürlich mega zufrieden“ sein. Doch nun will man mehr. „Die Jungs haben jetzt erstmal frei. Und dann schauen wir mal, dass wir uns bestmöglich auf die Relegationsspiele vorbereiten und auch da das Optimum rausholen. Es ist sowohl für den Verein als auch für Hamburg ein guter Wegweiser, zu zeigen, dass man mit viel Arbeit, viel Energie und einem guten Plan viel erreichen kann.“

"Wenn wir unsere Qualität auf den Platz bringen, haben wir eine gute Chance"

Während Hölscher meinte: „Ich glaube, das hat uns über die ganze Saison ausgezeichnet, dass wir trotz des jungen Alters an den Aufgaben gewachsen sind. Wir haben mit Hinnerk Smolka einen überragenden Teamcoach, der über die ganze Saison sehr intensiv mit der Mannschaft gearbeitet hat. Und ich finde, das merkt man, dass sich das, was in den ersten Spielen schon noch zu sehen war und sich auch so ein bisschen durch die Hinrunde gezogen hat, in der Rückrunde deutlich entwickelt hat. Ich habe eigentlich kein schlechtes Spiel mehr im Kopf. Es gab die Partien bei Hamm und Türkiye, die nicht berauschend waren. Aber da waren die Bedingungen auch katastrophal und trotzdem sind wir da mit vier Punkten rausgegangen. Ansonsten haben wir gute Spiele gemacht – auch in den Spielen, die wir verloren haben. Die waren allesamt eng.“

Er selbst habe sich noch nicht allzu sehr mit den Gegnern in der Aufstiegsrunde beschäftigt. Aber: „Ich denke, in zwei Spielen kann immer alles passieren. Für alle Teams sind die Chancen gleich. Wenn wir es schaffen, unsere Qualität auf den Platz zu bringen, dann haben wir eine gute Chance. Aber das ist natürlich kein Selbstgänger“, mahnte Hölscher abschließend.

Spielinfos
Hamburger SV III - Eimsbütteler TV
Liga: Oberliga Hamburg
Anstoss: Fr - 05.05. 19:00 Uhr
Spieltag: 38. Spieltag
Ergebnis: 0 : 4
Schiedsrichter: Murat Yilmaz
Platz / Ort: Paul-Hauenschild-Plätze 6
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