Bezirksliga Nord

„Wir sind weit davon entfernt, ein Team zu sein, das keine Schwächen hat“

Vicky II-Torjäger Daniel Tramm im FussiFreunde-Interview

12.09.2019

Am vergangenen Wochenende gelang Daniel Tramm das Kunststück, beim 7:0-Erfolg des SC Victoria II gegen den Hoisbütteler SV den Gegner quasi im Alleingang abzuschießen. Sieben Streiche spielte der Stürmer dem Kontrahenten. Wir haben mit dem 32-Jährigen über diese außergewöhnliche Ausbeute an seinem Geburtstag gesprochen. Zudem steht uns Tramm Rede und Antwort, was den bisherigen Saisonverlauf der Vicky-Reserve, die Ziele für die restliche Saison, den beruflich bedingten Abgang von Trainer Hamid Derakhshan und das Bezirksliga Nord-Spitzenspiel gegen den HFC Falke am Samstag angeht. Und der Stürmer blickt auch auf die schwere Zeit, die die Mannschaft nach dem plötzlichen Tod von Ex-Coach Gody Hoedoafia Anfang des Jahres erlebte, zurück. 

Daniel, du hast am vergangenen Wochenende Hoisbüttel beim 7:0 mit sieben Treffern abgeschossen. Wann ist dir so eine Toranzahl in einem Spiel schon mal gelungen?

Daniel Tramm: Ich glaube, ich habe in dieser Saison in der Ersten oder Zweiten Runde im Pokal sechs oder sieben Tore gemacht. Also ist das gar nicht so lange her. Ich glaube, im Vorfeld ist mir das auch schon ein oder zwei Mal gelungen, aber noch nicht im Liga-Spielbetrieb. Von daher war das schon etwas Außergewöhnliches.

Wann hast du gemerkt, dass das – ausgerechnet auch noch an deinem Geburtstag – ein besonderes Spiel für dich werden kann?

Tramm: Als die ersten drei Tore relativ schnell gefallen waren, dachte ich so nach ungefähr zwölf, 14 Minuten: 'Das reicht schon für einen außergewöhnlichen Tag'. Dass diesen drei Dingern innerhalb kürzester Zeit anschließend dann noch vier weitere folgen würden, habe ich so natürlich nicht erwartet.

Mit 38 Treffern habt ihr bislang die meisten Tore in der Bezirksliga Nord erzielt. Warum ist die Offensive im Titelkampf euer größter Trumpf?

Tramm: Das möchte ich so nicht unbedingt sagen. Es ist schon ein gutes Zusammenspiel aller Mannschaftsteile, denke ich. Wir haben auch eine super Defensive und ein gutes Mittelfeld. Entsprechend wäre meine Antwort, dass das nicht unser Trumpf ist. Klar läuft es gerade ganz gut – vor allem in der Offensive. Aber wir haben jetzt auch andere Gradmesser, die in den nächsten Wochen auf uns warten. Man müsste das Ganze danach noch mal neu bewerten. Bisher funktioniert die Offensive  – wie gesagt – gut. Aber da haben eben auch das Mittelfeld mit den Flankenläufen und die Abwehr mit der Spieleröffnung gleichermaßen ihren Anteil dran.

Apropos Defensive: Sie steht stabil. Sieben Gegentore sprechen für sich. Wo hat die Mannschaft überhaupt Schwachstellen?

Tramm: (überlegt) In der Tat sieht das aktuell relativ gut aus. Aber auch hier muss ich nochmal darauf zurückkommen, dass wir noch nicht gegen die absoluten Konkurrenten gespielt haben. Da werden sich sicher irgendwo Schwächen auftun, die wir mit Sicherheit jetzt auch schon haben, die aber anhand der Statistiken vielleicht nicht so ersichtlich sind. Wir sind weit davon entfernt, ein Team zu sein, das keine Schwächen hat.

Auch der Trainerwechsel von Hamid Derakhshan zu David Eybächer und Michel Massing scheint euch nicht aus dem Konzept zu bringen. Wie hat die Mannschaft den beruflichen Abschied von Hamid aufgenommen?

Tramm: Es hat uns überrascht und trifft uns natürlich auch. Auf der anderen Seite haben Michel und David mit Hamid im Trainerteam im Endeffekt alles zusammen gemacht. Klar fehlt Hamid jetzt und hat als Head-Coach auch eine wichtige Rolle gespielt, aber es muss weitergehen. Wir müssen das als Mannschaft so hinnehmen und können es nicht ändern. Für die Zukunft sind wir mit Michel und David als Trainer nach meinem Empfinden sehr gut aufgestellt.

Auf der zweiten Seite des Interviews spricht Tramm über den plötzlichen Tod des damaligen Vicky II-Trainers Gody Hoedoafia, darüber, wie er seine eigene Rolle im Team sieht und wie er die Aufstiegschancen einschätzt

Wenn wir über Trainer sprechen, müssen wir auch den Tod von Gody Hoedoafia zu Beginn des Jahres sprechen. Wie schwer war für euch es als Mannschaft damit umzugehen?

Tramm: Das war extrem hart. Unglaublich hart und nicht zu realisieren. Wir sind über die Jahre zusammengewachsen. Einige Spieler haben fünf, sechs, sieben oder noch mehr Jahre mit ihm zusammengearbeitet und auch aufgrund dessen nie den Verein oder die Mannschaft gewechselt, weil man sich eben so gut verstanden hat. Bei mir war das – unterbrochen von dem Ausflug zu TuRa Harksheide – auch der Fall. Gody war in dem Sinne immer der Klebstoff der Mannschaft. Viele andere hätten ehrlich gesagt auch höher spielen können, haben aber darauf verzichtet, weil es hier so gut lief. Gody war einer von uns, ein toller Mensch. Und ein super Trainer, der mit seiner Art und Weise und auch mit seinem Wissen definitiv nicht nur in die Bezirksliga gehört hat. Dementsprechend war das ein riesiger Verlust, ein unfassbarer Schock. Er hat eine riesige Lücke hinterlassen. Ich weiß heute immer noch nicht genau, was ich dazu sagen soll. Das war einfach alles Wahnsinn. Er war sehr akribisch, hat alles genau gemacht. Daher war die Zeit mit Gody sehr intensiv. Wenn diese Zeit und diese enge Verbindung vom einen auf den anderen Tag vorbei ist, muss man das erst einmal verdauen. Mir fehlt er auf jeden Fall!

Du spielst jetzt bereits seit Jahren für Vicky, zählst auch zu den Älteren und damit zu den Führungsspielern. Beschreib doch mal, wie du deine Rolle im Team siehst und ausfüllst…

Tramm: Ich denke, dem, was Hamid zuletzt im Interview mit den FussiFreunden gesagt hat, ist nicht großartig viel hinzuzufügen. Ich versuche, von Spieltag zu Spieltag meine Top-Leistung zu bringen, um der Mannschaft im Kampf um die Punkte entsprechend helfen zu können.

Zwischenzeitlich bist du mal nach Harksheide gewechselt, warst aber schnell wieder zurück. Warum? Funktioniert der Stürmer Daniel Tramm nur in Vickys Reserve?

Tramm: Nein. Es war so, dass ich dort relativ schlecht gestartet bin. Ich hatte einen Ermüdungs-Wirbel-Bruch, so dass ich die ganze erste Saisonhälfte gar nicht spielen konnte und anschließend erstmal langsam wieder herangeführt werden musste. Dann habe ich, wenn ich mich richtig erinnere, noch neun Spiele gemacht, in denen ich fünf Tore erzielt habe. Das ist relativ in Ordnung. Auch da hätte ich funktioniert oder habe zum Teil funktioniert, aber zu diesem Zeitpunkt habe ich für mich entschieden, dass ich aufgrund beruflicher Geschichten einfach kürzer treten muss und den Weg unter der Woche nach Norderstedt so nicht mehr gehen kann. Von daher war Vicky II zu diesem Zeitpunkt – und das hat sich so auch bestätigt – die richtige Wahl. Hier kann ich vernünftigen Fußball auf einem vernünftigen Niveau mit meinem Job, bei dem ich hier und da auch mal im Ausland tätig bin, am besten kombinieren.

Blicken wir mal voraus: Am Wochenende tretet ihr im. Spitzenspiel bei eurem Verfolger HFC Falke an. Was erwartest du für eine Begegnung?

Tramm: Ich erwarte ein relativ offenes mit einer Menge Torraumszenen. Es wird ergebnisoffen sein. Auch, weil wir dort – anders als bei uns – auf Rasen spielen werden. Ich hoffe natürlich auf das bessere Ende für uns.

Dein Tipp: Wie geht's im Gipfeltreffen aus?

Tramm: Ich tippe auf einen Sieg für uns. Ich hoffe, das reicht als Vorhersage aus...

Und am Saisonende steigt ihr auf…?

Tramm: Das wird sich zeigen. Wir haben jetzt gerade einmal acht Spieltage absolviert. Derzeit sieht es gut aus, es ist aber auch noch ein weiter Weg zu gehen. Es ist noch zu früh, um eine Prognose zu treffen. Wir möchten uns natürlich im Vergleich zum Vorjahr verbessern. Worin das dann mündet, wird man am letzten Spieltag sehen. 
Interview: Jan Knötzsch