Oberliga

Aufgrund „brutalster Dummheit“: Vier gewinnt - nicht!

HEBC und BU mit irrem Schauspiel - Stier wütet

24. Februar 2019, 17:49 Uhr

Am Ende jubelte nur eine Mannschaft am Reinmüller - und das war der HEBC! Das 4:4 gegen BU war nach einem 2:4-Rückstand ein gefühlter Sieg für die Eimsbütteler. Foto: Heiden

"Sehr enttäuscht, sauer und sprachlos", so zeigte sich ein niedergeschlagener Marco Stier unmittelbar nach der gefühlten 4:4-Niederlage beim HEBC. Mit gewohnt offenen Worten hielt der Trainer des HSV Barmbek-Uhlenhorst nicht hinterm Berg: "Natürlich haben wir die Ambition, ein bisschen weiter nach vorne zu rutschen und dran zu bleiben. Das haben wir uns jetzt definitiv durch brutalste Dummheit verbaut! Darüber müssen wir intern sprechen", kündigte er eine Aufarbeitung der Geschehnisse, die bereits in der Vorwoche ihren Lauf nahmen, an: "Die ganze Woche war einfach nur das reinste Chaos", schimpfte er - und führte, in Anlehnung an das aufgrund einer vermeintlichen rassistischen Äußerung eines Zuschauers abgebrochene Meiendorf-Spiel, aus: "Es wurde unnützer Weise so viel Unruhe reingebracht und ein großer Hype daraus gemacht."

Der starke Fatih Umurhan (3. v. li.) besorgt das zwischenzeitliche 1:1. Foto: Heiden

Ob die Stimmungslage beim BU-Dompteur auch derart trist gewesen wäre, wenn Samuel Hosseini wenige Augenblicke zuvor den viel umjubelten 5:4-Siegtreffer erzielt hätte (alle Highlights im LIVE-Ticker)? Wohl eher nicht. Doch der Mittelfeldstratege konnte das Geschenk des ehemaligen Barmbekers Ilias Ide, der den unaufhaltsamen und überragenden Fatih Umurhan im eigenen Sechzehner zu Boden riss, nicht annehmen, brachte stattdessen nur eine jämmerliche und kümmerliche Rückgabe vom Elfmeterpunkt zustande. HEBC-Keeper Tino Nennhaus rettete seinem Team - nicht nur in dieser Situation - den Punkt und verdiente sich anschließend ein Sonderlob seines Trainers: "Wir können uns heute bei unserem Torwart bedanken. Ich bin, das kann ich so ruhig sagen, ein großer Kritiker von ihm - weil ich ich gewisse Situationen manchmal ein wenig anders sehe. Aber heute hat er den Unterschied ausgemacht", lobhudelte Jörn Großkopf seinen Schlussmann. Während Stier nach dem vergebenen Strafstoß von dem "i-Tüpfelchen" sprach und ob der laschen Ausführung Hosseinis meinte: "Das muss er mir auch nochmal erklären!" Vermutlich auch, warum der ehemalige Altonaer überhaupt zur Tat schritt. Denn: Stier verriet, dass eigentlich Jan Eggers hätte schießen sollen. "Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen. Vielleicht hat er sich nicht wohl gefühlt", rätselte der Übungsleiter nach Schlusspfiff.

Großkopf: „Wir müssen das 2:0 machen - ich glaube, dann kommen die nicht wieder“

Janek Wrede (2. v. li.) köpft den Ball zum viel umjubelten 4:4 unter die Latte. Foto: Heiden

Doch damit nicht genug. Wie Stier weiter erklärte, habe man die Woche über "jede Trainingseinheit mit nur acht Leuten absolviert. Alle waren verletzt oder krank. Da kannst du dann auch nur eine Beschäftigungstherapie daraus machen, weil du Angst hast, dass sich noch einer verletzt." Am Morgen vor dem Spiel meldete sich dann auch noch Abdel Hathat ab. "Wir spielen mit einem Sechser auf Rechtsaußen (Chris Pfeifer; Anm. d. Red.), dann verletzt sich auch noch Jeske und wir müssen alles auseinanderreißen. Trotzdem hatten wir noch genügend Qualität auf dem Platz", befand Stier, dessen Team nach einem Traumtor von Janosch Rinckens mit der Hacke in Rückstand geriet (12.). "Ich höre und lese wahrscheinlich nachher wieder in der Presse vom BU-Coach: 'Wir haben acht, neun Torchancen nicht genutzt.' Bei aller Wertschätzung Marco Stier gegenüber. Aber wir müssen das 2:0 machen! Ich glaube, dann kommen die nicht wieder", so Großkopf, der damit auf die Chance von Fabian Lemke, der Gaedtke bereits umkurvt hatte, sich dann aber zu weit abdrängen ließ (19.), ansprach. Stattdessen drehte der Gast das Spiel nach Toren von Umurhan (22.) und Ronny Buchholz (42.). Beide Male fungierte Pfeifer als kongenialer Vorbereiter.

„Große Moral und Charakter“ - HEBC schlägt nach 2:4 zurück

HEBC-Keeper Tino Nennhaus pariert den desaströs geschossenen Elfmeter von Samuel Hosseini und rettet seinem Team einen Zähler. Foto: Heiden

Kevin Trapp stellte kurz nach der Pause per 21-Meter-Freistoß zwar auf 2:2 (50.). Doch BU hatte die passende Antwort parat: Erst war es Umurhan, der Lasse Peters wie eine lästige Fliege abschüttelte und zum 3:2 traf (62.). Dann veredelte Jon Hoeft einen Hosseini-Lop zum 4:2 (65.). Deckel drauf? Mitnichten! Die Eimsbütteler steckten einfach nicht auf. "Vielleicht auch, weil der Gegner dachte, dass er schon durch ist. Wir können uns schon dagegenstemmen", hob Großkopf "die große Moral" seiner Truppe hervor - und sah zunächst den Anschlusstreffer durch Trapp, der von Peters in Szene gesetzt wurde (71.), ehe Janek Wrede einen Trapp-Eckball unter die Latte köpfte - 4:4 (76.)! In der Schlussphase drückten die Barmbeker noch einmal auf den "Luckypunch" - doch der blieb aus. "Die Mannschaft hat Charakter gezeigt. Trotz alledem machen wir dem Gegner das Toreschießen zu leicht", konstatierte Großkopf, der dennoch befand: "BU ist in der Offensive echt stark. Wir heute aber auch. Denn wir haben auch vier Tore gemacht gegen eine Spitzenmannschaft - so nennen die sich ja."

Stier: „Dieses Spiel darfst du nie im Leben aus der Hand geben“

Stiers Fazit fiel unterdessen sehr ernüchternd aus: "Du darfst keine vier Gegentore kassieren und kein 2:4 aus der Hand geben." Trotzdem bekundete er dem Gegner seinen "hohen Respekt". Denn: "Sie haben aufopferungsvoll gekämpft, uns das Leben schwer gemacht und sich nie aufgegeben. Das muss man anerkennen. Nichtsdestotrotz: Dieses Spiel darfst du nie im Leben aus der Hand geben!" Und weiter: "Wenn man ehrlich ist: HEBC hat einmal aufs Tor geschossen und macht vier Tore. Das andere waren alles Standards. Wir schießen 25 Mal aufs Tor, haben 30 Ecken und machen auch nur vier Tore", echauffierte er sich.

Autor: Dennis Kormanjos

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