Ü40-Meisterschaft

Wow, SCV: Dank Zechel-Zauber zum Double

Vickys Senioren holen nach Pokalsieg auch Meistertitel

15. Juni 2019, 20:01 Uhr

Ein Tor vorhergesagt, eins mit eingeleitet und eins erzielt: Matthias Zechel durfte sich das Siegerbier zurecht schmecken lassen. Foto: Mathias Reß

Das Endspiel um die Hamburger Meisterschaft der Ü40-Mannschaften zwischen dem SC Victoria und der TSV Reinbek befand sich bereits irgendwo in der zweiten Halbzeit, als Ronald Lotz zwei seiner Einwechselspieler zu sich winkte: Matthias Zechel und Wolfgang Schillings. Vicky-Coach Lotz instruierte die beiden draußen an der Seitenlinie, als es auf dem Feld einen Freistoß für den SCV gab. Auf dem Kunstrasen des USC Paloma an der Brucknerstraße legte sich Stefan Siedschlag den Ball zurecht. Noch ehe Vickys Nummer vier zum Schuss anlief, orakelte Zechel draußen abseits des Platzes: „Der geht rein, das wird das 1:1.“ Siedschlag lief an, nahm Maß – und traf tatsächlich (50.). Victoria hatte soeben den Rückstand ausgeglichen. Und das Match sollte noch lange nicht zu Ende sein. 

Nach dem Ausgleich schickte Lotz seine beiden frischen Akteure auf dem Platz. Nicht, ohne Zechel noch einen Satz mit auf den Weg zu geben. „Du machst noch dein Tor“, sagte Lotz in Richtung des leicht ergrauten Mannes mit der blauen Nummer neun auf dem Rücken des Trikots. Nun, erst einmal sollte daraus nichts werden. Zwar kam Zechel in der Minute nach seiner Einwechselung an den Ball, wurde dabei aber einige Meter vorm Strafraum der Reinbeker unsanft zu Boden befördert. Die SCV-Bank reklamierte lautstark ein Foul – nicht unbedingt verkehrt. Doch Schiri Peter Kohlert (VSG Stapelfeld) ließ die Partie weiterlaufen. Er hatte nämlich etwas erkannt: den Vorteil für Victoria. Trotz des Fouls an Zechel blieb der Club von der Hoheluft in Ballbesitz. Und zwar in Person von Tim Vogel, der mit dem Fuß das Leder weiter nach vorne trieb, ihm hinterher- und seinem Gegenspieler enteilte. Ein Blick reichte, dann zog Vogel ab. TSV-Keeper Sven Eggers konnte nichts mehr machen, die Kugel schlug in der 51. Minute zur Führung für die Lotz-Kicker im Netz ein.       

Der Treffer zum 3:1: Ein Tor mit Ansage und ein Sprint, der nicht hätte länger sein dürfen

Doublegewinner: Die Spieler des SC Victoria um Coach Ronald Lotz (hintere Reihe, re.). Foto: Mathias Reß

Damit hatte der SCV ein Spiel gedreht, in dem er in der ersten Halbzeit zunächst eigentlich längst das 1:0 hätte machen müssen – aber dennoch in Rückstand geriet. Nach einer ersten Hälfte, die sich eigentlich fast nur in Richtung Reinbeker Gehäuse abspielte, tat die TSV genau das, was Vicky vorher nicht gelungen war: die Chance(n) nutzen! Kurz vor der Pause brachte Dimitrios Evangelistis den Ball von links nach rechts auf den zweiten Pfosten in den Strafraum, dort stand Nils Heidrich und vollendete zum Führungstreffer für die Equipe von Coach Jens Krienke (35.+1). Quasi Fußball paradox vor den etwas mehr als 120 Zuschauern auf der Anlage des USC Paloma. Denn eigentlich hatte Vicky mehr vom Spiel gehabt – inklusive der besseren Einschussmöglichkeiten. In erster Linie die Flanke von Carsten Gemeinhardt, die nach 35 Minuten von rechts kommend an den linken Innenpfosten des TSV-Tores klatschte und von da aus wieder aufs Feld sprang. Und auch zu Beginn des zweiten Durchgangs sah es zunächst nicht danach aus, als ob die Hoheluft-Kicker das Match drehen würden.

Da bekamen die Lotz-Schützlinge nach einem Foul an Michael Klein von Schiri Kohlert einen Elfmeter zugesprochen. Der spätere Freistoß-Schütze Siedschlag übernahm Verantwortung und zielte von ihm aus gesehen rechts unten auf das Gehäuse, doch Schlusmann Eggers tauchte ab und hielt den Ball (43.). Doch da war ja noch der Doppelschlag aus der 50. und 51. Minute, der den SCV in Führung brachte – und Lotz' Weißsagung an Matthias Zechel. Und der hatte seinen großen Auftritt, nachdem zuvor Vicky-„Goalie“ Oliver Hinz gegen Oliver Sdchweißing die Führung rettete (58.): Es lief die 69. Minute, als der Ball lang nach vorn gespielt wurde, Zechel einen letzten Sprint hinlegte und das Spielgerät zum entscheidenden 3:1 ins Netz schoss. Anschließend ereilte ihn die Auswechselung. „Dein Weg hätte auch keine fünf Meter länger sein dürfen“, flachste John Siebke in Richtung von Zechel, der zugab: „Ich hab' mir ne Zerrung geholt. Allerdings nicht beim Tor, sondern schon bei einem Angriff vorher...“ Sei's drum: Die Freude am „Double“, zuletzt hatte Vicky auch den Pokal gewonnen, konnte auch diese kleine Verletzung nicht mehr trübem

Jan Knötzsch     

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