LOTTO-Pokal

Die Trainer übernehmen: „Mega-Medaiyese“ sorgt für neue Norderstedter Elfer-Aufteilung

Norderstedt wird der Favoritenrolle gerecht, hat aber ein „Elfmeter-Problem“

21. August 2019, 22:44 Uhr

Norderstedts Lennart Keßner (li.) im Duell mit Ranjodh Chahal, der den zweiten Elfmeter verursachte. Foto: Heiden

Jens Martens musste gar nicht lange überlegen. „Das ist relativ einfach“, entgegnete er auf Nachfrage, wie sein Fazit zum „Nachholer“ der zweiten Pokalrunde (alle Highlights im LIVE-Ticker) ausfallen würde. „Wir haben den Pflichtsieg eingefahren und es insgesamt ordentlich gemacht. Es war nicht überragend, aber unterm Strich bin ich zufrieden“, sagte er nach dem souveränen Weiterkommen seiner Eintracht aus Norderstedt beim Bramfelder SV. Bis zur 75. Minute sei der Auftritt seiner Schützlinge „sehr konzentriert“ gewesen. Danach habe man jedoch „angefangen, zu schludern“, wie er befand. Doch am Ende stand ein in Garstedt wohlbekannte Manko: Das Schießen von Elfmetern…

Johann von Knebel (Mi.) bejubelt seinen Führungstreffer mit Lennart Keßner (li.) und Doppeltorschütze Jan Lüneburg. Foto: Heiden

„Wir haben die Rollen schon verteilt“, scherzte Martens, ehe er anfügte: „Einen schießt ‚Femi‘ (Trainerpartner Olufemi Smith: Anm. d. Red.), den anderen schieße ich“, sollten seine Norderstedter die nächsten Strafstöße zugesprochen bekommen. Denn am Mittwochabend an der Ellernreihe versagten zunächst Jordan Brown vom Punkt aus – nachdem Jonas Kastl zuvor Johann von Knebel zu Fall gebracht haben soll, eigentlich aber vor seinem Gegenspieler am Ball war – die Nerven (8.). Dann fand Jan Lüneburgs kläglicher Versuch – diesmal ging Ranjodh Chahal gegen Lennart Keßner ziemlich plump zu Werke – nicht den Weg ins Bramfelder Tor (35.). Beide Male erwies sich „Teufelskerl“ Victor Medaiyese als „Elfer-Killer“ und parierte die Schüsse seiner Kontrahenten! „Natürlich waren die wirklich schlecht geschossen“, musste auch Martens eingestehen, „aber die beiden zurzeit ersten Elfmeterschützen für uns waren heute auch nicht auf dem Platz“, womit der EN-Coach auf Nick Brisevac und Rico Bork ansprach. Das Duo erhielt aufgrund des anstehenden Pensums von fünf Spielen in 15 Tagen eine Verschnaufpause.

„Für Victor persönlich ist es natürlich überragend“

Victor Medaiyese pariert seinen zweiten Strafstoß - am Ende reichte es dennoch nicht für den BSV zur Pokal-Überraschung. Foto: Heiden

„Es ist natürlich ärgerlich, wenn der erste Elfer aus ‚Freundlichkeit‘ gegeben wird. Denn aus unserer Sicht war das keiner, weil unser Verteidiger klar vor dem Ball war“, befand Bramfeld-Coach Carsten Henning, der an der Ellernreihe zusammen mit Mirko Schulz das Sagen hat. „Nichtsdestotrotz ist es positiv zu erwähnen, dass wir zwei Elfmeter gehalten haben. Für Victor persönlich ist das natürlich überragend“, huldigte Henning seinen Schlussmann, der in der Liga vor kurzem bereits zwei Elfmeter gegen Rugenbergen entschärfte. Auch da reichte es für den BSV am Ende jedoch nicht zu etwas Zählbarem (2:3). „Dann kann er sie beim nächsten Mal ja lieber durchlassen“, witzelte Henning, ehe er wieder ernst wurde: „Für uns als Mannschaft ist es natürlich ärgerlich, dass wir direkt danach in beiden Spielen jeweils ein Gegentor kriegen.“ Denn: Wie gewonnen, so zerronnen. Jeweils im direkten Gegenangriff kassierte der Oberligist die Nackenschläge. „Wir pennen eine Minute danach, weil wir uns freuen und so happy sind, dass er den gehalten hat, dass wir einfach das Verteidigen vergessen. Das hat Norderstedt clever ausgenutzt.“

Bramfelder Plan nicht aufgegangen

Im Kampf um den Ball: BSV-Verteidiger Bilali Paraiso (li.) vs. Jordan Brown. Foto: Heiden

Zunächst in Person von Johann von Knebel, der eine Brown-Flanke einköpfte (9.). Dann durch „Unglücksrabe“ Lüneburg, der einen Querpass von Juri Marxen nur wenige Momente nach seinem Fehlschuss im Eckigen unterbrachte (37.). „Der Plan war“, verriet Henning anschließend, „dass man versucht, möglichst lange die Null zu halten, was gegen einen höherklassigen Gegner ja immer so ist. Wir wollten erstmal verteidigen und versuchen, in die Zweikämpfe reinzukommen, Norderstedt wehzutun und dadurch auch Nadelstiche nach vorne zu setzen, so dass der Gegner irgendwann nervös wird und man die eigenen Möglichkeiten nach vorne suchen kann.“ Aber: „Das ist uns nicht geglückt.“ In der Pause habe man sich vorgenommen, „etwas offensiver zu stehen und mutiger zu spielen, was wir eigentlich von Anfang an machen wollten“, so Henning. „Doch dann kriegen wir das 0:3 und danach war die Messe gelesen.“ Wieder waren es Marxen und Lüneburg im Zusammenspiel. Erstgenannter flankte, der Angreifer nickte ein (49.).

„Natürlich ist es verdient für Norderstedt“

Justin Sadownik (re.) rückte kurzfristig für den beim Warmmachen verletzten Ahmed Opardija in die Startelf. Foto: Heiden

Der Rest war ein einziges Schaulaufen – bis zur 75. Spielminute. „Dann gab es zwei, drei halbe Situationen, wo wir einfach die Konzentration nicht mehr so hochhalten konnten und dem Gegner ein bisschen mehr Luft gelassen haben. Aber bis dahin war es kontrolliert, dominant – und von daher auch okay“, bilanzierte Martens, dessen Torsteher Stefan Rakocevic in Minute 76 das erste Mal richtig eingreifen musste, als er einen langen Freistoß von Robin Polzin, den Christian Westphal knapp verpasste, den Keeper dadurch aber irritierte, aus dem Eck kratzte. „Natürlich ist es verdient für Norderstedt“, konstatierte Henning. „Sie hatten die meisten Spielanteile, aber das war von vornherein nicht anders zu erwarten.“ Während Martens abschließend zu Protokoll gab: „Von den Spielern, die wir heute haben spielen lassen, wollten wir einfach sehen, dass sie in solchen Momenten ihre Möglichkeiten bekommen und das Beste für sich und die Mannschaft machen. Das haben sie getan. Ohne dass ich jetzt sagen würde, dass ein einzelner Spieler mir heute ganz besonders aufgefallen wäre. Aber es war alles in Ordnung.“ Und das endete mit dem Einzug in die Vierte Runde des LOTTO-Pokals... 

Autor: Dennis Kormanjos