Oberliga
„Brutales“ Dassendorf sorgt im Gipfeltreffen für einen „Klassenunterschied“
„Wir haben viel dafür getan, dass alle noch auf ihre Kosten kommen“
Marius Ebbers war angefressen und hochgradig bedient: „2:4 verloren. Zur Halbzeit 0:4. Ich glaube, das sagt alles über das Spiel aus. Viel mehr möchte ich jetzt im Moment dazu nicht sagen“, fiel sein Statement auf der Pressekonferenz kurz und bündig aus. Auf Nachfrage, ob Dassendorf zu schlagen ist, wenn sie so spielen wie in der ersten Halbzeit, entgegnete der Trainer des SC Victoria: „Ja“, ehe er seine Meinung auch begründete, wie im nachfolgenden Video von der PK zu sehen ist.
Auch wenn sich Jean-Pierre Richter seinem Gegenüber mit der knappen Spielanalyse „eigentlich gerne anschließen“ wollte, geriet er dann doch ein wenig ins Schwärmen – zumindest über die Darbietung seiner Equipe im ersten Durchgang: „Wir haben brutale 40 Minuten abgeliefert. Das war wirklich von der Konsequenz, vom Fleiß, von der Anstrengung auf dem Feld, aber auch von der mentalen Geduld, einerseits auf Fehler zu warten und andererseits die Spielstärke zu haben, die Umschaltmomente zu nutzen, genau so, wie wir uns das vorgestellt haben“, freute sich der Dassendorf-Coach – und fügte an: "Da kann man wirklich einen Riesenhaken plus Sternchen dahinter setzen!“ Gleiches gilt für die Leistung von Sven Möller, der einmal mehr zum Hauptprotagonisten und nicht von ungefähr nach dem Spiel von seinem Trainer zum „MVP“ gekürt wurde.
Möller zieht auf, Dittrich narrt gesamte Gäste-Defensive
Erst verwertete „Mölli“ ein Zuspiel von Mattia Maggio (14.), ehe er keine 60 Sekunden später eine Hereingabe von Maximilian Dittrich im Vicky-Gehäuse unterbrachte (15.). Dabei profitierte der „Blondschopf“ vom Fehler des in der Mitte weggerutschten Yannick Siemsen. Auch ansonsten war die Hintermannschaft der Gäste äußerst anfällig, löchrig und verteilte reihenweise Geschenke. So wie Marc Lange in Minute 22, als er Möller um ein Haar den lupenreinen Hattrick auf dem Silbertablett servierte und mit einem haarsträubenden Fehlpass dafür sorgte, dass der Doppeltorschütze den Kunstschuss fast von Höhe der Mittellinie über den weit vor seinem Kasten postierten Dennis Lohmann wagte. Die Kugel segelte nur knapp über die Latte. Auch in der Folge hatte Möller nicht genug. Seine Vorlage verwertete Maggio zum 3:0 (30.), ehe Dittrich die eklatante Defensivarbeit des SCV offenbarte. Von Marcel Lenz in Szene gesetzt, startete der „Flügelflitzer“ sein Solo vor den Augen der Dassendorfer Bank, düpierte fünf Gegenspieler, ließ diese wie Slalomstangen stehen und veredelte sein traumhaftes Solo mit dem Treffer zum 4:0 (38.)!
Claus bringt Vicky-Hoffnung per Doppelpack zurück
Zwölfter Sieg im 13. Saisonspiel - und weiter souveräner Tabellenführer: Die TuS Dassendorf ist das Maß der Dinge in der Oberliga. Foto: Kormanjos
Die Richter-Schützlinge setzten ein dickes Ausrufezeichen – mit klitzekleinem Schönheitsfehler: „Es ging vor der Halbzeit schon los, dass wir ein bisschen ‚flusig’ in eigenen Ballphasen wurden“, befand „JPR“ – und führte an: „Wir haben diesen einen Schritt, den wir in der ersten Halbzeit mehr gemacht haben, nach der Pause deutlich weniger gemacht.“ Hinzu kam ein Gegner, der sich nun auch wehrte. Eine Ecke von Timo Stegmann köpfte der am ersten Pfosten völlig alleingelassene Ian-Prescott Claus zum 1:4 ein (50.). Ergebniskosmetik? Als der Ex-Dassendorfer das Leder nach einem Pass von Kapitän Felix Schuhmann vom linken Strafraumeck ins lange Eck schlenzte und Christian Gruhne ein zweites Mal überwand (63.), keimte urplötzlich wieder so etwas wie Hoffnung bei den Gästen auf. Vor allem, weil Claus nun Betriebstemperatur erreichte und noch zwei weitere Abschlüsse zu verzeichnen hatte – erst parierte Gruhne stark (65.), dann zielte er aus 14 Metern etwas zu hoch (82.), ehe er sechs Minuten vor dem Ende angeschlagen ausgewechselt werden musste. Spätestens da schien klar, dass eine denkwürdige Aufholjagd ausbleiben würde.
„Betrübtes Glücksgefühl“ trotz „tollem Ergebnis“
Dennoch sorgte der zweite Abschnitt beim Pokalsieger dafür, dass das „Glücksgefühl ein bisschen betrübt“ war, wie Richter anschließend gestand. Nichtsdestotrotz sei das „ein tolles Ergebnis gegen eine ballstarke und sehr gute Mannschaft“, so der Ex-Coach der Hoheluft-Kicker, der mit Mark Hinze einen Mann auf dem Platz hatte, der sich vor 312 Zuschauern einmal mehr ein Fleißkärtchen verdiente, als richtiges „Arbeitstier“ erwies, auch in der schwierigen Phase nach der Pause dagegen stemmte und neben Sven Möller zum stillen „MVP“ avancierte. Ganz so still war er nach dem Triumph nicht – wie im Video-Interview zu sehen.