Oberliga

Winkels „nicht despektierlich gemeintes Versprechen“

08. Dezember 2019, 19:35 Uhr

Stefan Winkel (re.) hat seiner Frau vor dem Spiel vier Tore versprochen - und hielt Wort. Foto: KBS-Picture.de

Sein Trainer wusste nichts von seinem Schwur. Und auch Stefan Winkel selbst wollte erst auf Nachfrage mit der Sprache raus – nachdem er zuvor noch verriet: „Ich habe meiner Frau heute zu Hause ein Versprechen gemacht. Deswegen wusste ich, dass ich in der zweiten Halbzeit noch ein bisschen mehr Gas geben muss.“ Der Grund für seine Beteuerung: „Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich heute in der Bringschuld bin, weil es die letzten Wochen vor dem Tor gar nicht lief.“ Doch was war denn nun das Versprechen von Winkel an seine Herzdame? „Das ist nicht despektierlich gemeint. Aber ich habe ihr vier Tore versprochen“, klärte der Offensivakteur des TSV Sasel nach dem Kantersieg gegen den TSV Buchholz 08 (alle Highlights im LIVE-Ticker) auf.

Nachdem er „in der ersten Halbzeit schon den einen oder anderen auf dem Fuß hatte“, aber noch ohne Torerfolg blieb, ließ es Stefan Winkel im zweiten Durchgang so richtig krachen. Auf die längst überfällige Führung von Jonathan Zinn, der ein Zuspiel von Daniel Lichy veredelte und den Bann brach (54.), folgte ein Doppelschlag von Winkel vom Punkt. Erst verwandelte er einen von Ahmed Abdurahman an ihn selbst verursachten Strafstoß (61.), dann verlud er Lennart Brückner ein zweites Mal, nachdem Abdurahman ein zweites Mal zu spät kam, Jean-Lucas Gerken zu Fall brachte und die Ampelkarte sah (69.). Zwar gelang Dustin Jahn mit einem herrlichen Freistoß der schnelle Anschlusstreffer (72.) – doch dieser brachte nicht den erhofften Aufwind. Ganz im Gegenteil. „Spätestens nach dem zweiten Elfmeter war das eine Aufgabe von uns. Da sind wir nicht mehr hinterhergekommen, nicht mehr gegenangegangen und haben die Bälle zu leichtfertig verloren, nicht mehr zurück erkämpft und Sasel so schön ins Konzept gespielt. Die haben das super ausgenutzt und mit hohem Tempo ausgespielt“, befand Buchholz-Interimstrainer Rüdiger Meyer.

Fehlende Qualität? „Nein, überhaupt nicht“

Die Nordheider gaben sich auf und wehrlos geschlagen. Unmittelbar nach dem 1:3 aus Gäste-Sicht unterlief Andreas Metzler ein unglückliches Eigentor (74.), ehe Winkel sein Versprechen einlöste, ein Zuspiel von Tolga Celikten verwertete (76.) und kurz darauf das halbe Dutzend voll machte (80.). Die 08er ließen das Zankl-Ensemble gewähren – und so konnte Timo Adomat nach einem Pass von Marc-Oliver Timm den 7:1-Endstand besorgen (84.). „Wir wussten, dass wir mit unserer personellen Situation dünn dran sind. Nichtsdestotrotz hatten wir nach unserer Meinung eine gute erste Elf auf dem Platz.“ Das Ziel war, „möglichst lange die Null zu halten“, so Meyer. Dies gelang auch im ersten Abschnitt – wenngleich Keeper Brückner mehrfach sein Können unter Beweis stellen musste und mehr Ballkontakte mit den Händen als viele seiner Mitspieler mit den Füßen gehabt haben dürfte. Trotz der deftigen Klatsche sieht Meyer genug Qualität im Kader, wie er zu Protokoll gab. „Wir haben aus den letzten drei Spielen sieben Punkte geholt. Das ist schon um einiges besser, als es die Wochen davor haben erwarten lassen. Sasel war in der aktuellen Verfassung nicht der Maßstab.“

„Er war heute super schwer zu verteidigen“

Apropos Maßstab: Den setzte sich Stefan Winkel vor dem Spiel höchstselbst. „Das Versprechen konnte ich halten“, strahlte er hinterher. „Das war ein schöner Abschluss der Hinserie. Ich glaube, Danny (Zankl; Anm. d. Red.) ist auch zufrieden. Von daher war’s für alle ein guter Sonntag.“ Und das bei absolutem „Schmuddelwetter“ am Parkweg. „Dafür war die zweite Halbzeit für uns ein fußballerischer Sonnenschein“, so Vierfach-Schütze Winkel, der am Freitag nach dem Training noch mit Zankl zusammen saß, wie dieser kundtat: „Da haben wir ihm mitgeteilt, dass er von den letzten sechs Halbzeiten fünf sehr starke gespielt hat, ohne sich zu belohnen. Aber er war sehr fleißig, hat ein gutes Pressing und super mannschaftsdienlich gespielt – und hat mittlerweile vor allem auch viel Power in seinem Spiel hat. Heute war er super schwer zu verteidigen – und wir haben ihm gegenüber am Freitag schon angedeutet: Wenn er den Fleiß weiter an den Tag legt, wird er sich auch mit ein, zwei Toren belohnen können. Das hat er heute gemacht. Jetzt hoffe ich, dass er seine Leistung noch dreimal in diesem Jahr bestätigen kann“, hofft Zankl auf eine ähnliche „Explosion“ im Training und im abschließenden Pokalspiel beim Harburger SC. „Wir sind voll im Soll und haben jetzt noch ein Ziel – und das ist im Pokal zu überwintern. Dann können wir ein super Jahr beenden.“

Autor: Dennis Kormanjos