Landesliga Hammonia

Neuer HTB-Coach Schneider will weg von den „Hopp-oder-Top-Ergebnissen“

23. Januar 2020, 11:47 Uhr

Der derzeit verletzte Kapitän Kirill Schneider übernimmt das Traineramt beim Harburger TB. Archivfoto: noveski.com

Erst stellte Steffen Prielipp sein Cheftrainer-Amt „aus privaten Gründen“ zur Verfügung. Dann gab auch Ingo Brussolo seine Posten als Co-Trainer und Liga-Manager ab. Begründung: Die Art und Weise der Nachfolger-Suche. Der Fußball-Vorstand, so Brussolo, soll seinen Vorschlag einer internen Lösung mit dem verletzten Kapitän Kirill Schneider und seiner Person an der Spitze abgelehnt haben. Umso überraschender, dass der neue Chefcoach an der Jahnhöhe auf den Namen Kirill Schneider hört! „Ingo und Steffen haben eine super intakte Mannschaft hinterlassen, was es mir leicht machen wird, meine erste Herrenstation anzugehen. Ich hätte es auch super gerne mit Ingo zusammen gemacht, aber leider hat das nicht geklappt“, bestätigt uns der 29-jährige Schneider, der sich im Juli bei einem Testspiel das Kreuzband riss und seither zum Zuschauern verdammt war, seine neue Tätigkeit – und verriet zugleich, dass er einen alt-bekannten Co-Trainer an die Seite gestellt bekommt…

„Die Frage war von Anfang an: Lösen wir das ex- oder intern?“, klärt Kirill Schneider die Herangehensweise des Harburger TB bei der Suche nach Nachfolgern für das Trainerduo Prielipp/Brussolo auf, ehe er erklärt: „Die Wahl ist dann relativ schnell auf mich gefallen.“ Der Grund dafür, warum es ein bisschen länger gedauert habe, so Schneider, sei einzig und allein der gewesen, dass die Frage geklärt werden musste, „wer mich künftig unterstützen wird“. Die Antwort darauf: Nabil Toumi. Der 37-jährige A-Lizenz-Inhaber war bis August 2017 bereits an der Jahnhöhe tätig, ehe sich ihm die Chance bot, im Nachwuchs des FC St. Pauli anzuheuern. Dort fungierte er zunächst als Co-Trainer der U17, dann als Assistent von Timo Schultz bei der A-Jugend. Nun war Toumi wieder auf dem Markt. „Ich kenne ihn sehr gut und habe auch schon mit ihm zusammengearbeitet“, so Schneider, der betont, dass die Aufgabenteilung klar geregelt und „auch der Mannschaft gegenüber kommuniziert“ sei. „Nabil wird mich als Co-Trainer unterstützen.“ Zudem stellt er klar, dass sein Engagement als Chefcoach „unbegrenzt“ und „nicht bis Saisonende datiert“ sei.

„Es gab schon länger gewisse Anzeichen, dass es so kommen könnte“

Nach den Rücktritten von Steffen Prielipp (re.) und Ingo Brussolo musste der HTB auf dem Trainer-Posten reagieren. Foto: Brussolo

Dass es nun zu dieser Situation gekommen sei, habe ihn und die Mannschaft „nicht groß überrascht“, wie er verrät. Denn: „Es war immer so kommuniziert, dass Steffen und Ingo ihren Verbleib vom jeweils anderen abhängig machen. Heißt: Geht der eine, wird auch der andere aufhören. Und bei Steffen gab es unter uns Spielern schon länger gewisse Anzeichen, dass es so kommen könnte“, will er aber nicht näher ins Detail gehen. Klar ist aber auch, dass sich Schneider erst noch in die neue Rolle als „Taktgeber“ abseits des Platzes hineinfinden muss. Wenngleich er mit der anderen Funktion auf dem Feld noch nicht endgültig abgeschlossen hat. „Ich habe dem Verein gesagt, dass ich das Traineramt mit allen Bedingungen übernehmen und ausführen werde. Wenn es irgendwann so weit sein sollte, dass ich wieder spielen kann, würde ich dies gerne wieder tun.“ Über eine Doppelfunktion – beispielsweise als Spielertrainer – habe man sich „noch überhaupt nicht unterhalten“, so der Mittelfeld-Regisseur. „Aber ich präferiere es, eine Sache ganz auszuüben. Sonst würde es auch Probleme mit der Glaubwürdigkeit geben.“

„Wir haben viele Spieler im Kader, die wissen, wie ich als Trainer ticke“

Apropos Glaubwürdigkeit: Auch wenn es seine erste Station als Cheftrainer im Herrenbereich ist, sieht er darin keinerlei Schwierigkeiten. „Einerseits war ich Kapitän und bin ein erfahrener Spieler, der sich ein gewisses Standing erarbeitet hat. Andererseits war ich von 2010 bis 2017 im Nachwuchs beim HTB – von der D- bis zur A-Jugend – tätig. In der Zeit habe ich auch mit Steffen (Prielipp; Anm. d. Red.) oder Nabil (Toumi) zusammengearbeitet.“ Zudem habe er in jener Zeit die 98er- und 99er-Jahrgänge trainiert und dadurch auch den Werdegang der jetzigen Leistungsträger wie Niklas Schulz oder Vincent Bürger mit beeinflusst. „Aus diesen Jahrgängen haben wir noch acht, neun Spieler in der Mannschaft. Die kennen mich also schon als Trainer und wissen, wie ich ticke. Hinzu kommt, dass durch meine Verletzung auch schon ein bisschen Abstand gewachsen ist.“

„Ich habe viele Offensivspieler - das ist auch der Stil, den ich präferiere“

Nabil Toumi kehrt nach seiner Tätigkeit im Nachwuchs des FC St. Pauli zum HTB zurück und unterstützt Schneider als Co-Trainer. Archivfoto: noveski.com

In den verbleibenden zehn Spielen gehe es nun vorrangig darum, „die Saison vernünftig zu Ende zu bringen. Durch die drei Siege vor der Winterpause konnten wir uns ja ein kleines Polster nach unten verschaffen. Zudem wollen wir uns als junges Team entwickeln.“ Und das mit neuem Personal? „Wir haben ein paar Testspieler“, lässt Schneider aufhorchen. Darunter auch den Oberliga-erfahrenen Alexandar Mucunski (Concordia, FC Süderelbe und Meiendorfer SV). „Ich kann bestätigen, dass er bei uns mittrainiert. Aber noch ist nichts fix.“ Verlassen haben den Verein im Winter Keeper Murat Bakir (FC Süderelbe), Kevin Biedermann, Kevin Piescheck, Stefan Sawiel (alle Ziel unbekannt), Tim Bündert (pausiert) sowie Thomas Piper (Karriereende). „Ich habe viele Offensivspieler im Kader. Das ist auch der Stil, den ich präferiere. Es geht also viel ums Gegenpressing. Außerdem setze ich sehr stark auf die Disziplin“, gibt Schneider einen kleinen Einblick in seine Philosophie – und erzählt, dass sich seine Art, Fußball spielen zu lassen, nicht groß von dem Stil seiner Vorgänger unterscheidet.

In der nächsten Saison wolle man dann zusehen, „von diesen Hopp-oder-Top-Ergebnissen wegzukommen, uns zu stabilisieren und weiterzuentwickeln“, gibt der neue starke Mann die Marschroute vor – und teilt uns abschließend mit, dass man noch auf der Suche nach einem neuen Teammanager sei. Die letzte noch offene Position beim Hammonia-Achten…

Mit folgender Pressemitteilung bestätigt der HTB das neue Trainer-Gespann

Wir freuen uns, für unsere 1. Herren Kirill Schneider als hauptverantwortlichen Trainer gewonnen zu haben. Kirill hat sich bis zuletzt nicht nur als Spieler verdient gemacht, sondern auch bereits seine Qualitäten als Trainer unter Beweis gestellt. Er ist dem HTB bereits über Jahre verbunden und nicht das erste Mal haben wir das Glück, intern quasi aus dem Vollen schöpfen zu können. Mit Kirill haben wir einen jungen, engagierten und nicht zuletzt fachlich versierten Trainer. Wir sind überzeugt, dass er unsere Liga-Mannschaft erfolgreich in die Zukunft führt und dafür wünschen wir ihm alles Gute und auch das Quäntchen Glück, welches man immer braucht, um seine Ziele zu erreichen. Sehr erfreut sind wir aber auch darüber, dass wir zusätzlich mit Nabil Toumi jemanden ins Boot holen konnten, der ebenfalls schon seit der Jugend über Jahre dem HTB verbunden ist. Er wird Kirill als Co-Trainer unterstützen und ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen. Auf eine gute Zusammenarbeit!


Frank Borstelmann
Abteilungsleiter Fußball HTB v. 1865 e.V.

Autor: Dennis Kormanjos