LOTTO-Pokal

Zum Wohl(ers), Altona: Ab ins Viertelfinale, weil Osdorfs Esprit zu spät kommt

19. Februar 2020, 22:38 Uhr

Sein Treffer zum 3:0-Zwischenstand sollte für den AFC letztlich Gold wert sein: Ole Wohlers. Foto: KBS-Picture.de

Ole Wohlers sah doch recht mitgenommen aus. Der 19-Jährige Stürmer von Altona 93 trug nach dem Schlusspfiff des LOTTO-Pokal-Achtelfinales beim TuS Osdorf (Hier gibt's den Live-Ticker zum Nachlesen) nur noch einen seiner beiden Fußballschuhe. Am anderen Fuß hatte sich Wohlers seines Schuhwerks entledigt und auch den Stutzen nebst Socke heruntergezogen. In diesem zugegeben etwas komisch aussehenden Zustand humpelte er mit seinen Teamkollegen in Richtung der AFC-Fans und durfte sich freuen und feiern lassen. Mit 3:2 hatte der AFC soeben das Spiel gegen den Oberligisten vor 1120 Zuschauern am Blomkamp für sich entschieden. 

Und Wohlers war der Mann, der den einen Treffer, den der AFC mehr auf seiner Seite hatte, erzielt hatte. Nach 67 Minuten hatte der Youngster getroffen – und das, nachdem er erst in der 49. Minute ins Spiel gekommen war. Das Ende des Spiels erlebte Wohlers, dann wieder an der Seitenlinie – angeschlagen ausgewechselt, ehe er schließlich im FussiFreunde-Videointerview das Spiel Revue passieren ließ. Ein wenig taugte Wohlers nach der Begegnung zum Sinnbild – so abgekämpft, wie er aussah. Auch der AFC hatte sich in der Partie letztlich abgemüht. Denn: Nachdem die Kicker von der Griegstraße im Anschluss an Wohlers' Treffer zum Stand von 3:0 schon wie der sichere Sieger aussahen, erhielt das Spiel in den letzten 20 Minuten noch einmal neue Spannung – weil der TuS zwei Mal traf und drauf und dran war, in einer nun endlich einem Pokal-Fight entsprechenden Stimmung, auch noch das 3:3 nachzulegen. Das aber sollte der Equipe vpn Philipp Obloch nicht mehr gelingen – trotz fünfminütiger Nachspielzet. 

Altonas Ole Wohlers im Videointerview

Algan: „Fünf Minuten Nachspielzeit pro Halbzeit – das verstehe ich nicht“

AFC-Trainer Berkan Algan war mit der langen Nachspielzeit in beiden Halbzeiten nicht einverstanden. Foto: KBS-Picture.de

Und genau die erzürnte Berkan Algan. „Wir haben ein, zwei Unterbrechungen gehabt. Aber ich habe es noch nie erlebt, dass man fünf Minuten pro Halbzeit nachspielen lässt. Das verstehe ich nicht. Das kann er mir auch nicht erklären“, sagte der AFC-Coach in Richtung Referee Florian Pötter (FC Voran Ohe), der schon in der ersten Häfte Osdorfs Spielanalyst Ediz Aptoula auf der TuS-Trainerbank die Rote Karte zeigte. „Insgesamt“, so Algan weiter, „hat er ja vernünftig gepfiffen. Aber bei aller Liebe: Pro Halbzeit fünf, also zusammen fast zehn Minuten – tut mir leid, das geht nicht. Pro Halbzeit zwei, zweieinhalb oder drei Minuten sind okay, aber doch nicht insgesamt neun oder zehn.“ In eben jenen fünf Minuten Nachspielzeit der zweiten Hälfte „schwamm“ der AFC in der Defensive ein bisschen mehr, als es Algan lieb gewesen sein dürfte...

„Jetzt haben wir gewonnen, aber wenn da mal ein Ball durchrutscht...“, sinnierte der Trainer des Nord-Regionalligisten entsprechend. Denn auch Algan wusste: „Natürlich hat Osdorf jeden Ball lang nach vorne, natürlich wird man da wuschig und natürlich ist es hier schwer – das weiß jeder, der schon mal hier gespielt hat. Es gibt ein bisschen Emotionen, auch mal ein bisschen zu viel – aber am Ende steht es 3:2 für uns und wir sind weitergekommen. Das ist das allerwichtigste“, sagte er nach der Partie und ließ trotz der zwei Gegentreffer nach der eigentlich komfortablen Führung Milde walten: „Dass wir zwei Treffer kriegen, hat gar nichts damit zu tun, dass du was zulässt. Der Esprit springt einfach auf die andere Seite. Und wenn du da zwei, drei Entscheidungen hast, die gravierend sind, dann gibt es halt gefährliche Einwürfe und Standards – und das macht Osdorf gut.“ 

Obloch: „Ich habe das Gefühl, wir haben nicht alles auf den Platz bekommen, was wir können“

Der angeschlagene TuS-Torjäger Jeremy Wachter kam erst spät ins Spiel, konnte die Wende aber nicht mehr herbeiführen. Foto: KBS-Picture.de

„Die Enttäuschung ist schon sehr groß“, musste derweil Philipp Obloch im Anschluss an das Match zugeben und präzisierte: „Allerdings nicht, weil der Treffer zum 3:3 hinten raus nicht mehr gefallen ist, sondern weil ich das Gefühl habe, dass wir nicht komplett das auf den Platz bekommen haben, was wir eigentlich wollten und können. Und, weil ich finde, dass – unabhängig von den Chancen – das Ergebnis das Spiel nicht widerspiegelt.“ Sein Team, so der Osdorf-Übungsleiter „hatte mehr verdient.“ Doch was genau fehlte Obloch am Auftritt seiner Schützlinge? „Wir waren in der Startphase zu verhalten. Wir hatten zu viel Respekt vor den eigenen Fehlern. Das haben wir eigentlich erst mit dem Gegentreffer abgelegt, als die Jetzt-erst-recht-Mentalität kam. Dann haben wir auch relativ schnell gemerkt, wie viele Fehler mit Druck bei Altona passieren und wie viele Ballgewinne wir haben“, gab der TuS-Trainer zu Protokoll und ergänzte: „Das hätte ich mir schon in den ersten 20 Minuten gewünscht. Aber es ist irgendwie auch menschlich, dass zuhause vor ein bisschen Publikum gegen einen Regionalligisten nicht jeder das so runterspielt wie ein Oberliga-Spiel.“

Jan Knötzsch

Die komplette Spielanalyse von TuS-Trainer Philipp Obloch im Video

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