Regionalliga Nord

„Die Liga wurde vor sämtlichen Mitgliedern von Teilen des eigenen Vorstandes vorgeführt!“

02. April 2020, 18:22 Uhr

Andreas Klobedanz bestätigt uns gegenüber die "AFH"-Infos , seinen Abschied im Sommer - und verrät die Gründe. Foto: KBS-Picture.de

Der große Knall bei Altona 93 – und seine Folgen! Erst der Abschied von Manager Andreas Klobedanz und Pressesprecher Andy Sude zum Saisonende. Und nun der Ausstieg von Groß-Sponsor „Perlwitz Armaturen“, was „AFH“ zuerst vermeldet hatte Bleibt die Frage: Wie geht es beim abstiegsgefährdeten Regionalligisten weiter? Erstmals spricht Manager Klobedanz über den großen Knall und die Gründe für seinen Entschluss, dem AFC den Rücken zu kehren. „Vieles ist schon länger klar“, teilt er uns zu Beginn des Gesprächs mit – und beteuert, dass sein Ausscheiden „mehrere Gründe“ habe.

In Lurup holte Klobedanz (li.) Berkan Algan als Spieler und "versprach ihm in die Hand, dass er mein Nachfolger wird". Seither bilden sie ein Funktionsduo. Foto: KBS-Picture.de

„Einer der Gründe“, so Klobedanz, der versichert, dass es sich dabei „um keine Floskel handelt“, sei die Tatsache, „dass ich in meinem Beruf als Polizeibeamter mehr Verantwortung bekommen werde, was für mich auch in einem Standortwechsel münden könnte“. Doch der 56-Jährige macht auch keinen Hehl daraus, dass „der wesentliche Teil der Begründung für mich ein knappes halbes Jahr zurückliegt“. Und zwar in der Mitgliederversammlung, bei der er selbst nicht anwesend war, wie er uns erzählt. Aber: „Unsere Schatzmeisterin Jessica Weinert und die Liga wurden von Teilen des Vorstandes so massiv attackiert, dass sie unter Tränen zurückgetreten ist.“ Weinert sei für die Liga-Mannschaft und das Umfeld „eine unheimlich wichtige Person“ gewesen, betont Klobedanz. „Sie hat uns bei administrativen Dingen enorm unterstützt – und dort mit Christian Perlwitz und mir einige Aufgaben übernommen. Mit ihr ist ein ganz wesentlicher Eckpfeiler für uns als Liga-Mannschaft weggebrochen.“ Und so blieb im Vorstand mit Dirk Barthel, „der aber keine klare Linie vorgibt“, nur noch eine Person pro Liga-Fußball übrig gewesen. Für Klobedanz stand nach den Vorkommnissen bei der Mitgliederversammlung und dem dortigen Umgang mit Weinert jedenfalls fest: „Wie man mit ihr umgegangen ist, hat bei mir letzten Endes zu der Entscheidung geführt.“

"Das ist wünschenswert, aber nicht, wenn keine Mannschaft höher als Bezirksliga spielt"

Das große Manko: „Wir haben in der ganzen Zeit immer wieder mit internen Machtkämpfen aus dem Jugendbereich zu tun gehabt.“ Das Ziel der Jugendabteilung: Eine deutlich engere und stärkere Zusammenarbeit zwischen der Liga sowie der Zweiten Herren und der Jugend. So eng, dass vermehrt Spieler aus der „Zweiten“ oder auch A-Jugend im Liga-Kader zum Einsatz kommen. Klobedanz: „Das ist ja grundsätzlich auch wünschenswert und etwas Positives – aber nicht, wenn keine der Mannschaften höher als Bezirksliga spielt“, unterstreicht der scheidende Manager die Sinnlosigkeit der von der Jugendseite ausgehenden Ambitionen – und beklagt zugleich die fehlende Unterstützung. „Man hat sich immer mehr von dem leistungsbezogenen Sport entfernt.“ Deshalb, so Klobedanz, „musste ich für mich die Entscheidung treffen, ob ich für diesen Weg der richtige bin – und habe mir diese Frage mit ‚Nein‘ beantwortet.“ Zumal die Tatsache, dass „die Liga vor sämtlichen Mitgliedern von Teilen des eigenen Vorstandes vorgeführt wurde“, nicht spurlos an ihm vorbeiging.

"Es geht um Spaß - der ist mir abhandengekommen"

Während Klobedanz (2. v. li.) seinen Posten zum Saisonende niederlegt, hat Algan (3. v. re.) noch einen Vertrag bis 2021. Foto: KBS-Picture.de

Man habe versucht, Weinert kommissarisch noch ein Jahr dabei zu behalten, „was zunächst auch ganz gut aussah – daraus wurde dann aber doch nichts“, verrät „Klobe“ – und betont zugleich: „Letzten Endes ist es für mich ein Hobby. Es geht darum, Spaß dabei zu haben. Aber der ist mir abhandengekommen.“ Gleiches trifft wohl auch auf Sponsor „Perlwitz Armaturen“ zu. Der Ausstieg des Groß-Sponsors liegt nach unseren Informationen darin begründet, dass man das Vertrauen in den Vorstand komplett verloren habe. Und wie sieht es bei Trainer Berkan Algan aus? „Ihm hängt der Verein nun mal sehr am Herzen“, weiß Klobedanz um die enge Verbindung Algans zum Traditionsclub. Zudem besitzt dieser noch einen Vertrag bis 2021.

"Muss nicht unbedingt schädlich sein"

Bei all den Nebenkriegsschauplätzen, scheint die Frage, wie eine vertrauensvolle Zusammenarbeit bis Saisonende – sollte der Ball denn überhaupt nochmal rollen – überhaupt möglich sein soll, nur angebracht. „Für mich ist das eine Selbstverständlichkeit, alles zu geben. Denn ich habe bis zum Ende der Saison noch ein Ziel und eine Aufgabe“, stellt Klobedanz klar – und glaubt auch, dass die internen Machtkämpfe und vielen Negativschlagzeilen „nicht unbedingt schädlich sein müssen“. Denn: „Als Spieler geht es einem darum, Spiele zu gewinnen – und so hoch wie möglich zu spielen. Wir alle haben noch ein klares und gemeinsames Ziel vor Augen!“ Womit er den Klassenerhalt in der Regionalliga meint. Und sollte die Spielzeit tatsächlich auf dem Grün zu Ende gespielt werden, so werde er „bis zum letzten Tag zusammen mit Berkan und der Truppe volle Pulle geben und alles versuchen, damit wir das Ding schaukeln“.

"Es kann sein, dass ich sage: Es reicht"

Auch Christian Perlwitz steigt als Sponsor beim AFC aus. Foto: KBS-Picture.de

Und wie sieht Klobedanz seine Zukunft? „Ich bin gedanklich und emotional noch voll bei Altona. Ich habe 1994 meine Trainerlizenz gemacht und bin seitdem nahezu durchgehend in unterschiedlichsten Funktionen im Fußball tätig. Es kann gut sein, dass ich sage: Es reicht. Es kann aber auch sein, dass ich irgendwann, wenn eine spannende, attraktive der ambitionierte Aufgabe auf einen zukommt, wieder irgendwo tätig sein werde“, lässt er sich alles offen – und hält es wie im Fußball üblich: Sag niemals nie.

Autor: Dennis Kormanjos