Bezirksliga Nord
Gelb und Gelb macht offenbar nicht immer Gelb-Rot...
Diskutiert wurde nach Schlusspfiff eine Menge - und Schiedsrichter Torsten Roolfs (Mi.) stand im Mittelpunkt. Foto: noveski.com
Nachdem er einen vermeintlichen Tritt in die Hacken bekam, sah Yoel Männich (re.) im ersten Durchgang die Gelbe Karte. Foto: noveski.com
„Da spreche ich gar nicht drüber. Das spare ich mir, denn das bringt nichts“, wollte Poppenbüttel-Coach Yorck Männich keine Worte über die Vorstellung von Referee Roolfs verlieren – und fügte an: „Wenn ich auf irgendwas sauer bin, dann ist das auf den Verband. Man hat so lange gewartet und die Nicht-Punktmitnahme nun mit einem Paragraphen abgeschmettert – das ist lächerlich! Das sind Sachen, über die ich mich aufrege“, hielt sich Männich vornehmlich. Während sein Gegenüber zu Protokoll gab: „Ich bin eigentlich niemand, der etwas über den Schiri sagt. Er hat das Spiel nicht entschieden, aber...“, rang Gunnar Hitscher nach den richtigen Worten. Zurecht. Denn spätestens in der 56. Spielminute verlor der Mann in Gelb endgültig seine Linie. Yoel Männich, der im ersten Abschnitt in der 35. Minute wegen Meckerns die Gelbe Karte sah und kurz vor der Pause bei einem weiteren Vergehen noch ermahnt wurde, beging ein weiteres Foul in der eigenen Hälfte. Der Trainer-Sohn, der im ersten Durchgang ein ums andere Mal sehr unglücklich agierte, schien selbst zu ahnen, was nun folgen würde. Auch einige der 130 Besucher an der Bültenkoppel wähnten den FC Alsterbrüder nun im weiteren Spielverlauf in Überzahl.
"Da an den Sportsgeist zu appellieren, ist vielleicht zu blauäugig"
Der Blick geht raus: Yoel Männich (2. v. li.) ahnt nach seiner zweiten Gelben Karte Böses, darf aber weiterspielen. Foto: noveski.com
Und tatsächlich: Roolfs zeigte Männich den zweiten gelben Karton, aber beließ es dabei – auch nach Rücksprache mit seinem Assistenten Luis Filipe Albino Dos Santos. Den Platzverweis, den jenes Vergehen zur Folge gehabt hätte, ließ er stecken. Männich durfte weiterspielen! „Ich habe das mitgekriegt. Aber er hat sich ja nochmal mit seinem Assistenten abgestimmt – und dann war die Entscheidung, dass er offenbar nicht Gelb gesehen hatte“, rätselte auch Hitscher, der wenig später – in der Karten-Arie des Roolfs‘ – ebenfalls Gelb sah. „Das wäre ja eigentlich ein Protestgrund“, fehlten dem FCA-Trainer fast die Worte. „Der Verband muss sich einfach überlegen, ob er in einem solchen Spiel so einen Schiedsrichter ansetzt.“ Schließlich war das Aufeinandertreffen beider Mannschaften das Spiel zwischen dem Vize-Meister und dem Tabellendritten der Vorsaison. Während beide Parteien ihre Hausaufgaben auf dem Platz verrichteten, ohne den Ball in eines der Gehäuse zu bugsieren, tat dies einer nicht. „Da an den Sportsgeist zu appellieren, ist vielleicht auch ein bisschen zu blauäugig“, war das Hoffen von Hitscher auf ein Eingeständnis des Spielers vergebens.
"Der Schiedsrichter hat es nach Rücksprache wohl anders bewertet"
Felix Niebuhr (re.) scheint der Verzweiflung nahe, nachdem er am glänzend aufgelegten Jan Haerting (re.) scheiterte. Foto: noveski.com
Yorck Männich, Vater und Trainer des „Übeltäters“, entgegnete auf Nachfrage: „Er hatte durch Meckern eine Gelbe Karte in der ersten Halbzeit, ja. Aber das hat der Schiedsrichter nach Absprache mit seinem Assistenten wohl anders bewertet.“ Wie auch in der Folge die eine oder andere Szene. Trotz etlicher Unterbrechungen und zahlreicher Karten war nach nicht einmal zweiminütiger Nachspielzeit Schluss. Das brachte Spieler und Offizielle endgültig auf die Palme. Männichs sportliches Fazit: „Wir waren nicht besonders zufrieden mit dem Spiel. Das haben wir uns anders vorgestellt. Allerdings hatten wir in der Zentrale kurz vor Spielbeginn noch einen Ausfall. Das hat uns ein bisschen wehgetan“, meinte er den kurzfristigen Ausfall von Marc-Lennard Uhlhorn. „Wir haben nicht so den Zugriff bekommen, wie wir uns das vorgestellt haben. Der Gegner hat es gut gemacht.“ Dennoch hatte man „einige Szenen und Chancen“ zu verzeichnen, „der Gegner aber auch“, so Männich.
"Es war ein Spiel, das eigentlich nicht 0:0 ausgehen darf"
Schiri Roolfs (Mi.) guckt auf die Uhr - während Spieler und Offizielle fassungslos über den pünktlichen Abpfiff sind. Foto: noveski.com
Für Gunnar Hitscher war es hingegen eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. „Ich war nur ein Jahr hier und bin auch abgestiegen, aber es war trotzdem ein tolles Jahr. Es ist immer etwas Besonderes und ich bin nach wie vor gerne hier.“ Die Punkteteilung sei für ihn – in Anbetracht der Umstände – „insgesamt okay“, wie er konstatierte. „Wir sind besser reingekommen, dann hatte Poppenbüttel eine Phase, in der sie uns zwar nicht strukturiert bespielen, aber vor allem über zweite Bälle kommen. Gegen Ende der ersten Halbzeit haben wir das wieder besser gemacht und kontrolliert.“ Nach der Pause habe es zwar auf beiden Seiten „viele lange Bälle“ gegeben, „aber die besseren Kombinationen habe ich trotzdem bei uns gesehen“. Hitschers Schlussfolgerung: „Beide wollten es unbedingt. Es war so ein Spiel, das eigentlich nicht 0:0 ausgehen darf. Aber hintenraus ist es dann so, dass man noch das Tor machen will, aber auch Angst hat, es noch zu kriegen.“ Und wer weiß, wie es gelaufen wäre, wenn seine Mannen ab der 56. Spielminute in Überzahl agiert hätten?