LOTTO-Pokal

Im Elfer-Krimi: Historischer Sieg für die Alsterbrüder gegen Condor!

08. November 2021, 10:12 Uhr

Der entscheidende Schuss ins Alsterbrüder-Glück: FCA-Kapitän Felix Niebuhr (re.) lässt Yannik Jonas keine Chance. Foto: Klaas Dierks

Am Sonntag empfing der Bezirksligist FC Alsterbrüder die klassenhöhere Mannschaft des SC Condor zum Pokalspiel auf dem Walter-Wächter-Platz bei fast durchweg strömendem Regen, der den Kunstrasenplatz schnell werden ließ. Schnell kommen auch die Platzherren in Schwung. Sie scheinen sich von Anfang an vorgenommen zu haben, sich auch von einem Landesligisten auf dem Weg in die nächste Runde nicht stoppen zu lassen. Schließlich hatten sie in der Runde zuvor bereits den Oberligisten SC Victoria ausgeschaltet.

Alsterbrüder-Keeper Moritz Kühn ist geschlagen - Abdul-Mumin Ziba bringt den Favoriten in Front. Foto: Klaas Dierks

Innerhalb der ersten sechs Minuten erarbeiten sich die Hausherren drei gute Möglichkeiten, aber es fehlt an der nötigen Konsequenz im Abschluss. So gelingt es dem Gast, sich etwas frei zu spielen und seinerseits den Abschluss zu suchen. Aber Nahuel Rosa Medinas Versuch aus gut 20 Metern bringt ebenso wenig Zählbares, wie der Versuch, Francisco Javier Bacabo Ebongo in Szene zu setzen. Auf der anderen Seite ist es Luca Drude, der zu wenig Druck hinter den Ball bringt, um Keeper Norman Volber in Schwierigkeiten zu bringen. 


Nach einer Ecke scheinen die Alsterbrüder nicht gut organisiert, völlig frei kommt Abdul-Mumin Ziba zum Kopfball und überwindet Moritz Kühn etwas überraschend in der 22. Minute zentral aus fünf Metern zum 0:1. Als nur drei Minuten später Condors Kapitän Milos Ljubisavljevic intelligent in der Spitze angespielt wird, Moritz Kühn austanzt und aus neun Metern den Ball zum 0:2 in die Maschen zimmert, scheint das Wunder der Vorrunde nicht mehr wiederholbar. Daran mögen nun nur noch gnadenlose Optimisten glauben.

Hitscher-Elf verkürzt noch vor der Pause

Diese Chance lässt er sich nicht nehmen: Milos Ljubisavljevic (li.) bittet zum Tänzchen und erhöht auf 2:0 für die "Raubvögel". Foto: Klaas Dierks

Doch davon scheint es auf dem Vereinshaus-Balkon und an den Seiten des Spielfeldes einige zu geben, denn die Anfeuerungsrufe für die Alsterbrüder sind immer wieder lautstark zu vernehmen. Nach einem schönen Solo, das Ziba in den gegnerischen Strafraum bringt, wird dieser gerade noch von einem Abwehrspieler beim Schuss aufs Tor geblockt. So bleibt es beim 0:2 bis zur 37. Minute. Wieder ist es Luca „Duracell“ Drude, der jetzt im Mittelpunkt steht. Nach einer langen Flanke von der rechten Seite – fast von der Grundlinie – schädelt er den Ball vorbei an Volber knapp neben den linken Pfosten ins Tor zum viel umjubelten Anschlusstreffer. Geht da noch was? Ja! Wieder ist es Drude. Vier Minuten vor Ende der ersten Halbzeit steht er im Sechzehner blank vor Condors Schlussmann. Aber sein mit Wucht getretener Ball zischt aus acht Metern knapp über den rechten Knick. Das wär‘s aus Sicht der Alsterbrüder gewesen. Halbzeit.

Strüder lässt FCA jubeln

Luca Drude (li.) bringt den Außenseiter zurück - nur noch 1:2. Foto: Klaas Dierks

Aus der kommen die Alsterbrüder entschlossen. Es ist ein Spiel auf Augenhöhe. Ein Kampfspiel, erfreulich fair geführt. Die Alsterbrüder lassen den Gast kaum zur Entfaltung kommen, haben unter anderem durch Gian Luca Verago und den eingewechselten Stephan Wulf gute Möglichkeiten, können aber Chancen von Bacabo Ebongo und Rosa Medina nicht verhindern. Letzterer setzt sich in der 74. Minute auf dem linken Flügel gut durch und zieht im Sechzehner der Alsterbrüder aus spitzem Winkel ab, aber Kühn steht richtig und kann parieren. 


Zwei Minuten später sind wieder die Alsterbrüder am Zug. Verago, der auch sonst ein gutes Spiel macht, sieht Philipp Strüder in der Spitze. Sein Pass findet ihn – und Strüder, nicht unbedingt als Goalgetter bekannt, tut so, als wäre es sein täglich Brot. Er überlupft den herauseilenden Volber und schiebt dann zum verdienten Ausgleich ein (77.). Riesenjubel am Walter-Wächter-Platz. Nach 0:2-Rückstand jetzt 2:2.

Kainzberger wechselt den Torwart

Bei strömendem Regen zappelt der Ball im Netz: Philipp Strüder (2. v. li.) bringt das Runde zum 2:2 im Eckigen unter. Foto: Klaas Dierks

Kurz vor Schluss wechselt Condor-Trainer Ralph Kainzberger den Torwart. Nicht, weil Volber schlecht gespielt hätte, sondern weil es auf ein Elfmeterschießen hinausläuft, bei dem sein Vertreter Yannik Jonas einen Größenvorteil und auch eine Pokal-Historie hat (führte einst den USC Paloma als „Elferheld“ zum Pokal-Triumph über Condor). Den Größenvorteil nutzt er noch vor dem Abpfiff, um einen sehenswerten Fernschuss von Alsterbrüder-Kapitän Felix Niebuhr mit den Fingerspitzen über die Latte zu heben. So kommt es zum Elfmeterschießen, das am tribünenfernen Ende des Platzes stattfindet. Deswegen setzt nun eine völkerwanderungsartige Bewegung vom Vereinshaus-Balkon an die tornahe Seitenlinie ein. Und den Zuschauern wird etwas geboten.

Alsterbrüder triumphieren im Elferschießen

FCA-Kapitän Felix Niebuhr (li.) und sein Trainer Gunnar Hitscher im Freudentaumel nach dem neuerlichen Pokalcoup des Bezirksligisten. Foto: Klaas Dierks

Die Alsterbrüder müssen als erste ran. Wulf trifft, ebenso souverän Ljubisavljevic von Condor. Dann wuchtet Drude den Ball unter die Latte. Der traut sich was. Auch Bacabo Ebongo bleibt cool, verlädt Kühn. Dann ist Tim Algner dran. Condors Keeper ahnt die Ecke, begräbt den Ball unter sich, kann ihn aber nicht fixieren, der Ball ist drin. Kollektives Durchpusten beim Alsterbrüder-Anhang, Verzweiflung bei Condor. Die wächst, als der nächste Ball von Rosa Medina über die Latte fliegt. Alsterbrüder ist ein Tor vorne. Aber dann zielt auch Max Janta daneben. Und Georgios Cholevas auch. So setzt Niebuhr den siegreichen Schlusspunkt. Jonas ist wieder in der richtigen Ecke, der Ball aber vom Kapitän der Gelb-Blauen zu hart und platziert getreten. Das war‘s! Spiel gedreht, nächste Runde erreicht.

Ein Sieg des Willens. Ein historischer Sieg, da es wohl der erste Einzug des Vereins in das Achtelfinale des Pokals ist. Die Anhänger der Heimelf fluten den Platz und feiern zusammen mit Trainer und Team den verdienten Einzug in die nächste Runde. Ob es wieder ein Heimspiel mit glücklichem Ausgang für den Pokalschreck wird?

Klaas Dierks