Oberliga 02
Camacho zaubert, Bandi brilliert und fliegt: Süderelbe macht Kocadal „fast sprachlos“!
Razak Bandi (Mi.) wirft sich in die Camacho-Hereingabe und nickt zum Anschlusstreffer ein. Foto: noveski.com
Der Jubel bei den Hausherren nach dem Führungstreffer durch Friedemann Schott (Mi.), für den die Partie wenig später gelaufen war. Foto: noveski.com
Und so musste sich der Übungsleiter der Eimsbütteler nach der scheinbar klaren Führung mit einem 3:3-Unentschieden begnügen. „Das fühlt sich wie eine Niederlage an“, machte er keinen Hehl daraus. Doch auch der Gegner vom Kiesbarg, der eine ungeheure Moral an den Tag legte und famose Comeback-Qualitäten bewies, war nicht unbedingt zufrieden mit dem Zähler. Chefcoach Stefan Arlt: „Ich habe das Potenzial gesehen und ärgere mich eigentlich eher, dass wir zwei Punkte liegen gelassen haben“, erklärte er nach den überaus turbulenten 95 Minuten – und meinte damit das Potential über den Flügel.
HEBC bestraft Süderelbe-Schnitzer
Nico Reinecke (li.) klatscht Takuro Mohara nach dessen herrlichem Ausgleichstreffer ab. Foto: noveski.com
Eben jener Bandi ersetzte in der 58. Spielminute den verletzten Wilms – und sah bereits die Gelbe Karte, bevor er überhaupt ins Spiel eingriff. Der Stürmer hatte es offenbar so eilig, dass er zu früh den Platz betrat. Als er schließlich aufs Grün durfte, sorgte er mit zwei Toren für die Wende (61., 68.). Beide Male fungierte der bärenstarke Jorge Lucas Camacho de Valdoleiros als Initiator und Vorbereiter. Dabei begann dessen „Arbeitstag“ denkbar schlecht. Am eigenen Sechzehner schenkte Camacho das Leder leichtfertig her. Nutznießer war Friedemann Schott, der kurz darauf nach einem harten Tritt von Diego Gabriel Giachero vom Feld musste (16.), dessen 18-Meter-Schuss im linken unteren Toreck einschlug (8.). Die Antwort der Gäste: Mit einer exorbitanten Schusstechnik gelang Takuro Mohara – natürlich nach Zuspiel von Camacho – aus 20 Metern der technisch feine Ausgleich (20.).
"Das sollte mir mit 57 Jahren nicht mehr passieren"
Fabian Lemke (Mi.) ballt nach seinem sehenswerten Tor zum 2:1 vor Freude die Fäuste. Foto: noveski.com
Dennoch war Arlt zu jenem Zeitpunkt unzufrieden – vor allem mit der Defensive. Die Folge: Ein Doppelwechsel nach 26 Zeigerumdrehungen. Keine 60 Sekunden später leistete sich Justin Heinbockel einen folgenschweren und äußerst leichtfertigen sowie überaus unnötigen Fehlpass am eigenen Strafraum. Das nutzte HEBC gnadenlos aus. Über Malte Wilhelm und den starken Lion Jodeit kam das Spielgerät zu Fabian Lemke, der wuchtig unter die Latte vollstreckte (27.).
Camacho spielt Eggers schwindelig
Gemeint war damit der einmal mehr überflüssige Ballverlust von Rouven Treu. Jodeit setzte hervorragend nach, bekam das Leder von Lemke durchgesteckt und wurde dann von Giachero, der von einem Feldverweis verschont blieb, gefällt. Den fälligen Strafstoß verwandelte der Gefoulte selbst sicher zum 3:1 (53.), ehe sich die Szene um Marius Wilms ereignete. Die Partie schien entschieden. Doch der Schein trügte. Insbesondere, weil Camacho seinem Gegenspieler Jorma Eggers einen Knoten in die Beine spielte. Einen Querschläger des HEBC-Außenverteidigers, wodurch der Chip-Ball von Nico Reinecke erst gefährlich wurde, brachte der gerade mal 19-Jährige auf den ersten Pfosten, wo Bandi einschädelte (61.).
Alu-Pech auf beiden Seiten
Auf der anderen Seite scheiterten Alexandros Tourgaidis und Lasse Peters an der Latte und an FCS-Schlussmann Niklas Hoffmann (63.). Es ging hin und her – mit dem nächsten Erfolg für die Gäste: Camacho (Arlt: „Ich habe ihm in der Halbzeit gesagt: ‚Wir wissen, was du kannst.‘ Er bekommt wenig taktische Aufgaben von uns. Wir sagen ihm immer wieder, er soll sein Spiel machen“) flankte scharf auf den zweiten Pfosten, Timo Schubert nahm die Kugel volley, und erneut stand Bandi goldrichtig (68.)! Die komplette Wende hätte unmittelbar darauf Mohara herbeiführen können, dessen Fußspitze das runde Leder an den Pfosten beförderte (70.).
"Wir reden von der Festung Reinmüller - das war heute nicht der Fall"
HEBC-Trainer Özden Kocadal (Mi.) sah "eines der schlechtesten Spiele" von seinem Team und musste laut werden. Foto: noveski.com
„Das war eines unserer schlechtesten Spiele – auch aufgrund dessen, dass Süderelbe das richtig gut gemacht hat. Die hatten heute die bessere Spielanlage, waren einfach giftiger und haben unfassbar viel investiert“, lobte Kocadal den Kontrahenten. „Wenn wir davon reden, dass der Reinmüller eine Festung ist, dann muss das auch eine Festung sein. Das war heute nicht der Fall. Wir haben Gegentore kassiert, die man einfach besser verteidigen muss. Da haben wir gepennt“, sah auch er eklatante Fehler. Davon gab’s sowohl hüben als auch drüben jede Menge – und so bekamen die Zuschauer zumindest aus neutraler Sicht ein regelrechtes Spektakel geboten.