Oberliga 02

Erst der Derbysieg, dann die Revanche: Erfolgreicher Abend für „sattelfeste“ Rothosen!

22. Januar 2022, 00:01 Uhr

Freud auf der einen, Leid auf der einen Seite: Während Tim Jobmann (li.) nach seinem Eigentor die Hände vors Gesicht schlägt, dreht Marcell Jansen (Mi.) jubelnd ab. Foto: noveski.com

Um Punkt 20 Uhr, als eigentlich der Anstoß auf der Paul-Hauenschild-Anlage im Oberliga-Duell zwischen der „Dritten“ des Hamburger SV und dem TuS Osdorf ertönen sollte, beide Mannschaften aber noch nicht in Sichtweite waren, brandete plötzlich großer Jubel unter den HSV-Fans auf. Der Grund: Soeben hatte Bakery Jatta die Profis der Rothosen im Derby gegen den FC St. Pauli mit 2:1 in Führung geschossen (der Ticker zum Nachlesen). Ein Sieg nach Rückstand – viele Parallelen zum Spiel der Oberliga-Truppe wenig später (alle Highlights im LIVE-Ticker). Und auch Präsident Marcell Jansen ließ es sich nicht nehmen, unmittelbar nach dem Derby-Triumph gen Norderstedt aufzubrechen. In der Halbzeitpause traf er ein, machte sich kurz warm, griff in der 50. Spielminute ins Geschehen ein – und hatte am Ende sogar noch entscheidenden Anteil an der Revanche…

Die Szene, die zum Elfmeter - und zum 0:1 führte: Niel Lüthje (re.) trifft Bennet Krause (Mi.) beim Klärungsversuch am Fuß. Foto: noveski.com

Eine Revanche für das, was im Hinspiel passierte. Dort nämlich fertigten die „Blomkampler“ den HSV III nach allen Regeln der Kunst ab. Mit 9:1 schickte der TuS die Rabenhorst/Rahn-Rackerer gen Heimat. „Wir haben es gar nicht thematisiert“, entgegnete Rabenhorst nach dem Rückspiel. „Es spielt auch gar keine Rolle mehr. Wir sind in die Vorbereitung gegangen und haben uns gesagt: Das, was war, interessiert keinen mehr. Der Schwerpunkt war, defensiv stabiler zu stehen. Und das war heute ein guter Schritt.“ Ein Schritt, der auch personelle Konsequenzen nach sich zog. Mit Mirko Bulatovic (FK Jedinstvo Bijelo/Zweite Liga in Mazedonien) wurde ein Neuzugang als Rechtsverteidiger aufgeboten, die Innenverteidigung bildeten Tom Burmeister (Altona 93) und Niel Lüthje (Meiendorfer SV). Eine nahezu komplett neu zusammengestellte Viererkette. Einzig Christopher Rieder (LV) ist verblieben. Dafür agierte Torben Wacker auf der für ihn ungewohnten Sechser-Position.

"Die Drei waren heute deutlich mit dafür verantwortlich, dass wir so gut gestanden haben"

Rabenhorsts Fazit: Lüthje, Burmeister und auch Wacker „waren heute deutlich mit dafür verantwortlich, dass wir so gut gestanden haben“. Dabei verursachte der erst am Donnerstag von Meiendorf freigegebene und ansonsten tadellose Lüthje nach 24 Zeigerumdrehungen einen Foulelfmeter, als er gegen Bennet Krause zu spät kam. Zwar konnte Jonas Marschner den folgenden Strafstoß von Mehmet Eren parieren, gegen den Nachschuss war er jedoch machtlos – 0:1! Die Gäste führten. Aber: „Wir haben uns vielleicht zu sehr davon beeindrucken lassen und zu wenig Fußball gespielt“, stellte TuS-Trainer Philipp Obloch fest.

Jansen will "finishen", Jobmann kommt ihm zuvor

Den Elfer von Mehmet Eren (Mi.) konnte HSV III-Keeper Jonas Marschner zunächst noch parieren, gegen den Nachschuss war er machtlos. Foto: noveski.com

Die Folge war der Ausgleich in der 45. Minute, als mit Burmeister einer der Neuen eine Ecke von Dominik Jordan wuchtig unter die Latte nickte – 1:1! Nach einem relativ ausgeglichenen ersten Abschnitt wurden die Hausherren nach Wiederanpfiff deutlich griffiger. Auch durch die Hereinnahme von Marcell Jansen, der für Alarm sorgte, zunächst aber ein ums andere Mal wegen vermeintlicher Abseitspositionen weggepfiffen wurde. Nachdem Tim Jobmann und sein Keeper Tjark Grundmann noch in höchster Not gegen „Cello“ retten konnten (71.), wollte Jobmann auch kurz vor Ultimo in Bedrängnis klären. Diesmal hatte Manuel Brendel den Ball mit der Hacke herrlich in den Lauf von Mohamed Abd El Aal Ali weitergeleitet. Dessen Hereingabe vom rechten Flügel sollte in der Mitte eben jenen Jansen finden, fand letztlich aber den Fuß von Jobmann, der unglücklich in die eigenen Maschen vollendete (81.)!

"Ich konnte nicht sehen, ob da die Hand im Spiel war oder nicht"

Aus spitzem Winkel nickt Neuzugang Tom Burmeister (re.) den Ball zum Ausgleich unter die Latte - 1:1! Foto: noveski.com

Nur wenige Augenblicke später waren die Proteste auf der anderen Seite riesengroß, als Rieder den vermeintlichen Einschlag des Balles im Kasten der Hausherren nach einem Schuss von Prince Hüttner wohl mit der Hand verhinderte (84.). So sahen es zumindest die Gäste und reklamierten lautstark. Der Pfiff blieb aber aus. „Ich konnte nicht sehen, ob da die Hand im Spiel war oder nicht. Aber es war ein Zeichen dafür, dass anscheinend so viele Jungs vorm Tor standen und retten wollten, dass der Ball nicht reinging. Das hat uns im alten Jahr so ein bisschen gefehlt, dass alle dabei sind, der eine für den anderen mitläuft und hilft, den Fehler auszubügeln“, konstatierte Rabenhorst, der sich am Ende über den 2:1-Sieg freuen durfte.

"Es ist uns nicht gelungen, die Lockerheit aus der Vorbereitung mitzunehmen"

Sein Gegenüber gestand hinterher ein: „Der HSV hat das gut gemacht. Am Ende geht das so in Ordnung. Wir haben das, was wir machen wollten, nicht auf den Platz gekriegt. Das haben wir in der Vorbereitung besser gemacht. Aber das ist immer die Krux: Die Lockerheit aus der Vorbereitung in solche Spiele zu übertragen. Das ist uns nicht gut genug gelungen“, resümierte Obloch nach dem „Bigpoint-Spiel“ für beide Teams. „Wir waren maximal motiviert und gut vorbereitet.“ Letztlich musste man aber – Winterpause-übergreifend – die fünfte Niederlage in Folge hinnehmen und droht im Kampf um die Meisterrunde weiter an Boden zu verlieren.

"Haben heute seit langer Zeit mal wieder alle gemeinsam leidenschaftlich verteidigt"

Unbändiger Jubel bei Dominik Jordan unmittelbar nach dem Schlusspfiff und dem 2:1-Sieg, der die Mini-Chance auf die Meisterrunde am Leben hält. Foto: noveski.com

Ganz anders war die Stimmungslage bei den Rothosen. Kein Wunder, schließlich war der Druck groß. „Wir haben uns heute alle gemeinsam diesen Sieg erarbeitet“, jubelte Rabenhorst mit leicht mitgenommener Stimme. Denn: „Wir haben heute seit langem mal wieder alle gemeinsam leidenschaftlich verteidigt. Aufgrund der spielerischen Akzente – gerade in der zweiten Halbzeit – geht das Ergebnis auch so in Ordnung.“ Ihm und seinen Schützlingen war von vornherein klar, dass noch „drei Endspiele“ anstehen. „Wenn wir die Minimalchance offenhalten wollen, dann müssen wir alle drei Spiele gewinnen. Was die anderen Mannschaften machen, können wir nicht beeinflussen.“ Die erste Partie kann nun mit einem grünen Haken versehen werden. „Es hat von der defensiven Ausrichtung super geklappt. Heute waren alle gewillt, dass eigene Tor so gut es geht zu schützen“, bilanzierte Christian Rahn nach einem überaus erfolgreichen Abend für den Hamburger SV.

Autor: Dennis Kormanjos

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