Oberliga 02

Vicky geht unter: Mohara sorgt für Süderelbe-Hammer!

05. Februar 2022, 10:13 Uhr

Süderelbes quirliger Takuro Mohara (li.) war von Vicky zu keiner Zeit in den Griff zu kriegen. Foto: KBS-Picture.de

Die Ansage unter der Woche war klar: „Drei Punkte holen, alles riskieren, unserem System treu bleiben, in der gleichen Ordnung spielen, mutig sein – und mal das auf die Platte bringen, was die Jungs eigentlich können.“ Was so einfach und banal klingt, war für den FC Süderelbe vor dem Gastspiel beim SC Victoria Hamburg jedoch eine riesengroße Herausforderung. Aber: „Heute hat man das gesehen“, sprach Stefan Arlt im Nachhinein auf das an, was seine Mannen tatsächlich in die Tat umsetzen.

Obwohl er am Ende nicht gänzlich zufrieden sei, sah Arlt selbst nach dem 4:1-Triumph an der Hoheluft noch Verbesserungspotenzial, machten seine „Kiesbargler“ den „großen“ SCV ganz schön frisch! „1:4 verloren. Völlig zurecht. Völlig verdient. Auch in der Höhe absolut verdient“, lautete das ernüchternde Fazit von Marius Ebbers, dessen Mannen zunächst keinen Fuß auf den Platz bekamen – und mit den eigenen Mitteln besiegt wurden. „Ich fand, dass wir extreme Probleme mit den großen ‚Diagonalen‘, die sie rausgespielt haben, hatten. Die Bälle haben uns schon wehgetan“, befand Arlt zwar. Seine Schützlinge waren es aber, die daraus Kapital schlugen. Einer dieser „Diagos“ landete nach einer guten halben Stunde beim bärenstarken Takuro Mohara. Dieser marschierte bis zur Grundlinie runter und fand am ersten Pfosten Can Kömürcü – 0:1 (33.).

Mohara spielt Vicky schwindelig

Neuzugang Ömer Akyörük (re.) feierte sein Debüt für den FC Süderelbe. Foto: KBS-Picture.de

Vicky hatte allerdings die schnelle Antwort parat: Neuzugang Lesley Karschau (kam von Eintracht Norderstedt) stand auf Anhieb in der Startformation der Hausherren und ermöglichte mit seiner flachen Hereingabe in den Rückraum den Ausgleich durch Nick Scharkowski (41.). Dennoch fan der SCV kaum Zugriff auf die Partie und den starken Gegner. Allen voran Mohara spielte die Vicky-Defensive ein ums andere Mal schwindelig! So auch kurz vor dem Pausentee, als er seine Gegenspieler nach einem Ballgewinn reihenweise düpierte und im richtigen Moment das Auge für Claudiu Codoban hatte, der trocken aus 14 Metern vollstreckte (44.)!

Der 33-jährige Rumäne ist gerade erst zum FCS gestoßen und kann bereits auf 41 Erstliga-Einsätze (vier Tore, vier Vorlagen) in seiner Heimat zurückblicken. Ebenfalls neu bei den „Kiesbarglern“: Ömer Akyörük von Regionalligist FC Teutonia 05. Gemeinsam mit den neuen Teamkollegen ließ man den Meisterrunden-Anwärter ganz alt aussehen! Teilweise taten die Ebbers-Kicker das aber auch selbst. Kurz nach der Pause brachte ein halbhoher Rückpass Keeper Hendrik Rabe derart in Bedrängnis, dass er über den Ball schlug. Mohara sagte artig „Danke“ – und markierte das 3:1 (51.). Slapstick an der Hoheluft! Den Schlusspunkt setzte der wenige Augenblicke zuvor eingewechselte Yannick Herrmann nach einem Konter (90.).

"Die Basics haben gefehlt - so gewinnt man keine Spiele"

„Einerseits bin ich natürlich enttäuscht darüber, wie wir heute Fußball gespielt haben. Auf der anderen Seite macht man sich Gedanken, woran es gelegen hat. Wir haben jetzt eine lange Woche vor der Brust und Zeit, um an den Sachen zu arbeiten, die wir heute haben vermissen lassen und total schlecht gemacht haben“, bilanzierte Ebbers, der auf die Frage, woran es hauptsächlich gelegen habe, schnell eine Antwort parat hatte: „Die Basics haben gefehlt. Da geht‘s beim Zweikampf- und Laufverhalten los. Wenn man 80 Prozent der entscheidenden Zweikämpfe nicht gewinnt, dann wird‘s schwierig – sowohl hinten zu null zu spielen als auch vorne Tore zu schießen. So gewinnt man keine Spiele.“

"Die Corona-Pause ist keine Ausrede - wir haben ab der ersten Minute alles vermissen lassen"

Der von Regionalligist Teutonia 05 gekommene Akyörük (re.) behauptet sich hier gegen Vicky Oguzhan Senol. Foto: KBS-Picture.de

Für Vicky war die Packung zugleich ein herber Dämpfer im engen und spannenden Kampf um die Meisterrunde. „Es interessiert mich überhaupt nicht. Es liegt nur an uns. Wir haben es in der Hand. Wenn wir unsere Hausaufgaben machen, die Sachen, die wir uns vornehmen, umsetzen – und die Basics auf den Platz bekommen, dann brauchen wir uns keine Gedanken machen. Denn dann passieren solche Spiele wie heute nicht. Wenn wir es nicht schaffen sollten, dann sind wir selbst schuld und müssen uns an die eigene Nase fassen. Ich bin aber zu 100 Prozent davon überzeugt, dass wir es schaffen“, gab sich Ebbers optimistisch, musste jedoch auch eingestehen: „Augenscheinlich hat uns die Corona-Pause nicht gutgetan. Wir mussten mit dem Aussetzen des Trainings versuchen, die Infektionskette zu durchbrechen. Aber das ist keine Ausrede für das heutige Spiel! Denn wir haben ab der ersten Minute alles vermissen lassen. Das hat nichts mit Corona zu tun, sondern eher was mit dem Kopf.“

"Ich war selten so schlecht vorbereitet"

Auf der anderen Seite hat man derweil mit großem Erfolg „den Ernstfall geübt“. Denn Arlt weiß: „Die Klassenerhaltsrunde wird knüppelhart! Wir werden uns mit allem wehren, was wir haben“, so die Kampfansage. Versteckt habe man sich ohnehin nie. „Wir habe ganz oft Spiele dominiert. Heute haben wir das Ding ganz gut abgezockt“, konstatierte er – und das nach einem für ihn selbst „scheiß Tag“, wie er anschließend gestand. „Wegen Corona war in der Firma die Hölle los. Die Zeit lief mir weg und ich war selten so schlecht vorbereitet. Da habe ich mir schon gedacht: Du kannst eigentlich nur gewinnen.“ Gesagt, getan!

Autor: Dennis Kormanjos