Landesliga Hammonia

„Fan“-Eklat, Oufkir-Show gegen die „Ex“ - und ein Niendorfer Triumph in Unterzahl!

24. Oktober 2022, 11:42 Uhr

HR-Keeper Niklas Marten (li.) lässt den Ball fallen und schaut verdutzt aus der Wäsche. Ilyas Ait Oufkir nimmt das Geschenk dankend an und bejubelt das zwischenzeitliche 2:1. Foto: KBS-Picture.de

„Für den neutralen Zuschauer hatte die Partie alles, was ein Topspiel braucht“, konstatierte Jan Ramelow. „Es war sehr intensiv und hitzig. So hitzig hätte es gar nicht sein müssen“, sprach er auf gleich mehrere Vorkommnisse an. Unschöner Höhepunkt: Ein „Fan“ - oder soll man eher Bekloppter sagen - attackierte Niendorf II-Spieler Ilir Neziri und wurde völlig zurecht vom Platz geworfen. „Ich muss so ehrlich sein und sagen, dass ich die Szene, die sich auf der anderen Seite abgespielt hat, nicht direkt wahrnehmen konnte. Ich habe aber mit diversen Personen beider Parteien gesprochen. Ob es am Ende ein Stoßen oder sogar ein Schlagen war, ließ sich nicht direkt aufklären“, so der Chefcoach der Niendorfer U23.

HR-Coach Heiko Barthel zeigt deutlich an, was er vom Spiel hielt. Foto: KBS-Picture.de

Fakt sei aber auch, „dass das eine sehr unsportliche und auch peinliche Szene war“, betonte Ramelow. „Vorbeikommen, Fußball gucken, Bratwurst essen und Blödsinn reden - das macht immer Spaß und dazu ist auch jeder herzlich eingeladen. Aber wenn man sich als Angehöriger eines Vereins so wenig im Griff hat, dass man so überreagiert und Spieler auf dem Platz angeht, dann hat das auf dem Fußballplatz nichts zu suchen und man sollte besser zu Hause bleiben!“ Ein Statement, dem man sich nur anschließen kann!

Zum Sportlichen: Nach drei Niederlagen aus den letzten vier Spielen wollten die Sachsenweg-U23 in die Erfolgsspur zurückfinden. „Die letzten Ergebnisse waren holprig. Wir haben ehrlich miteinander gesprochen und ganz klar benannt, woran es gelegen hat. Die Jungs haben darauf gut reagiert, eine tolle Trainingswoche hingelegt und gut zusammenarbeitet. Wir hatten das klare Ziel, eine gute Leistung zu bringen - und die haben wir gebracht“, zeigten Ramelows Rackerer eine echte Reaktion gegen einen Gegner, der mit Niklas Marten einen Mann zwischen den Pfosten hatte, der bei gut und gerne dreieinhalb von fünf Toren eine überaus unglückliche Figur abgab und daneben griff.

"Das ist maximal ärgerlich und hätte so nicht sein müssen"

Der Platzverweis gegen Michel Amorin (2. v. re.) erhitzte die Niendorfer Gemüter. Foto: KBS-Picture.de

„In der ersten Halbzeit war es das erwartet intensive Spiel mit einer guten Aggressivität und Lautstärke auf beiden Seiten. Die vier Tore fallen eher glücklich. Wir profitieren von zwei Fehlern des Gegners, so ehrlich muss man sein. HR macht zwei Tore aus Situationen, die wir vorher ganz klar so ansprechen. Unter anderem aus einem Einwurf des Gegners fast auf Höhe der Mittellinie, weil wir uns nicht sportlich verhalten. Das ist maximal ärgerlich und hätte so nicht sein müssen! Das wollten wir in der zweiten Halbzeit auf jeden Fall abstellen“, befand Ramelow, der mit einem ehemaligen Halstenbeker den überragenden Akteur in seinen Reihen hatte.

Oufkir profitiert von Marten-Patzern - Amorin-Platzverweis erhitzt Gemüter

Amorin (Mi.) wollte den Platz erst gar nicht verlassen und spendete dann höhnisch Beifall in Richtung des Unparteiischen. Foto: KBS-Picture.de

Auch Ilyas Ait Oufkir profitierte von den Patzern von HR-Keeper Marten und schenkte seinem Ex-Club einen Dreierpack ein (7., 21., 82.)! Seinen letzten Treffer erzielte Oufkir zu einem Zeitpunkt, wo sein Team bereits in Unterzahl agierte. Michel Amorin sah - sehr zum eigenen Unmut - die Ampelkarte (70.). Der Niendorfer war so verärgert über die Entscheidung von Referee Marvin Vogt, dass er den Platz gar nicht verlassen wollte. „Bei der Gelb-Roten Karte war ich schon sehr irritiert, wie man bei freiem Blick auf diese Situation zu dieser Bewertung und folglich zu dieser Entscheidung kommen kann“, verstand auch Ramelow die Welt nicht mehr - und erklärte seine Wahrnehmung: „Es ist ein Fifty/Fifty-Ball im Mittelfeld. Zwei Spieler gehen hin. Für mich ist unser Spieler klar zuerst am Ball, spielt diesen, rutscht dann unglücklich in den Gegenspieler rein - und es kommt zu einem schmerzhaften Zusammenstoß.“

"Für mich eine klare Fehlentscheidung!"

Und wieder sieht Marten nicht glücklich aus: Beim Gegentor zum 2:5 bekam er die Kugel von Oufkir durch die Hosenträger geschossen. Foto: KBS-Picture.de

Die erste Gelbe Karte habe Amorin „dafür bekommen, dass er in einer Rudelbildung ausschließlich versucht hat, deeskalierend einzuwirken. Der Schiri gibt irgendjemandem die Gelbe Karte - und es trifft ihn. Das ist einfach unfassbar ärgerlich und am Ende auch nicht okay. Man muss so ehrlich sein, dass es im Spiel diverse Entscheidungen gab, die von außen so nicht nachzuvollziehen waren. Zum Glück gab es diese Entscheidungen in beide Richtungen. Aber die Gelb-Rote Karte war für mich eine klare Fehlentscheidung!“

Wie dem auch sei. Zu jenem Zeitpunkt führten die Hausherren dank der Oufkir-Tore und eines Treffers von Evailton Fernandes (54.) knapp mit 3:2. Für die Gäste waren Luis Diaz Alvarez (14.) und Marvin Schramm (42.) erfolgreich. Wer nun allerdings glaubte, das Spiel würde kippen und HR aus der Überzahl Kapital schlagen, der wurde schnell eines Besseren belehrt. Die Barthel-Elf lief den eigenen Ansprüchen mal wieder hinterher - und der Vorjahres-Meister entschied die hitzige Begegnung zu seinen Gunsten. Ein Eigentor von Tim von Aspern (72.) und der überragende Oufkir sorgten für den 5:2-Sieg der NTSV-Zweiten - wohlgemerkt mit einem Mann weniger!

"Wie wir das in Unterzahl gelöst haben, das war richtig erwachsen!"

Ilyas Oufkir (2. v. li.) bejubelt einen seiner drei Treffer gegen den Ex-Verein. Foto: KBS-Picture.de

„Wie wir vor allem in Unterzahl als Mannschaft funktioniert haben und auch schon davor, dass war ganz toll und hat riesen Spaß gemacht. Ich bin richtig stolz auf meine Jungs! Wir haben uns den Sieg nicht nur über die gebrachte Leistung, sondern auch über die ganze Trainingswoche verdient“, strahlte Ramelow - und fügte an: „Ein ganz großes Kompliment an meine Mannschaft, wie wir mit dieser Szene, die für uns unglücklich war, umgegangen und im Kopf ganz klar geblieben sind. Wir haben gemeinsam super verteidigt. Jeder hat für jeden gearbeitet. Wir haben uns in alle Bälle reingeschmissen und es trotz der Unterzahl geschafft, uns Szenen in Richtung gegnerisches Tor zu erspielen. Wie wir das gemacht und gelöst haben, das war richtig erwachsen! Da haben wir tollen Mannschaftsgeist bewiesen und verdientermaßen noch zwei Tore gemacht.“

Autor: Dennis Kormanjos