Testspiel

Nach ETSV-Ausrufezeichen mit weiterem Neuzugang: „Die spielen da, wo wir hinwollen!“

07. Januar 2023, 18:19 Uhr

Papa Ndiaye (re.) im Duell mit Bedran Atug (Mi.). Links im Bild: Collins Baafi, der bei seinem Debüt einmal traf und zwei Tore vorbereitete. Foto: Malte Krause

Obwohl es „nur“ ein Testspiel war (alle Highlights im LIVE-Ticker) und der Aufgalopp in ein Jahr, das aus Osdorfer Sicht fast nur besser werden kann, lebte Bennet Krause das vor, was er von seiner TuS-Truppe erwartet: Der Trainer der „Blomkampler“ versprühte an der Seitenlinie reichlich Feuer. „Lauf’ doch mal die Schnittstellen an!“, forderte er vehement nach 17 gespielten Minuten - und ging dabei lautstark aus sich heraus. In der Halbzeitpause bat Co-Trainer Torben Krause das ausgewechselte Sextett um Incheol Choi, Ali Can Sommer, Mats Lahrtz, Felix Woldt, Josip Dilber und Felix Spranger schließlich zum intensiven Auslaufen. Nicht erst da wurde klar, dass das Trainertrio die Zügel angezogen hat und großes Augenmerk auf die Fitness legt.

Osdorf-Kapitän Tim Jobmann haderte vor allem mit der zweiten Halbzeit seines Teams. Foto: Malte Krause

Und dennoch gab es für das Oberliga-Schlusslicht im ersten Test des neuen Jahres gleich den nächsten „kleinen Dämpfer“, wie Bennet Krause hinterher konstatieren musste. Aber der Gegner war auch nicht irgendwer: „Uns war schon bewusst, dass das vom Maßstab und vom Kader her eine Oberliga-Mannschaft sein kann“, hatten Krause und Co viel Respekt vor dem ETSV Hamburg. „Am Ende ist es eine verdiente Niederlage gegen eine mega spielstarke Mannschaft. Das war ein richtig guter Gegner“, stellte der TuS-Trainer fest.

„Ich habe natürlich gehofft, dass man das erste Testspiel positiv gestaltet und sich so etwas Selbstvertrauen holt. Leider ist es nicht so gekommen“, konstatierte Krause nach der 0:4-Niederlage gegen den nach wie vor ungeschlagenen Spitzenreiter der Landesliga Hansa und Top-Favoriten auf den Oberliga-Aufstieg. Der falsche Kontrahent zum Start ins neue Jahr, um sich verloren gegangenen Selbstbewusstsein zurückzuholen? Mag sein - allerdings: „Alles in allem war es für uns auch schwierig, eine Vorbereitung auf die Beine zu stellen, weil wir ja erst im November übernommen haben und bei vielen Mannschaften zu diesem Zeitpunkt schon was stand“, entgegnete Krause.

"Das ist für mich die Erklärung dafür, warum es dann so wild war"

Josip Dilber (li.) bei der Ballannahme im Duell mit ETSV-Neuzugang Eudel Monteiro. Foto: Malte Krause

In den ersten 45 Minuten fand er seine Equipe „vom Engagement noch ganz gut“, gab er zu Protokoll. Aber: „Man kassiert wieder ein frühes Gegentor - und dann ist der Kopf immer gleich unten“, sprach Krause auf den Gegentreffer nach gerade mal 180 Sekunden an, als Matthias Cholevas einen von Robin Schmidt an Damian Ilic verursachten Foulelfmeter in die Mitte des Tores chippte (3.). Hinzu kommt: „Uns fehlt’s nach wie vor noch am Spiel ins letzte Drittel.“

In der zweiten Halbzeit wurde es dann sehr deutlich. „Wir haben in der Woche viel trainiert und in der Halbzeit auch viel rotiert - das ist für mich so ein bisschen die Erklärung dafür, dass es am Ende etwas zu wild war“, bilanzierte Krause, bei dem sich bereits unmittelbar nach dem 0:2 großer Unmut breit machte: „Das sind 60 Meter! Das ist ein langer Ball!“, haderte er mit dem Abwehrverhalten von Gerome Gohlke, der Collins Baafi nach einem ganz weiten „Diago“ von Edin Tanovic völlig aus den Augen verlor. Der ETSV-Neuzugang aus Rugenbergen vollendete herrlich per Dropkick über Kadir Katran hinweg (53.).

Baafi-Brüder drehen auf - Noch ein Neuer für die Eisenbahner

TuS-Angreifer Mats Lahrtz strahlte keinerlei Torgefahr aus. Hier pflückt er die Kugel vor Edin Tanovic aus der Luft. Foto: Malte Krause

Apropos Neuzugänge: Der dritte Streich der Eisenbahner war eine tolle Co-Produktion der Brüder Collins und Edmund Baafi (64.). Und auch beim Tor zum 4:0-Endstand durch Ilic zeigte sich C. Baafi als mustergültiger Vorbereiter (86.). Man habe „wirklich gesehen“, so ETSV-Coach Jassi Huremovic, dass die aus Bönningstedt gekommenen Brüder eine Verstärkung für die Ambitionen der Eisenbahner darstellen können. „Eddy ist gerade mal 21 - und schon wie ein ganz Großer aufgetreten in der Defensive. Was mir vor allem gefällt: Beide setzen immer nach und geben keinen Ball verloren. Das hat uns schon noch gefehlt und kann uns auf jeden Fall weiterhelfen“, befand Huremovic - und hatte noch ein Ass im Ärmel.

Den vorentscheidenden, öffnenden Pass zum vierten Torerfolg spielte nämlich ein weiterer und bis dato noch nicht veröffentlichter Zugang: Josiah Basoah (TSV Sasel). „Josh ist ein Spieler, der in der letzten Oberliga-Saison mit Damian (lic, Anm. d. Red.) und ‚Dino‘ (Edin Tanovic) in Meiendorf zusammengespielt hat. Von den Jungs habe ich gehört, dass er ein 1A-Charakter ist, ein super Typ - und sehr zuverlässig. Er bringt eine enorme Geschwindigkeit mit. Und das war so ein bisschen unser Manko in der Hinrunde. Von daher verspreche ich mir von ihm, dass wir diese Lücke in der Defensive schließen können und freue mich darüber, dass das mit dem TSV Sasel so reibungslos geklappt hat.“

"Keine Spannung, kein Zweikampf - gar nichts!"

Youngster Felix Woldt (re.) - hier gegen Francis Adomah (li.) - übernahm in der ersten Halbzeit trotz seiner jungen Jahre schon viel Verantwortung. Foto: Malte Krause

Reibungslos war auch der Auftritt der Eisenbahner, die ihre Ansprüche untermauerten. So sehr, dass die erfahrenen Akteure der Osdorfer ihrem Unmut Luft machten: „Alle verpissen sich“, schimpfte etwa Tim Jobmann Mitte der zweiten Halbzeit. Während Kevin Trapp nach dem 0:4 festhalten musste: „Keine Spannung, kein Zweikampf - gar nichts!“

Unterdessen verlor Huremovic im Mannschaftskreis nach dem Spiel nur lobende Worte an seine Schützlinge - und machte aus den Ambitionen keinen Hehl: „Die spielen da, wo wir hinwollen!“ Der Weg soll ins Hamburger Oberhaus führen. Dem ordnet man am Mittleren Landweg alles unter. „Ich bin wirklich zufrieden - auch wenn das Ergebnis wirklich zweitrangig ist. Wir haben das spielerisch sehr gut gelöst. Das hat schon Spaß gemacht und hatte auch was mit Fußball zu tun.“

Autor: Dennis Kormanjos