LOTTO-Pokalfinale

Teutonen-Anhang setzt mit Spielunterbrechung und Botschaft(en) ein klares Zeichen!

04. Juni 2023, 11:36 Uhr

Die Anhänger des FC Teutonia 05 sorgten in der fünften Spielminute mit einer klaren Botschaft in Richtung NFV und HFV für eine kurze Spielunterbrechung. Foto: Verein

Das LOTTO-Pokalfinale zwischen dem TSV Sasel und dem FC Teutonia 05 (0:1) war gerade einmal fünf Minuten alt, als es zu einer Spielunterbrechung kam. Der Grund: Die Anhänger des Nord-Regionalligisten warfen Papierschnipsel in den Vereinswarben auf den Rasen und setzten mit einer Protestaktion gegen den Norddeutschen Fußball-Verband ein klares Zeichen gegen Rassismus. Ganz bewusst wurde die fünfte Minute – in Anlehnung an Kapitän Marcus Coffie, der die Rückennummer „5“ trägt – gewählt, um dem NFV für dessen Wertung der Partie beim Bremer SV (5:0 nach einem Sportgerichtsurteil) einen mitzugeben. „Rassismus rechtfertigt keinen Spielabbruch – was dann, Herr Schaffert?“, fragten die Fans der Teutonen den NFV-Präsidenten Ralph-Uwe Schaffert. „Stark im Wegschauen, schwach im Handeln. Wach auf, Stebani!“, hieß es auf einem weiteren hiesigen Banner in Richtung des NFV-Spielausschussvorsitzenden Jürgen Stebani.

HFV-Präsident Christian Okun konnte die Kritik nicht verstehen - und meinte: "Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu Gerichtsurteilen." Foto: Bode

Doch nicht nur der Norddeutsche, auch der Hamburger Fußball-Verband wurde gerügt: „Silence is violence @HFV“, hätte sich der Verein etwas mehr Unterstützung vom eigenen Verband anstatt der vorherrschenden Sprachlosigkeit gewünscht. Das brachte auch Liborio Mazzagatti, Sportlicher Leiter der Teutonen, im Anschluss im Gespräch mit uns klar zum Ausdruck. Damit konfrontiert, entgegnete HFV-Präsident Christian Okun auf er anschließenden Pressekonferenz: „Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu Gerichtsurteilen. Das betrifft sowohl Urteile des HFV als auch andere Sportgerichtsurteile. Insofern ist da auch keine Möglichkeit, dass wir dazu in irgendeiner Art und Weise Stellung nehmen, sondern das ist ein Grundsatz, den wir beachten.“

"Es hat den ganzen Verein noch enger zusammengeschweißt"

Mit lauter Papierschnipsel und klaren Bekenntnissen per Banner setzten die Anhänger des FC Teutonia 05 für ein klares Statement - die Spieler wussten von der Aktion nichts. Foto: Verein

Die Forderung, „Partie zu ergreifen bei einer Sachfrage, die unterschiedlich dargestellt wird, finde ich ehrlicherweise schwierig. Wie wir zu dem Thema stehen, haben wir heute sehr deutlich zum Ausdruck gebracht“, sprach Okun auf eine Aktion unmittelbar vor dem Anpfiff an, als beide Finalisten ein Spruchband mit der Aufschrift „Gemeinsam gegen Gewalt“ hochhielten. Der Vorfall in Bremen, als Coffie von einem Gegenspieler rassistisch beleidigt worden sein soll, die Mannschaft daraufhin mit einer 2:1-Führung im Rücken geschlossen den Platz verließ und für einen Spielabbruch sorgte, hat an der Kreuzkirche – vor allem aufgrund des Urteils und der Aussagen von Mitgliedern des NFV – Wirkung hinterlassen.

„Es hat nicht nur die Mannschaft, sondern den ganzen Verein noch enger zusammengeschweißt“, so Mazzagatti. „Es passieren so viele schlimme Dinge – und das ist wirklich ein großes Thema. Wir haben ein Zeichen gesetzt, weil wir betroffen waren. Wir haben die Schlüsse daraus gezogen und dass gemacht, was wir machen mussten. Und jetzt sind die entsprechenden Gremien gefordert. Aber wie sich der Norddeutsche Fußball-Verband und auch der Hamburger Fußball-Verband verhalten haben…“, rang er nach den richtigen Worten – und brachte seinen Unmut klar zum Ausdruck.

"Wir haben noch einen weiten Weg vor uns"

Marcus Coffie (Mi.) untermauerte nach dem Finalsieg noch einmal sein Statement - und sieht noch einen weiten Weg im Thema Rassismus zu gehen. Foto: Bode

Der betroffene Coffie reagierte auf das Urteil des NFV mit einem sehr emotionalen Statement – und untermauerte seine Worte nach dem Finalsieg noch einmal deutlich: „Uns war es einfach wichtig, ein Zeichen zu setzen. Genauso wichtig ist es aber, dass dieses Thema jetzt nicht nach ein paar Tagen wieder in Vergessenheit gerät. Es muss weiterhin klar aufgedeckt und auch weiterhin darüber gesprochen werden“, betonte der Kapitän, der seine Schlüsse aus dem Vorfall zog: „Hängengeblieben ist für mich auf jeden Fall, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben, was das Thema Rassismus angeht. Da ist definitiv noch Nachholbedarf, wie man mit dem Thema umgeht und wie man es anfasst. Die Leute müssen aufgeklärt und für das Thema sensibilisiert werden.“

Auch Siegtorschütze Fabian Graudenz unterstrich noch einmal: „Das war ein klares Zeichen, dass wir als Mannschaft hinter all unseren Spielern stehen – ganz egal, was passiert. Und ich denke, es war ein gutes Zeichen nach außen und hat uns noch enger zusammenrücken lassen.“ Man habe es intern besprochen und kurz vor dem Finale klar gesagt: „Jetzt setzen wir einen Punkt dahinter und fokussieren uns auf das Spiel.“ Mit Erfolg!

"Dieser Pokalsieg untermauert nochmal die Ansprüche"

Liborio Mazzagatti, Sportlicher Leiter des FC Teutonia 05, hätte sich auch vom Hamburger Fußball-Verband mehr Unterstützung gewünscht. Foto: Bode

„Wir wussten, dass das ein Fight wird, weil Sasel eine Mannschaft ist, die Qualität hat – und das haben sie auch bewiesen. Dementsprechend war das ein offener Fight und ein spannendes Spiel“, fand Coffie sehr lobende Worte für den Hamburger Meister, konstatierte aber auch: „Dieser Pokalsieg untermauert nochmal die Ansprüche und zeigt, dass wir hungrig auf Erfolg sind.“ Auch Mazzagatti befand: „Sasel war der erwartet schwierige Gegner. Hut ab – das war wirklich eine tolle Mannschaftsleistung! Deshalb bedeutet mir dieser Pokalsieg sehr viel. Wir freuen uns, dass wir das Ding gewuppt und nächste Saison wieder ein DFB-Pokalspiel haben. Das ist für uns eine richtig tolle Sache!“

Und ein „schöner Abschluss“ einer (mal wieder) turbulenten Saison. „Natürlich müssen wir aus der Liga die richtigen Lehren ziehen, was nicht so gut gelaufen ist, aber gleichzeitig auch bei den guten Dingen ansetzen und gucken, dass wir eine bessere Saison spielen.“ Man habe „zwei richtig scheiß Wochen“ hinter sich, nahm der Sportliche Leiter kein Blatt vor den Mund. „Deshalb freue ich mich umso mehr und gönne es den Jungs und dem Verein!“ Denn: „Es ist immer schwieriger, einen gewonnenen Titel auch zu verteidigen.“

Autor: Dennis Kormanjos

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