Alle Neune: Lila-weiße Invasion stürmt in die Oberliga!

HEBC lässt Pinneberg II beim 9:0-Sieg nicht den Hauch einer Chance

13. Mai 2018, 17:58 Uhr

Nach dem Abpfiff kannte der Jubel beim HEBC keine Grenzen mehr. Foto: KBS-Picture

Man kann über Matthäus Kosik sagen, was man will. Ahnung vom Fußball aber hat der 30-Jährige, der seinem Team heute im Spiel beim VfL Pinneberg II fehlte, weil er beruflich als Pressesprecher des Regionalligisten HSV II im Einsatz war, scheinbar. „Wir wollen eine schöne Zeit gemeinsam haben und unserem Hobby nachgehen. Dass dies nun so gekrönt wird, wusste nur einer schon vor vier Jahren, als wir gerade in die Bezirksliga abgestiegen waren: Unser damalige Neuzugang Matthäus Kosik hat in einem unserer ersten Gespräche den Oberliga-Aufstieg prophezeit. Marco Fagin und ich haben ihn damals nur belächelt“, blickt „Speedy“ Vamvakidis, der Manager des HEBC zurück ins Jahr 2014. Er und Coach Fagin sehen sich nun eines Besseren belehrt.

Denn: Kosik sollte Recht behalten. Durch den 9:0-Sieg an der Fahltsweide ist der Club vom Reinmüller-Platz in der kommenden Saison Oberligist! „Für einen Verein wie HEBC ist es etwas Außergewöhnliches, zu den besten Teams Hamburgs zu gehören. Aber ehrlich gesagt war das nie unser Antrieb. Der Aufstieg in die Oberliga war nie das Ziel, als wir vor vier Jahren mit Marco einen neuen Weg eingeschlagen haben. Wir wollten uns in der Landesliga etablieren und dort wieder eine gute Rolle dort spielen. Das Ganze hat aber eine außergewöhnliche Eigendynamik angenommen. Die Mannschaft hat sich kontinuierlich gesteigert, ihren eigenen, offensiven und attraktiven Spielstil zusammen mit Marco entwickelt“, konstatierte Vamvakidis, der den Triumph der Lila-Weißen gar nicht vor Ort miterleben konnte: „Der Urlaub mit der Familie war lange gebucht. Dabei habe ich gar nicht auf den Spielplan geguckt. Das war bitter, aber vollkommen okay. So konnten die Jungs sich wenigstens keinen Scheiß in meine Richtung einfallen lassen....“

Fagin: „Dass es jetzt fast 150 Tore sind, die wir erzielt haben – das ist Wahnsinn“

HEBC-Coach Marco Fagin (re.) wurde von der ersten Sektdusche schon während des Spiels erwischt. Foto: KBS-Picture.de

So war es nicht Vamvakidis, der die eine oder andere Sektdusche über sich ergehen lassen musste, sondern andere. Stefan Knauss zum Beispiel. Der Torwarttrainer der Eimsbütteler versuchte noch mit einem Sprint zu entkommen, doch das misslang und das kühle Nass ergoss sich über Knauss' kahlem Haupt. Trainer Marco Fagin hatte es sogar schon erwischt, während das Spiel noch lief. Nachdem die Ersatzspieler des HEBC schon in der Halbzeitpause mehrere Kästen mit Sekt und die Aufstiegs-T-Shirts in Richtung Bank gebracht hatten, streifte sich die Besetzung der Bank die Shirt mit der Aufschrift „Fuck! Jetzt Oberliga“ über. Auf dem Rücken der weißen Kleidungsstücke stand in lila Lettern „Meister 18 – Zündung“. Fagin hatte sein Shirt kaum übergestreift, da schüttelte Özden Kocadal die erste Sektflasche so sehr, dass ihr Inhalt aus ihr heraus schoss und sich über „Meistermacher“ Fagin ergoss.

Schon vor dem Seitenwechsel hatte der HEBC den Grundstein zum Feiern gelegt. Es waren fünf Minuten gespielt, als Fabian Lemke den Ball von rechts in die Box flankte, wo Ole Natusch am zweiten Pfosten einköpfte. Nur zehn Minuten später brachte Lasse Peters den Ball nach innen, diesmal stand Stefan Hermes richtig – 2:0 für die Gäste. Eine weitere knappe Viertelstunde später schlug der „Tor-Bote“ des HEBC erneut im Blickpunkt und vollendete zum 3:0 (31.). Noch vor dem Seitenwechsel gab es den dritten Hermes-Streich: Daniel Prange passte in den Strafraum, wo eigentlich Janosch Rinckens das Spielgerät bekommen sollte. Doch der Stürmer kam nicht an die Kugel, die stattdessen zu Hermes gelangte. Und der ließ sich nicht zwei Mal bitten, sondern netzte zum 4:0 für die Equipe von Marco Fagin ein (38.). „Wir bekommen die Gegentreffer nur, weil wir Fehler machen“, konstatierte VfL II-Coach Patrick Bethke schon in der Pause gegenüber seiner Mannschaft.

Vamvakidis: „Diese Mannschaft, die einzelnen Jungs geben einem viel – weit über den Fußball“

VfL II-Keeper Marcel Schröder streckt sich beim Schuss von Fabian Lemke (nicht im Bild) vergebens, der Ball schlägt zum 5:0 ein. Foto: KBS-Picture.de

Nach Wiederbeginn dauerte es ganze drei Minuten, ehe die Kugel erneut im Netz lag. Lemkes Schuss glich eher einer Hereingabe, senkte sich aber an Keeper Schröder vorbei zum 5:0 in die Maschen. Und es dauerte nicht lange, da legte der HEBC auch schon nach: Es lief die 51. Minute, als Maximilian Schulz den Ball vom linken Flügel zu Natusch spielte, der im Sechzehner gleich vier Mann stehen ließ und dann ins lange Eck zum halben Dutzend an Treffern vollendete. Immerhin: Danach hielt sich die VfL-Reserve bis zur 65. Minute schadlos. Dann köpfte Ussumane Jau im eigenen Sechzehner vor die Füße von Rinckens, der sich nicht zwei Mal bitten ließ und den siebten Streich folgen ließ. Auch Treffer Nummer acht ging auf das Konto von Rinckens (78.), ehe dann zwei Minuten vor dem Ende Hermes nach einem Foul an Juro Julardzija in der Box vom Elfmeterpunkt aus zum 9:0-Endstand traf. Damit fehlt dem HEBC jetzt nur noch ein Treffer, um die Marke von 150 erzielten Toren zu knacken – und Hermes gelang sein 30. Saisontreffer. „Er ist einfach sensationell“, lobte Keeper Tino Nennhaus den Torjäger vom Dienst. 

„Es ist doch schon eine große Erleichterung, ich habe nicht gedacht, dass da so viel von einem abfällt“, freute sich Marco Fagin nach Spielschluss, „wir haben über die ganze Rückrunde nichts anbrennen lassen. Das Spiel gegen HR war für uns das Finalspiel – nach dem war klar: Die Meisterschaft wird nur über uns entschieden. Es ging nur noch darum, stabil zu bleiben.“ Eine Liga höher, so Fagin in einem kurzen Ausblick, „werden wir sicher nicht 9:0 oder 10:0 gewinnen. Es geht darum, in der Liga anzukommen. Das wird ein ganz anderes Bild nach vier Jahren Erfolg.“ Doch erstmal wartet auf sein Team ja noch ein anderes Highlight: Am letzten Spieltag kann der HEBC die 150-Tore-Marke knacken: „Wir haben gesagt: 100 Tore könnte klappen, dass es jetzt fast 150 sind – das ist Wahnsinn“, konstatierte Fagin, während Manager Vamvakidis aus dem Urlaub übermittelte: „Es macht jeden Tag Spaß dabei zu sein. Diese Mannschaft, die einzelnen Jungs geben einem viel – weit über den Fußball. Wir wissen das alle zu schätzen und sind sehr dankbar dafür. Das merkt man auch im Umgang untereinander. Das sollten wir uns erhalten, auch wenn es in der kommenden Saison sicher auch schwierigere Phasen geben wird.“

Jan Knötzsch 

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